Roadtrip durch Kanada: Eine Woche von Montréal bis Toronto
Eine Woche in Kanadas Osten zwischen Montréal und Toronto. Das sind: zwei spannende, abwechslungsreiche Großstädte, dazwischen Natur pur, nordamerikanische Kleinstädte und ein Ausflug an die Niagara Falls, deren Disneyland-mäßige Inszenierung der Imposanz der Wassermassen dennoch keinen Abbruch tut.
Ein Hauch Frankreich in Kanada
MONTRÉAL
Nach einem rund neunstündigen Flug, einer anständigen Zeitverschiebung und der späten Ankunft in der Unterkunft, fallen wir am Anreisetag einfach nur noch müde ins Bett. Den Vorsatz zumindest noch kurz rauszugehen, um uns die Füße zu vertreten, hatten wir ebenso schnell am Weg in die Stadt gefasst wie nach Ankunft im B&B auch wieder verworfen. Am nächsten Tag sind wir dank Jetlag schon zeitig munter, immerhin ist es zuhause bereits mittags. Wir starten mit einem gemütlichen Frühstück, welches unser Gastgeber am Vortag für uns im Studio bereitgestellt hat, und brechen danach schon bald auf, um Montréal zu erkunden.
Unser erstes Ziel ist Vieux-Montréal – das “alte Montréal”. Schnell erkennen wir, was Reiseführer bereits zuvor suggerierten. In Montréal weht ein Hauch von Frankreich. Nach Paris ist Montréal die größte französischsprachige Stadt der Welt, rund 65% der Einheimischen sprechen Französisch. Die Stadt ist bilingual, dennoch ist Französisch die dominierende Sprache. Kein Wunder also, dass die Altstadt einen schnell nach Frankreich versetzt. Alte, historische Gebäude, das unebene Kopfsteinpflaster und zahlreiche Bistros untermauern das Gefühl. Mit dem Place d’Armes, dem Hôtel de Ville, dem Marché Bonsecours und noch einigen mehr finden sich hier zahlreiche Sehenswürdigkeiten auf engem Raum. Die Rue Saint Paul ist die belebteste Straße in Vieux-Montréal, hier finden sich nicht nur Souvenirläden und Kunstgalerien, es reiht sich vor allem ein Café und Restaurant an das nächste.
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt ist ohne Zweifel Notre-Dame-de-Bon-Secours. Das Wahrzeichen der Stadt gilt als eine der schönsten Kirchen Nordamerikas und einen Besuch ist definitiv lohnenswert. Wer die Kathedrale betritt, kommt so schnell aus dem Staunen nicht heraus, so eindrucksvoll und imposant ist die Kirche von Innen. Tritt man aus der Kathedrale heraus, steht man unweigerlich am der Place d’Armes, einem der drei wichtigsten Plätze der Stadt. Hier befindet sich unter anderem der erste Wolkenkratzer Montréals. Auch am Place Jacques-Cartier lässt es sich entspannt Zeit verbringen und das geschäftige Treiben am Platz beobachten.
Weiter geht der Spaziergang durch Montréal im Vieux-Port, dem alten Hafen. Dieser wird heute hauptsächlich aus touristischen und Freizeit-relevanten Zwecken genutzt, der Industriehafen der Stadt ist etwas außerhalb der Stadt. Der alte Hafen ist weitläufig, die Pieranlagen sind über eine Uferpromenade miteinander verbunden. Neben begrünten Flächen zur Erholung locken verschiedene Freizeitattraktionen wie etwa eine Zipline, ein Riesenrad oder Tretboote. Wer dem Vieux-Port in nördliche Richtung folgt, kommt an den Place de l’Horloge, dem Stadtstrand Montreals. Hier befindet sich auch der Tour de l’Horloge, ein alter Uhrturm, der über 192 Treppen bestiegen werden kann und einen Ausblick über Montreal bietet.
In südlicher Richtung des Vieux-Port gelangt man – am besten mit dem Rad – über zwei Brücken zu den Inseln Île Notre-Dame und Île Sainte-Hélène, wovon erstere Austragungsort für die Formel 1 ist und auf zweiterer ein Freizeitpark und das Biosphère de Montréal zu finden sind. Es lohnt sich, für einen Nachmittag ein Rad zu schnappen und auf die Inseln zu radeln, denn zum einen bieten diese viele Grünflächen zum Erholen, zum anderen eröffnen sie schon alleine auf den Brücken eine andere Perspektive auf Montreals Skyline. Am Weg zurück ins Zentrum stoppen wir bei Marché des Éclusiers, um uns bei einem Aperitiv zu stärken – zu verlockend ist der Stil und die Lage des Lokals, um einfach daran vorbeizufahren.
Namensgeber für die Stadt und ein beliebtes Ausflugsziel bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen ist der Mont Royal. Die Einheimischen schätzen den 233m hohen Berg vor allem aufgrund der Sportmöglichkeiten, alle paar Meter begegnen uns Läufer und Radfahrer. Touristen wiederum ergreifen die Gelegenheit, um am Plateau vor dem Chalet du Mont-Royal die Aussicht über die Stadt zu genießen. Lohnenswert ist der Aufstieg über die Promenade Fleuve-Montagne, eine Promenade, die die beiden Kontraste Fluss (fleuve) und Berg (montagne) miteinander verbindet.
Die Aussichtsterrasse vor dem Chalet ist wahrlich ein Platz zum Verweilen – mitunter deshalb, um vom schweißtreibenden Aufstieg in der heißen Nachmittagssonne zu verschnaufen. Bequeme Holzstühle laden zum Entspannen und Beobachten ein, Künstler, Radfahrer und Kinder beleben den Platz jeder auf seine Art und Weise. Der Mont Royal ist sowohl tagsüber als auch abends einen Ausflug wert, denn nirgendwo sonst erhält man einen besseren Ausblick auf die Stadt – und das noch kostenlos. Lediglich das wenige Höhenmeter weiter oben liegende Kreuz des Mont Royal enttäuscht – zwar ist es einerseits nett anzusehen, doch weder ist es möglich es zu betreten, noch erhält man von dieser Stelle einen Panoramablick.
1000 Inseln und kanadische Kleinstädte
ENTLANG DES ST. LAWRENCE STROMS
Am nächsten Tag lassen wir Montréal hinter uns und wagen uns zum ersten Mal in den kanadischen Straßenverkehr. Wir folgen der 401 in Richtung Toronto, haben für die nächsten beiden Nächte jedoch Zwischenstopp ins Brockville und nahe Kingston eingeplant. Nach knapp eineinhalb Stunden verlassen wir zum ersten Mal den Highway, um dem Long Sault Parkway zu folgen. Dieser führt entlang einer Kette von elf Inseln, die seit einer Überflutung Ende der 50er Jahre vom Festland getrennt sind. Heute sind die Inseln ein beliebtes Naherholungsziel der Montrealer, zwei Strände mit Picknickmöglichkeiten und mehrere Campingplätze zeichnen das Gebiet aus.
Am Nachmittag erreichen wir Brockville, eine kanadische Kleinstadt, die nur wenig zu bieten hat. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist der stillgelegte Brockville Tunnel, der erste Eisenbahntunnel Kanadas. Heute sind rund 280 Meter begehbar, Schautafeln und ein Mix aus Licht und Akustik macht die Geschichte des Tunnels für Touristen erlebbar. Wir spazieren einmal quer durch den Tunnel, drehen wieder um und bummeln noch entlang des Ufers weiter. Die Besonderheit am Sankt-Lorenz-Strom in dieser Gegend ist die Breite, die es leicht macht bis ans andere Ufer zu blicken. Dieses befindet sich bereits auf amerikanischen Boden, so dass man in Brockville nur wenige Kilometer von den USA getrennt ist.
Landschaftlich spannender als tags zuvor, erweist sich unsere Weiterfahrt in Richtung Kingston. Wir erreichen den Thousand Islands National Park, den kleinsten Nationalpark Kanadas bestehend aus 21 Inseln, und die Region um die 1000 Islands. Genaugenommen zählt die Region 1864 Inseln, die sich sowohl auf kanadisches als auch amerikanisches Gebiet erstrecken. Wir steuern den 1000 Islands Tower auf Hill Island an, queren die 1000 Islands Bridge und lassen uns mit dem Lift auf 130 Meter Höhe bringen. Der Turm wird von einem deutschen Paar betrieben, das während unseres Besuchs leider nicht anwesend ist – zu gern hätte ich sie gefragt, wie man auf die Idee kommt, quasi im kanadischen “Nirgendwo” einen Aussichtsturm zu errichten. Oben angekommen, sind wir ob der Aussicht und dem grün-blauen Farbenspiel erstmal beeindruckt. Die Mitarbeiterin nimmt sich aufgrund der Tatsache, dass wir so früh am Vormittag die ersten und einzigen Besucher sind, ausführlich Zeit, um uns die Landschaft zu erklären. Ich bedauere etwas, dass wir nicht mehr Zeit haben, um mit dem Schiff einen Ausflug auf Heart Island zu machen, wo sich mit dem Boldt Castle ein beliebtes Ausflugsziel befindet. Fun Fact: Verpasst man, am 1000 Islands Tower links weg auf den Parkplatz abzubiegen und folgt der Straße auf der Suche nach einer passenden Umkehrmöglichkeit, landet man an der Grenze zu den USA – und sollte besser wieder umkehren.
Unsere Route führt uns weiter, zunächst nach Gananoque, wo wir uns im Laverne’s endlich wieder mal einen sehr guten Kaffee und ein Sandwich schmecken lassen, bevor wir die Kleinstadt Kingston ansteuern. Zwar sind die tatsächlichen Sehenswürdigkeiten überschaubar, doch Kingston ist eine relativ belebte Stadt mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und einer Uferpromenade, an der es sich bei Sonnenschein perfekt die zahlreichen Ausflugsboote beobachten lässt.
Den Tag lassen wir schlussendlich an unserer Unterkunft ausklingen. Unser Bed&Breakfast liegt direkt am Wasser, die Sicht auf den Ontario See lediglich durch einen kleinen Schutzwall für Wildtiere eingeschränkt. Im 10km entfernt gelegenen Supermarkt decken wir uns mit Salat und Getränken ein, schnappen den Sekt, welchen wir als Begrüßung von unseren Gastgebern erhalten haben und machen es uns am See gemütlich. Erst als die Sonne am Horizont verschwindet und die Luft langsam frisch wird, fallen auch wir müde ins Bett.
Inszeniertes Naturschauspiel
NIAGARA FALLS
Zwar liegen die Niagara Falls nicht unbedingt “ums Eck” von Toronto, dem eigentlichen Tagesziel auf unserer Weiterfahrt, doch aufgrund der geographischen Nähe wollen wir es uns dennoch nicht entgehen lassen, den Umweg von rund 1,5 Stunden pro Richtung auf uns zu nehmen. So viel vorweg – die Niagarafälle an sich sind zwar ein imposantes Naturschauspiel, die Inszenierung um die Fälle herum mag jedoch Geschmackssache sein. Und so tappen wir auch direkt bei der Anreise in die erste (von vielen möglichen) Touristenfalle: direkt am Niagara Parkway befindet sich ein riesiger Parkplatz, der uns aufgrund der Größe und Lage als die einzige/beste Option erscheint. Schnell sind wir bei Einfahrt $ 20,- los, können aber immerhin den ganzen Tag stehen bleiben. Wie wir später bei einem Spaziergang durch die Stadt feststellen, gäbe es weiter weg noch weitere halb öffentlich-halb private Parkplätze, für die je nach Lage nur $ 5-10,- zu bezahlen sind.
Der Vorteil jedoch ist klar die Lage – innerhalb kürzester Zeit stehen wir an der Abbruchkante der Niagarafälle und bekommen einen ersten Eindruck von der Macht der Wassermassen. 57 Meter rauschen diese in die Tiefe. Erwähnt werden sollte an dieser Stelle, dass die Niagarafälle genau genommen aus drei Wasserfällen bestehen – den American Falls und die kleineren Bridal Veil Falls, die auf amerikanischer Seite liegen, und die Horseshoe Falls auf kanadischer Seite. Diese sind die – meiner Meinung nach – imposantesten und erstrecken sich auf einer Breite von 670 Metern. Es reicht uns, die Promenade entlang zu spazieren und immer wieder in unterschiedlichen Perspektiven auf die Fälle zu blicken. Wem das nicht langt und mehr “Abenteuer” sucht, kann etwa die Journey Behind the Falls besuchen, entlang einer Zipline in die Tiefe düsen oder sich auf einem der zahlreichen Boote, die im Fünfminutentakt abwechselnd von amerikanischer und kanadischer Seite auf die Horseshoe Falls zufahren, durch die Verwehungen anspritzen lassen. Uns ist das jedoch zu viel der touristischen Inszenierung und wollen noch etwas von der Stadt sehen.
Über die Clifton Hill stehen wir wenige Minuten später in einer Mischung aus Las Vegas und Disneyland – und können unseren Augen kaum trauen. Hotels reihen sich an Imbiss-Stände und Vergnügungseinrichtungen und schnell wird klar, dass man hier mit den Touristen das schnelle Geld wittert. Kein Wunder, mit rund 18 Millionen Besuchern pro Jahr zählen die Niagara Falls zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Nordamerikas. Doch was hier gebaut und inszeniert wurde bzw. wird, steht leider in keinem Verhältnis zum Naturschauspiel. So sehenswert und imposant die Niagarafälle auch sind, es bleibt ein fahler Beigeschmack ob der bunten, lauten und künstlichen Inszenierung.
New York im Kleinformat
TORONTO
Mit Toronto und mir war das anfangs so eine Sache. Was vor allem damit zusammenhing, dass wir zunächst an der Rückgabe unseres Mietwagens scheiterten. Wir hatten die Rückgabestation direkt in der Stadt gewählt, um uns die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum zu ersparen. Ausgerechnet zur Rush Hour kommen wir frühabends in Toronto an, checken in der Unterkunft ein und steuern die Rückgabestation von Hertz an. Die ist allerdings an besagter Stelle nicht zu finden, ein Stehenbleiben aufgrund des Verkehrs und keinen Parkmöglichkeiten jedoch nicht möglich. In der nächsten dreiviertel Stunde kreisen wir somit alle Häuserblocks ab, scheitern an der nicht besetzten Hotline und wissen langsam nicht mehr wohin mit dem Auto. Per Zufall und völlig entnervt entdecken wir zwei Ecken weiter dann ein klitzekleines Hinweisschild und eine Einfahrt zur Parkgarage. Bingo! Erleichtert, das Auto endlich los zu sein, machen wir uns auf die Stadt zu Fuß zu erkunden und ein nettes Lokal zum Abendessen zu finden. Doch irgendwie bin ich immer noch gestresst, vom Großstadttrubel überwältigt nach zwei Tagen in der Natur, so dass ich mich nur spärlich mit Toronto anfreunden kann.
Nach etwas Schlaf sieht die Welt zum Glück schon wieder anders aus und gut erholt machen wir uns am nächsten Tag auf dem Weg mit der U-Bahn ins Zentrum. Wir holen uns einen Kaffee und starten am Royal Ontario Museum unsere Erkundungstour. Zwar statten wir dem Museum keinen Besuch ab, doch alleine die Architektur von außen ist einen Blick wert. Markant ragt der Crystal, nach dem Entwurf des bekannten Architekten Daniel Libeskind hervor. Wir setzen unseren Spaziergang fort, schlendern über den St. George Campus der University of Toronto und landen schlussendlich am Kensington Market. Ein multikulturelles Viertel mit Vintage Läden, Cafés und vor allem jeder Menge Street Art. Immer wieder stoppen wir, um die bunten Häuserfassaden und Graffiti zu bestaunen. Das Viertel selbst wirkt wie eine eigene kleine Stadt in der Stadt. Kensington Market grenzt direkt an Chinatown und so spazieren wir durch asiatische Straßen und Schilder zurück nach Downtown.
Nach wenigen Gehminuten stehen wir am Nathan Phillips Square, der von der wenig charmanten New City Hall im Norden als auch der wesentlich prächtigeren Old City Hall im Osten flankiert wird. Für Touristen kein wirklich spannender Platz, wäre nicht hier das überdimensionale Toronto Sign in 3D. Ein beliebtes Fotomotiv und zugleich bequeme Sitzgelegenheit, um eine Pause einzulegen und das Treiben am Platz zu beobachten.
Als eines der spannendsten und schönsten Viertel erweist sich die Gegend rund um Old Town Toronto. Seinen Ursprung hat das Viertel Ende des 18. Jahrhunderts als Town of York und mit der Entstehung des St. Lawrence Neighbourhood. Wurde hier einst gelebt und gehandelt, mischt sich heute noch Altes mit Neuem. Denkmalgeschütze Gebäude wechseln sich mit neuen Wohn- und Geschäftsgebäuden ab, bei einem Spaziergang lohnt auch immer wieder ein Blick nach oben, um die Häuserfassaden zu bewundern. Besonders angetan hat es mir mitunter das St. Lawrence Market Neighbourhood, allen voran der Berczy Park, wo wir uns unter die Einheimischen mischen und gleich zweimal ein Picknick aus unserer Mittagspause machen. Spätestens als wir dann am Gooderham Building stehen, einem roten Backsteinhaus welches dem Flatiron-Building in New York gleicht, fühle ich mich nicht nur wie in einer Mini-Version des Big Apple sondern bin schlussendlich begeistert von Toronto.
Der Straße weiter folgend, kommen wir wenig später am St. Lawrence Market vorbei und können nicht widerstehen, durch die Stände zu bummeln und die Spezialitäten zu begutachten. In der historischen Markthalle werden allerlei Produkte verkauft – von Obst und Gemüse über Fisch und Fleisch bis hin zu Delikatessen, Gewürzen und Getränken. Egal ob zum Kochen für zuhause oder als Take-Away, hungrig geht man hier garantiert nicht wieder raus. Die Händler und Bauern der Stände wirken alle sehr nett und freundlich, die Architektur der Markthalle rundet den Eindruck von Old Town Toronto ab.
Neben dem St. Lawrence Market Neighbourhood ist auch der Distillery District ein überaus spannender Stadtteil von Old Town Toronto. Das Viertel ist autofrei und somit hervorragend für einen Stadtbummel geeignet. Einst wurde hier die Gooderham & Worts Distillery gegründet, heute beherbergt das historische Viertel mit Backsteinhäusern und Kopfsteinpflaster zahlreiche Restaurants, Boutiquen und Galerien. Auch Kunst- und Kulturveranstaltungen finden regelmäßig statt und bereichern das Viertel für Kulturliebhaber.
Dank der Lage am Ontariosee, kommt in Toronto auch die Wasserkomponente nicht zu kurz. Die Harbourfront ist ein kleines Ausflugsziel für sich, die Möglichkeiten, um Zeit am Wasser zu verbringen vielfältig. Restaurants, Cafés und Bars mit einladenden Terrassen finden sich hier ebenso wie Kultureinrichtungen. Ein kleiner Teich mit Tretbootverleih entpuppt sich natürlich vor allem bei Kindern als Highlight, doch auch wir nutzen die Gelegenheit, um bei den sommerlichen Temperaturen die Füße im Wasser baumeln zu lassen. Selbst über einen kleinen Sandstrand verfügt die Harbourfront, mit Liegestühlen und Sonnenschirmen. Zum Baden ist der Platz jedoch nicht geeignet, doch die Kulisse mit den riesigen Wolkenkratzern im Hintergrund spricht dennoch für sich. Hier ist es auch, wo die Wassertaxis und Fähren zu den Toronto Islands ablegen – ein weiteres Ausflugsziel, welches wir uns für den letzten Tag aufheben.
Für den späten Nachmittag zieht es uns nun in luftige Höhen – genauer gesagt auf 553 Meter. Wir wollen uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen und den CN Tower besichtigen. Mit $38,- pro Person ein nicht ganz günstiges Vergnügen, doch der Versuchung widerstehen können wir ebenfalls nicht. Unser Plan, am späten Nachmittag bzw. frühen Abend hochzufahren, um so den Sonnenuntergang über die Stadt zu sehen, soll aber leider an der dichten Wolkendecke am Horizont scheitern. Macht nichts, der Zeitpunkt ist dennoch gut gewählt, denn so sehen wir Toronto nicht nur im Abendlicht, sondern auch bei zunehmender Dämmerung, bis die Stadt schlussendlich im Lichtermeer versinkt. Das Observation Level im Freien ist allerdings von so dicken Gittern durchzogen, dass die Aussicht hier nur wenig spektakulär ist, interessanter ist hier schon die innenliegende Etage darunter. Doch wir haben Glück: Aus uns unbekannten Gründen erstattet man uns bei rechtzeitiger Abholung der Tickets eine kostenlose Fahrt zum SkyPod, dem höchst zugänglichen Observation Level, für welches man üblicherweise extra zahlen muss. Der Höhenunterschied ist hier zwar kaum noch wahrnehmbar, da man sich generell signifikant über den Dächern der Stadt befindet, doch nehmen wir die Möglichkeit gerne wahr. Wieder festen Boden unter den Füßen sind wir uns zwar einig, dass es “irgendwie schon” ein cooles Erlebnis war, man aber dennoch nicht wirklich was verpassen würde, wenn man den CN Tower nicht besucht.
Den Abschluss unserer Zeit in Toronto bildet ein Ausflug auf die Toronto Islands. Die zur Stadt vorgelagerte Inselgruppe ist überwiegend als Parkanlage angelegt und deshalb beliebtes Ausflugsziel, vor allem in den Sommermonaten. Freizeiteinrichtungen, sogar ein kleiner Freizeitpark, Radverleih und Strände sorgen dafür, dass man sich auf den Toronto Islands gut und gerne mehrere Stunden vertreiben kann. Selbst Privatwohnungen finden sich auf den östlichen Inseln, am westlichsten Punkt hingegen liegt Torontos Regionalflughafen.
Drei Fährverbindungen sorgen für regelmäßige Überfahrten zu unterschiedlichen Anlegestellen, zudem verkehren Wassertaxis je nach Bedarf. Für $ 10,- pro Person lassen wir uns mit einem Wassertaxi zur zentralsten der drei Anlegestellen schippern und bekommen schon auf der Überfahrt einen tollen Blick auf die Skyline von Toronto. Es ist noch früh und der Hochnebel hängt noch über der Stadt, der zugleich den CN Tower in eine mystische Stimmung versetzt. Mit zunehmender Kraft der Sonne wird der Blick auf die Skyline immer besser und bis wir einmal quer in Richtung Osten über die Insel spaziert sind, haben wir wieder den freien Blick auf die Wolkenkratzer. Wir haben Glück und kommen genau zeitgerecht zur Ankunft der Fähre auf Ward’s Island an, die Rückfahrt zur Harbourfront ist – wie vom Wassertaxi versprochen – tatsächlich kostenlos, was die Kosten für die private Bootstour relativiert. Noch einmal Schlendern wir über die Yonge Street inmitten der Wolkenkratzer durch Toronto, suchen uns ein Restaurant zum Essen und machen uns dann auf zum Flughafen, um nach Calgary weiterzufliegen.
Übernachten
Montréal: Studio Living B&B
Modernes, großzügiges Studio mit frischem Frühstück und Garten im Innenhof. Super-zentrale Lage, vieles ist zu Fuß erreichbar bzw. ist direkt am Eck eine Citybike-Station. Toller Gastgeber, der noch einige persönliche Tipps verrät.
Brockville: Sir Isaac Brock B&B
Großzügige Suite, zentrale Lage, frisch zubereitete Waffel und Eierspeisen zum Frühstück und vor allem sehr herzliche Gastgeber, die sich gerne auch mit an den Frühstückstisch setzen.
Prince Edward County: The Empty Nest B&B
Einzigartige Lage direkt am Wasser, wenngleich einige Autominuten von Restaurants und Supermarkt entfernt. Tolles, reichhaltiges Frühstück mit frisch gebackenem Kuchen und Eierspeisen. Sympathische Gastgeberin.
Toronto: B&B In the Heart of North York
Modernes, geräumiges Zimmer, jedoch mit externem Bad. Etwas außerhalb im Stadtteil North York, jedoch mit U-Bahn-Anbindung ins Zentrum. Leider fühlt man sich aufgrund der Distanz der Gastgeber etwas fremd in deren Haus.
Gut zu wissen
Montréal und Toronto lassen sich zum einen perfekt zu Fuß erkunden. Zum anderen verfügen jedoch beide Städte über ein gut ausgebautes Netz an Radwegen und Citybike-Stationen, so dass Erkundungstouren per Rad nichts im Wege steht. Nach kurzer Registrierung durch eine Kreditkarte und Kosten von $ 5,- pro Tag und Rad können die Bixi-Bikes beliebig oft geliehen werden, wobei die ersten 30 Minuten kostenlos sind. Um weitere Kosten zu vermeiden, innerhalb von 30 Minuten einfach eine Radstation ansteuern, kurz andocken und neu ausleihen. Zudem ist mittwochs in Toronto ein kostenloser Radtag, dann können die Stadträder kostenlos genutzt werden.
Für $ 10,- pro Person und Strecke gelangt man mit dem Expressbus 747 von Montreals Flughafen ins Zentrum bzw. wieder zurück. In Toronto nutzen wir den UP Express ($ 12,35 pro Person und Strecke) für die Fahrt zum Flughafen. Da unser B&B in North York und somit vom UP Express eine gute Stunde Fahrt hin und zurück entfernt ist, folgen wir dem Tipp einer Schaltermitarbeiterin und hinterlegen für eine Gebühr von $ 5,- pro Koffer unser Gepäck im nahegelegenen Intercontinental Hotel in der Front Street. Die Gepäckannahme basiert auf gutem Willen des Hotels, stellt aber üblicherweise kein Problem dar, wenn der Gepäckraum nicht schon übermäßig voll ist. Einfach in der Hotellobby fragen.