Von Innsbruck nach Venedig – meine Alpenüberquerung mit dem Mountainbike
Mein Tacho zeigt Kilometer Vier als ich mich zum ersten Mal frage, was ich hier eigentlich mache. Habe ich mir das alles zu einfach vorgestellt? Bin ich überhaupt trainiert genug? Und wieso, verdammt nochmal, komme ich einfach nicht vorwärts?
Es sind gerade mal vierzig Minuten vergangen, seit ich zuhause die Tür hinter mir abgesperrt und mich auf den Sattel gesetzt habe. Mein Ziel, nicht etwa eine schön gelegene Hütte mit toller Aussicht aufs Inntal. Auch nicht ein Gipfel, der in gut zwei bis drei Stunden zu erreichen ist. Nein. Mein bescheidenes Ziel lautet Venedig. V E N E D I G. Ja, dieses weltberühmte Venedig in Italien, knappe 400km von meiner Haustür entfernt. 400km – auf direktem Weg, mit dem Auto, das gemütlich über gut asphaltierte Straßen rollt und sich nicht mehrere Bergpässe hoch quälen muss.
Inhalt des Artikels
Tag 1 | Von Hall in Tirol nach Franzensfeste
Tag 2 | Von Franzensfeste nach Villabassa
Tag 3 | Von Villabassa nach Borca di Cadore
Tag 4 | Von Borca di Cadore nach Belluno
Tag 5 | Von Belluno nach Feltre
Tag 6 | Von Feltre nach Bassano del Grappa
Tag 7 | Von Bassano del Grappa nach Venedig
Geschafft, oder: das Gefühl danach
Die Planung | Route, Gepäck & Unterkünfte
(M)ein ehrliches Fazit
Tag 1 | Von Hall in Tirol nach Franzensfeste
Die ersten fünf Kilometer sind die schlimmsten. Ich bin nicht eingeradelt, die Steigung hat es in sich und gefühlt komme ich keinen Meter vorwärts. Gepaart mit dem Wissen, dass ich heute knapp neunzig Kilometer zurücklegen muss, ein wahrlich schlechter Start für eine Alpenüberquerung auf dem Mountainbike. Nicht nur irgendeine, sondern meine erste überhaupt. Demotivation macht sich in mir breit und mit jedem weiteren Tritt ins Pedal werde ich frustrierter. Die Strecke, die ich aus dem Auto in- und auswendig kenne, zieht sich einfach ewig vor mir hin. Wie naiv von mir, mir das alles so einfach vorzustellen.
Es sollen weitere fünfzehn Kilometer und knapp eineinhalb Stunden vergehen, bis ich endlich meinen Rhythmus finde, die Landschaft an mir vorbeizieht und meine Laune sich bessert. Wir lassen die bekannten Wege hinter uns und alleine die Tatsache, dass ich nicht jede Kurve und Kreuzung kenne, lässt meine Stimmung mit jedem Kilometer deutlich besser werden.
Tag 1 der MTB-Alpenüberquerung von Tirol nach Venedig. Das sind knapp 90 Kilometer, 1.580 Höhenmeter bergauf, 1.310 Höhenmeter bergab und dazwischen der Brennerpass. Gute 6h 15min sitze ich am ersten Tag im Sattel. Und bin trotz des ersten Tiefs auf den ersten Kilometern bei Ankunft am Etappenort mächtig stolz auf meine Leistung.
Pünktlich um 12 Uhr erreichen wir den höchsten Punkt des heutigen Tages – wir sind am Brenner angekommen und legen am Brennersee einen ausgiebigen Jausen-Stopp ein. Mit dem Wissen, dass es ab jetzt zwar immer noch rund 40 Kilometer bis an unser Etappenziel sind, diese aber lediglich bergab verlaufen, tritt es sich zurück im Sattel deutlich leichter. Ich fange an, die Landschaft zu genießen und bin froh, von der alten Brennerpassstraße und damit vom Autoverkehr weg zu sein. Knapp fünfzehn Kilometer vorm Ziel rollen wir in Sterzing ein, landen mitten in einem riesigen Volksfest und belohnen uns mit einem erfrischenden Eiskaffee.Die letzten fünfzehn Kilometer verlaufen mit wenigen Ausnahmen stets leicht bergab, so dass wir schnell vorwärts kommen. Und während die Kilometeranzeige auf meinem Display stetig nach oben zählt, zählt die Akkuanzeige meines E-Bikes parallel dazu runter. Es wäre gelogen, würde ich behaupten, zum Schluss nicht nochmal ins Schwitzen gekommen zu sein, ob der Akku bis zur Unterkunft ausreicht oder ich das volle Gewicht meines Bikes noch aus eigenem Antrieb hinbringen muss. Doch, Ende gut, alles gut, mit 6 Kilometer Restreichweite kommen wir nach über sechs Stunden müde, aber glücklich in Franzensfeste an.
Etappe 1 | Hall in Tirol-Franzensfeste | auf komoot.de
Tag 2 | Von Franzensfeste nach Villabassa
Deutlich gemütlicher, wenngleich nicht um vieles kürzer, verläuft die zweite Etappe unserer Biketour ans Meer. Wir starten früh in Franzensfeste und verlassen nach wenigen Kilometern das Etschtal in Richtung Pustertal, wo wir in gemütlichem Auf und Ab dem gut ausgebauten Radweg folgen. Zwar stehen am Ende des Tages auch 970hm bergauf auf unserem Tacho, doch auf einer Strecke von 69,7km verteilen sich die Höhenmeter gut, so dass es ein gemütliches und rasches Vorwärtskommen ist. Durch Bruneck hindurch, vorbei am Ufer des Olanger Sees, erreichen wir in knapp fünf Stunden unser zweites Etappenziel – das kleine Örtchen Niederndorf/Villabassa. Die Dusche ist einmal mehr eine Wohltat und bevor wir unsere hungrigen Bäuche füllen, entscheiden wir uns noch für einen abendlichen Ausflug zum Pragser Wildsee.
Der vermutlich berühmteste See Südtirols liegt nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsort entfernt und wenngleich ich überlaufenen Touristenorten nichts abgewinnen kann, möchte ich das berühmte Postkarten- und Instagrammotiv dann doch einmal im Leben mit eigenen Augen sehen. Zwar ist am späten Nachmittag die Zufahrt zum See für den Verkehr wieder freigegeben, doch – oder vermutlich auch gerade deshalb – der Besucherstrom ist immer noch enorm. Und so finde ich die Kulisse zwar ebenso eindrucksvoll und werde an den Maligne Lake in Kanada erinnert, doch die ziellos herumlaufenden Touristen, auf der Suche nach dem besten Standort für ein Foto, trüben meine Begeisterung deutlich.
Etappe 2 | Franzensfeste-Villabassa | auf komoot.de
Tag 3 | Von Villabassa nach Borca di Cadore
Die landschaftlich schönste Etappe der Tour wartet an Tag 3 auf uns. Früh setzen wir uns auf unsere Bikes und radeln die ersten Kilometer in Richtung Pragser Wildsee. Nach fünf Kilometern zweigen wir jedoch in entgegengesetzte Richtung ab. Tritt für Tritt schieben wir uns über Serpentinen nach oben und immer wieder verspricht der Blick durch den Wald hindurch nach einer lohnenswerten Mühe. Rund zwei Stunden später sind wir am höchsten Punkt des Tages angekommen – und zugleich am schönsten. Wir befinden uns auf der Plätzwiese, einer Hochalm auf rund 2.000m Höhe, die landschaftlich schöner nicht sein könnte.
Die Plätzwiese gilt als beliebtes Ausflugsziel bei Urlaubern und Einheimischen und ist über die Nordwestseite mit dem Auto zu erreichen – was die Auffahrt mit dem Mountainbike, nicht zuletzt aufgrund des großen Zulaufs, etwas trübt. Dennoch ist die Hochalm ein Highlight der Tour, eine Hütteneinkehr darf bei einer derartigen Kulisse natürlich ebenso wenig fehlen.
Frisch gestärkt treten wir die Abfahrt in Richtung Süden an. Mühselig geht es abwärts, zu grob ist der Schotterweg nach unten. Zurück auf der Hauptroute folgen wir dem gut ausgebauten und markierten Radweg, passieren den Pass nach Cortina und radeln entlang der stillgelegten Bahntrasse durch alte Bahntunnel, bis uns schlussendlich ein Regenschauer erwischt und wir in Cortina Zuflucht in einem Café suchen. Wirklich lohnenswert erscheint uns Cortina nicht, so dass wir nach einem Café die Regenpause ergreifen und die letzten Kilometer bis zu unserem Hotel in Borca di Cadore antreten. Erneut werden wir vom Regen überrascht und kommen leicht durchnässt im Hotel an. Mit rund 1.210 Höhenmetern hatte die Etappe zwar erneut einige Anstrengungen auf den ersten zwanzig Kilometern zu bewältigen, doch danach ging es stetig gemütlich bergab, so dass die knapp sechzig Kilometer gut zu machen waren.
Etappe 3 | Villabassa-Borca di Cadore | auf komoot.de
Tag 4 | Von Borca di Cadore nach Belluno
An Tag 4 kam es, wie es kommen musste – ich startete mit einem fetten Motivationstief in den Tag. Die Aussicht auf rund siebzig Kilometer am Rad, ohne einen Tag voller Nichtstun zwischendurch, zerrte an meiner Stimmung. Und so legten wir nach nicht mal fünfzehn Kilometern die erste Pause ein, um meine Motivation bei einem Caffè wieder hervorzulocken.
Die Etappe selbst war mit 73,4km zwar erneut lange – erstmals hatten wir jedoch mehr Höhenmeter bergab als bergauf vor uns, so dass wir in guter Geschwindigkeit vorwärts kamen. Landschaftlich war das Tal des Piave zwar soweit schön, jedoch nicht groß spektakulär. Die Mittagspause direkt am Fluss und das Belohnungs-Eis in Belluno waren da schon die größten Highlights des Tages.
Dennoch war ich am Ende des Tages wieder versöhnt mit der Anstrengung und meine Motivation für die Tour soweit zurück. Vielleicht lag es auch am Prosecco, mit dem wir von unserem Gastgeber bei Ankunft begrüßt wurden, oder an dem Pool, der für die notwendige Abkühlung sorgte.
Etappe 4 | Borca di Cadore-Belluno | auf komoot.de
Tag 5 | Von Belluno nach Feltre
Mit gut drei Stunden reiner Fahrtzeit erlaubten wir uns am fünften Tag nicht nur eine deutlich kürzere Strecke, sondern auch deutlich ausgiebigere Pausen. Zum Glück, hatte doch etwa der Nationalpark der Dolomiti Bellunesi mit dem Lago del Mis ein kleines Highlight entlang der Strecke zu bieten. Zwar mussten wir für den See einen kleinen Umweg und ein paar Höhenmeter extra auf uns nehmen, doch die Landschaft und die kurze Abkühlung im See waren die Mühe wert.
Gut 800 Höhenmeter sammelten wir an diesem Tag durch ein gemütliches Auf und Ab durch die Dörfer entlang der Strecke. Zwar hatten diese leider nicht allzu viel zu bieten – so suchten wir etwa vergebens ein Café für eine kurze Einkehr zu mittags – doch dank der abwechselnden Kulisse vergingen die heutigen fünfzig Kilometer wie im Flug. Lediglich auf den letzten fünf Kilometern wurden wir von einem heftigen Regenschauer überrascht, der dafür sorgte, dass wir nass von oben bis unten in Feltre ankamen. Die warme Dusche hatten wir uns somit verdient.
Etappe 5 | Belluno-Feltre | auf komoot.de
Tag 6 | Von Feltre nach Bassano del Grappa
Landschaftlich abwechslungsreich zeigte sich dann auch die sechste Etappe auf unserem Weg nach Venedig. Von Feltre ging es über den Lago di Corlo (sehenswert!) über das Brentatal immer weiter südlich. Immer wieder führt der Radweg entlang des Flusses, so dass wir immer wieder den Kajakern und Raftern beim Wassersport zusehen konnten.
Als wir nach 55,7km und gut dreieinhalb Stunden das Ortsschild von Bassano del Grappa passieren, macht sich zum ersten Mal ein Gefühl von Stolz und Genugtuung in mir breit. Zwar hatten wir am nächsten Tag noch eine, die letzte, Etappe vor uns, doch die Überquerung der Alpen war geschafft. Wir hatten die letzten Höhenmeter hinter uns gelassen, die letzten Anstiege mitgenommen. Auf das Komma genau waren es bis hierhin 6.000 Höhenmeter bergauf, die ich Tritt für Tritt absolviert hatte. Und auch wenn ich – anders als mein Begleiter – Unterstützung in Form eines Akkus unter dem Sattel hatte, war ich doch jeden einzelnen davon in die Pedale getreten und hatte mich – mal mehr, mal weniger – dabei abgemüht.
Als wir also in Bassano del Grappa einrollten, unsere Räder am Flussufer zum Stehen brachten und sich die Stadt vor uns ausbreitete, konnte ich vermutlich nicht stolzer sein als in diesem Moment. Rückblickend betrachtet, wäre das “Abenteuer Alpenüberquerung” für mich wohl sogar eindrucksvoller in Erinnerung geblieben, hätten wir an diesem Tag die Tour beendet. Doch es war mein Wunsch, die Tour bis ans Meer auszuweiten und sagen zu können, von der Haustür mit dem Mountainbike bis nach Venedig geradelt zu sein.
Den Abend jedenfalls verbrachten wir mit einem ausgiebigen Stadtbummel durch Bassano del Grappa. Mit Eis, einer verdienten Pizza und mit dem besten Aperitivo, den es an diesem Tag nur geben konnte. Denn direkt an der Ponte Vecchio liegt die beliebte Grapperia Nardini, an der kein Weg vorbeiführt. Und so mischen sich hier bei Anbruch des Abends Einheimische unter Touristen, füllen die Straßen vor dem Lokal und stoßen vergnügt mit einem erfrischenden Mezzoemezzo an.
Etappe 5 | Feltre-Bassano del Grappa | auf komoot.de
Tag 7 | Von Bassano del Grappa nach Venedig
Und so fanden wir uns sieben Tage nach unserem Start zuhause auf der letzten Etappen unserer Alpenüberquerung wieder. Mit 66 Kilometern nochmals eine längere Etappe zum Schluss, mit lediglich 30 Höhenmetern bergauf jedoch mehr als machbar.
Was wir bei der Planung jedoch nicht berücksichtigt hatten, war die Tatsache, dass es keinen ordentlichen Radweg von Bassano del Grappa nach Venedig gibt. Wobei nicht existent weitaus treffender ist als nicht ordentlich. Und so traten wir knappe siebzig Kilometer fast ausschließlich auf italienischen Landstraßen in die Pedale, passierten dutzende Kreisverkehre, schwitzten in der italienischen Sonne vor uns hin und gönnten uns rund alle zwanzig Kilometer eine kurze Pause in einem der vorbeiziehenden Dörfer.
Zugegeben, die Etappe diente dem reinen Runterspulen von Kilometern und hatte landschaftlich kaum etwas zu bieten. Dementsprechend schwierig war es auch, die Motivation zu finden. Doch der stupide Tritt in die Pedale automatisierte sich irgendwann, so dass wir rasch vorwärts kamen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit im Sattel war es dann nach 62 Kilometern aber soweit – wir absolvierten die letzte Kurve und hatten plötzlich freie Sicht auf Venedig! Da lag sie vor uns, die Lagunenstadt. Deutlich zu erkennen die Kuppel des Markusdoms, lediglich getrennt von den letzten fünf Kilometern die vor uns lagen.
Etappe 7 | Bassano del Grappa-Venedig | auf komoot.de
Geschafft, oder: das Gefühl danach
Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht einen kleinen Adrenalinschub in mir spürte, als ich plötzlich die Silhouette der Stadt vor mir sah und die letzten fünf Kilometer über die Meeresbrücke zurücklegte, um schlussendlich am Ortsschild von Venedig vom Rad zu steigen. 6.030 Höhenmeter bergauf, 465,3 Kilometer, 30h 15min im Sattel. Zurückgelegt in sieben Tagen. Ja, ich war stolz. Und dennoch nicht richtig zufrieden.
Denn erst kurz bevor wir unsere Tour begannen, fanden wir heraus, dass selbst das Schieben von Rädern in Venedig verboten ist. [Ja, es ist sinnvoll und ich kann es nachvollziehen.] Und so entschlossen wir uns schweren Herzens auf die Innenstadt zu verzichten und unsere Tour am Ortsschild zu beenden. Eine richtige Genugtuung wollte sich dadurch aber lange Zeit nicht einstellen bei mir. So richtig Frieden mit der Tatsache schloss ich erst, als wir vier Tage später, nach ein paar erholsamen Tagen am Meer, im Auto saßen und die gesamte Strecke, welche wir in den Tagen zuvor mit unseren eigenen Beinen zurückgelegt hatten, am Autofenster an mir vorbei rauschte. Erst da wurde mir so richtig bewusst, welche Strecke, und vor allem welche Leistung, ich als absoluter Laie geschafft hatte.
Die Planung | Route, Gepäck & Unterkünfte
Als das Thema Alpenüberquerung Monate vor der Tour zum ersten Mal aufkam, stand für mich nach kurzem Überlegen schnell fest – wenn schon, denn schon. Ich wollte ans Meer. Bis nach Venedig radeln. Größenwahnsinnig? Vielleicht, wenn man bedenkt, dass ich zwar an vielen Wochenenden bereits zwei- bis dreimal hintereinander im Sattel saß, jedoch noch nie eine richtige Mehrtagestour gemacht hatte. Nach kurzem Einlesen und einer etwas längeren Planung stand jedoch fest – es ist machbar.
Ein Buch mit unterschiedlichen Alpencross-Touren diente dabei als erste Orientierung. Wir pickten uns schlussendlich eine Route heraus, die uns am ansprechendsten erschien. Die Detailplanung folgte dann mit der App komoot. Wir legten jede Etappe einzeln an, bekamen dadurch ein Gefühl für die Dauer und zu absolvierenden Höhenmeter einer jeden Etappe und verkürzten oder verlängerten lediglich um wenige Kilometer, wenn es die Verfügbarkeit von Hotels nicht anders erlaubte. Herauskam dabei eine Unterteilung der gesamten Strecke in sieben Tagesetappen. Zwar wäre es ein leichtes gewesen, noch zwei, drei Etappen zusammenzulegen und an einem Tag zu absolvieren, doch war es uns trotz des primären Zwecks der Alpenüberquerung wichtig, auch ausreichend Zeit für Pausen und ein klein wenig Sightseeing zu haben.
Damit meine erste Alpenüberquerung keine Qual wird und ich positiv darauf zurückblicke, hatten wir uns im Verlauf der Planung zudem für eine “Alpenüberquerung light” entschieden. Nicht nur in Form meines E-MTBs, welches es mir nicht nur ermöglichte, die Tour überhaupt erst anzutreten, sondern auch tagtäglich ohne Rückenschmerzen und einer beleidigten Bandscheibe vom Sattel zu steigen, sondern auch in Form einer Reisebegleitung, die unser Gepäck komfortabel im Kofferraum transportieren würde. Somit konnten wir jede Tagesetappe mit einem leichten Tagesrucksack mit der notwendigsten Verpflegung und Kleidung antreten und mussten keinen zig Kilo-schweren Rucksack über die Berge wuchten.
Was die Unterkünfte entlang unserer Route betrifft, so hatten wir diese ausnahmslos alle vorab gebucht. Dies erlaubte uns zwar keinerlei Flexibilität, was Länge der Etappen betraf. Da wir jedoch genau um den 15. August und somit zu Ferragosto unterwegs waren, wollten wir nichts dem Zufall überlassen. Zu ausgebucht waren viele Orte bereits. Schlussendlich macht es einen großen Unterschied, ob man am Ende des Tages nach einer siebzig Kilometer langen Strecke noch weitere zehn Kilometer bis zum nächsten freien Hotel treten zu müssen.
(M)ein ehrliches Fazit
Knapp ein dreiviertel Jahr ist nun seit meiner (ersten) MTB-Alpenüberquerung vergangen und blicke ich heute zurück auf die Tour, bin ich immer noch stolz auf meine Leistung. Heute vielleicht sogar ein klein wenig mehr als zu jenem Zeitpunkt, wo ich am Ortsschild von Venedig stand und vergebens darauf wartete, von meinen Emotionen überrollt zu werden.
Ob ich etwas anders machen würde? Nein, nicht an dieser Tour. Die Planung war gut, die einzelnen Etappen gut machbar und landschaftlich war die Strecke richtig schön und abwechslungsreich. Und heute sagen zu können, dass ich von der Haustür weg mit dem Mountainbike bis ans Meer geradelt bin, kann mir keiner mehr nehmen.
Sollte ich mich früher oder später aber nochmals an eine Alpenüberquerung wagen, würde ich keine sieben Tage mehr aufwenden. Für ein einmaliges Erlebnis mit dem Abschluss am Meer, ja. Nicht aber, für weitere Male. Dann reichen vier bis fünf Tage locker aus, um ebenso zufrieden auf seine eigene Leistung zurückzublicken.
Hallo Mela,
danke für diesen tollen Bericht. Er hat mir wieder die Sehnsucht in mein Herz getrieben, und ich kann Dir bestätigen, dass Dich wahrscheinlich die Alpencross – Sucht erreicht hat. So war es bei mir damals, als ich 2013 meinen ersten Alpencross bestritt. Eine Erfahrung, die seinesgleichen sucht und einem ungehörige Selbstbestätigung bringt. Der Luxus, alles hautnah zu erleben, die Natur, die Menschen und und und…Wenn Du magst, hab ich mal meinen youtube Channel hier rein kopiert, vielleicht macht es Dir ein wenig Fernweh….
https://www.youtube.com/channel/UCK1YOm1gGpOVsnjm4Y_M0RA
Viele Grüße nach Hall. Maik
Hallo Maik,
entschuldige die viel zu späte Antwort – da sagst du Wahres & es ist selbst jetzt immer wieder schön an das Erlebnis zurück zu denken.
lg Mela
Hallo Mela,
Danke für die schöne Reisebeschreibung. Ich hätte große Lust, deine Strecke nachzufahren, möchte aber nicht komplett 7 Tage unterwegs sein. Du schreibst, dass du das Gefühl hattest, auch einige Etappen “zusammenlegen” zu können. Das klingt erstmal einfach, aber betrachtet man die TagesHöhenmeter, so klingt das nicht so einfach. Wir haben schon zweimal die Alpen mit dem “normalen” MTB überquert und sind nicht so ganz unerfahren.
Auch wenn die Reise schon etwas zurück liegt, möchte ich, falls möglich, Dich um einen Tip bitten, welche Etappen am besten fürs Zusammenlegen/Verlängern infrage kommen.
Vielen Dank im voraus,
Matthias
Hallo Matthias, danke für dein Feedback zu meinem Artikel. Was die Etappen betrifft: Stimmt schon, teilweise sind es natürlich einige HM und KM pro Tag, wir saßen aber effektiv vor allem ab Etappe 5 bspw. nicht mehr allzu viel Zeit am Rad. Ich denke, wenn man ab Etappe 4 die Etappen etwas anders zusammenstückelt als wir, dann könnte man hier schon nochmal einen Tag rausholen. Und dann ist vermutlich auch noch die Frage, ob man die letzte Etappe von Bassano nach Venedig “unbedingt” machen muss. Ja klar, es ist toll zu sagen, man ist mit dem Bike bis ans Meer, allerdings war die Etappe landschaftlich und von der Strecke überhaupt nicht mehr lohnenswert. Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter. Liebe Grüße, Mela