Kajak-Premiere auf den Lofoten

“Das ist nicht gut,” lautet die knappe Antwort von Ole als er hört, dass wir noch nie zuvor in einem Kajak gesessen haben. Sonderlich ermutigend ist dies nicht wirklich. Noch weniger als er auf meine Frage hin, wie wahrscheinlich es denn sei mit dem Kajak umzukippen, nur knapp mit “sehr wahrscheinlich” antwortet. Ole ist nicht unbedingt der gesprächigste Guide für unsere Kajak-Premiere. Und sonderlich motiviert zwei Anfänger an diesem wechselhaften Tag im Schlepptau zu haben, scheint er auch nicht. Zu unsicher erscheint ihm das Wetter, es könnte regnen, der Wind sorgt für etwas Wellengang. Ob wir die Tour nicht besser auf morgen verschieben wollen? Nein, eigentlich nicht. Eigentlich erscheint uns das Wetter zum ersten Mal nach einigen Regentagen auch wieder ziemlich gut. Doch wir können Ole überzeugen, es mit uns ins Wasser zu wagen. Wir wollen ja auch keine Tagestour machen, sondern lediglich vor dieser beeindruckenden Bergkulisse unsere ersten Versuche im Kajak wagen.

Dass ich bei unserer Reise auf die Lofoten unbedingt Kajak fahren musste, war für mich schon lange sonnenklar. Zu reizvoll erschienen die Bilder, die ich bei meinen Recherchen gesehen hatte. Weder die eiskalten Temperaturen des Wassers noch die Tatsache, dass man in Norwegen eine so genannte “våttkort” benötigt, um alleine zu Kajaken, konnten mich von diesem Vorhaben abbringen. Und so suchte ich nach Anbietern für geführte Kajak-Touren, von denen es so einige auf den Lofoten gibt. Schnell entschieden wir uns für Lofoten Outdoor, denn eines stand fest: Wir wollten unbedingt in Reine kajaken, um in die Fjorde zu paddeln während nur wenige Meter neben uns die Berge meterhoch in die Höhe ragen.

Zwei Tage vor der Tour verabredeten wir mit Ole per E-Mail Zeit- und Treffpunkt für unsere Kajak-Premiere. Und fanden uns schlussendlich in seinem Vorgarten wieder, wo er uns erfolglos von unserem Vorhaben abbringen wollte. Zum Glück, wie selbst Ole am Ende der Tour zugeben musste. Denn das Wetter meinte es gut mit uns und bis auf einen kurzen Regenschauer paddelten wir überwiegend im Sonnenschein am Wasser. Doch trotz der Sonne war ich erleichtert, dass Ole einen Trockenanzug vorschlug. Denn die Aussicht darauf in ein 5-6° kaltes Wasser zu fallen, erschien mir etwas zu erfrischend. Gut eingepackt und mit den wichtigsten Techniken des richtigen Paddelns vertraut, schleppten wir etwa eine halbe Stunde später unser Kajak zum Wasser. Darin Platz genommen und einen kräftigen Schub von Ole später trieben wir noch relativ unsicher die ersten Meter, bis Ole uns gefolgt war und uns Instruktionen gab. Zugegeben, ich hatte mir das Kajak weniger wackelig vorgestellt, als es sich zunächst herausstellte. Bloß nicht zu sehr nach links und rechts bewegen. Gleichmäßig paddeln und kräftig antauchen. Oder in Ole’s Worten: weniger mädchenhaft, sondern bestimmter. Gesagt, getan. Und so fand ich nach der ersten Viertelstunde langsam meinen eigenen Rhythmus und kam gut vorwärts. Zeit, endlich die Landschaft zu genießen und das Panorama von wenigen Zentimetern über dem Wasser aus auf mich wirken zu lassen.

Kajak auf den Lofoten | © individualicious

Was soll ich sagen – das Kajak fahren an sich ist schon eine unglaublich entspannende und beruhigende Aktivität. Trotz der körperlichen Anstrengung, die ich spätestens am Tag darauf in meinen Armen und Rücken spüren sollte. Das Ganze dann aber noch zwischen den Inseln von Reine hindurch ist einfach ein unbeschreibliches Erlebnis. Immer wieder musste ich das Paddel kurz ablegen, um mich durch die letzten Schwünge weiter vorantreiben und die Ruhe und die Natur auf mich wirken zu lassen. Und selbst Ole schien langsam in seinem Element zu sein und wurde gesprächiger. Während wir im Gleichtakt nebeneinander her paddeln, erzählt er von seinen mehrtägigen Kajak-Touren, den Wanderungen mit seinem Hund und dem Leben auf den Lofoten. Für welches er sich, geboren in Oslo, ganz bewusst entschieden und seither keine Sekunde bereit hat. Wieder am Ausgangspunkt unserer Kajak-Tour angelangt, waren wir in Summe immerhin drei Stunden am Wasser und Ole ist zufrieden mit unserem Fortschritt. Wie gerne würde ich diese Tour schon bald wiederholen, dann aber am besten, wenn auch gerade die Orcas den Reinefjord unsicher machen.

Kajak auf den Lofoten | © individualicious
Kajak auf den Lofoten | © individualicious

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6 Kommentare

  1. Auch ein wenig Regenwetter beim Kajak-Fahren gehört dazu. Auf Aalglatten Seen kann jeder fahren und es ist gut, wenn ihr bei eurer ersten Kajak-Erfahrung nicht dasbeste Sonnenwetter hattet.

    Tolle Fotos

    Liebe Grüße
    Mel

    1. Der Meinung waren wir schlussendlich ja auch, allerdings war es nicht ganz so einfach, unseren Guide davon zu überzeugen. Er meinte eher, dass wir bei schlechten Bedingungen (etwas Wind und bisschen Tröpfeln) keinen wirklichen Spaß hätten und dann nie wieder Kajak fahren wollen. Zum Glück hat er es sich anders überlegt ;)

  2. Hattest du eine Schutzhülle für Handy/Kamera oder warst du so mutig, es darauf ankommen zu lassen ;)?!

    1. Tatsächlich war ich zu feig, meine “gute” Kamera mitzunehmen, da mein Guide meinte, es sei sehr wahrscheinlich beim ersten Mal ins Wasser zu fallen. Und den wasserdichten Beuteln wollte ich nicht ganz vertrauen. Umgekippt bin ich nicht, aber trotzdem habe ich mich die ganze Tour über nicht getraut, die kompakte Kamera auszupacken, die ich dann doch eingesteckt hatte. Erst ganz zum Schluss hab ich dem Guide die Kamera in die Hand gedrückt, damit ich zumindest ein paar Beweisfotos mit nach Hause nehmen kann. Ich könnte mich im Nachhinein aber zu Tode ärgern, dass ich sie während der Tour nie rausgeholt hab, denn die Kulisse im Fjord war einfach unbeschreiblich und hätte mega Bilder geliefert… :-/

  3. Glückwunsch zur Kajak-Premiere! Und dann auch noch in einem solch tollen Gebiet. Da will ich unbedingt auch mal hin.