Tenno-Tal: Canale & der “blaue See”
Es regnet in Strömen als wir das Auto am Parkplatz abstellen und dem holprigen Kopfsteinpflaster in Richtung Dorfmitte mit bedachten Schritten folgen. Trotz des Regens lassen wir es uns nicht nehmen dem kleinen Dorf Canale di Tenno zumindest einen kurzen Besuch abzustatten. Zugegeben: Selbst bei Schönwetter hält man sich hier aufgrund der überschaubaren Größe nicht allzu lange auf. Doch ein Besuch lohnt sich.
Eines der schönsten Dörfer Italiens
Denn Canale wurde nicht umsonst in die Vereinigung der schönsten Dörfer Italiens aufgenommen. Bei den so genannten “Borghi più Belli d’Italia” handelt es sich um eine Vereinigung zur Förderung und Erhaltung kleiner italienischer Städte und Dörfer. Neben der touristischen Vermarktung steht der Schutz historischer Gebäude und Denkmäler im Fokus des Clubs. Immerhin mehr als 200 Dörfer zählt die Vereinigung und eines davon ist das mittelalterliche Bergdorf Canale di Tenno, nur wenige Autominuten vom Gardasee entfernt.
Kopfsteingepflasterte Gassen, Bogengänge und kleine Innenhöfe prägen das Dorfbild von Canale, welches Besucher unmittelbar in das 13. Jahrhundert zurück zu versetzen scheint. Die meisten Bewohner verließen nach dem Krieg das Dorf in der Hoffnung auf ein besseres Leben anderswo, erst in den 60er Jahren wurde es aufgrund von Künstlerinitiativen wiederbelebt. Heute leben in Canale gerade mal zehn Familien dauerhaft. Im Sommer hingegen wird die Zahl der Einheimischen schlagartig mehr. Dann, wenn jene deutschen Gäste an den Gardasee pilgern, um ihren Zweitwohnsitz in unmittelbarer Nähe zum See zu beziehen.
Auch wenn es wohl nicht mehr als fünfzehn Minuten brauchte, um im strömenden Regen das kleine Dorf zu erkunden, war ein kleiner Zwischenstopp zur Stärkung dennoch ein Muss. Denn auch wenn Canale nicht unbedingt mit einer großen gastronomischen Infrastruktur punkten kann: Seit Kurzem gibt es immerhin die charmante Bar “Locanda dei Musicisti” und dort lässt sich hervorragend ein Aperitivo genießen, während draußen der Regen auf’s Kopfsteinpflaster prasselt. Und wer dem Charme des kleinen mittelalterlichen Dorfes gänzlich verfällt: Einige Stockwerke höher eröffnen die Besitzer der Bar in Kürze auch ihr eigenes Bed & Breakfast.
Übrigens: Auch wenn der kleine Parkplatz unterhalb des Dorfes darauf schließen lässt, dass sich das touristische Aufkommen in Canale in Grenzen hält – eine Ausnahme gibt es dann doch. Denn zur Weihnachtszeit strömen die Italiener in Massen in das kleine Dorf im Tennotal, um den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt zu besuchen, bei dem heimische Handwerkskunst und traditionelle Gerichte im Fokus stehen.
Türkisblauer Lago di Tenno
Einen Besuch in Canale di Tenno verbindet man am besten gleich mit einem Spaziergang zum Lago di Tenno, zu deutsch Tennosee. Er ist in etwa fünfzehn Gehminuten zu erreichen und zählt mitunter zu den saubersten Gewässern des Trentino. Der kleine Bergsee besticht vor allem in den Sommermonaten durch seine intensive, türkisblaue Farbe. Der auch als “blauer See” bezeichnete Tennosee ist vor allem bei Einheimischen eine beliebte Bade-Alternative zum Gardasee. Neben der Möglichkeit, in rund dreißig bis vierzig Minuten um den See zu spazieren, bietet ein kleiner Verleih die Gelegenheit, erste Versuche am Kajak zu wagen.
Spezialität der Region: Carne Salada
Hungrig vom Spaziergang in Canale und dem kurzen Badevergnügen am Lago di Tenno nutzten wir den Rückweg für einen weiteren kulinarischen Zwischenstopp. Denn das Tennotal ist allen voran bekannt für eine Spezialität: Carne Salada, eingelegtes, dünn geschnittenes Rindfleisch welches roh oder gegrillt mit Fasoi, also Bohnen, serviert wird. Ein empfehlenswertes Restaurant, welches ausgezeichnetes Carne Salada serviert, ist beispielsweise das Ristorante “Alla Croce”. Und wer schon mal da ist, sollte sich als Vorspeise auch die Strangolapetri – Nocken aus Brot und Spinat – nicht entgehen lassen. Buon appetito!