Zwischen goldenem Herbst & Wintereinbruch im Ahrntal

Von wohlig warmer Herbstsonne bis zum Wintereinbruch mit Schneefall war alles dabei – dennoch war unser Kurztrip ins Südtiroler Ahrntal rundum gelungen. Meine Tipps und Empfehlungen gibt’s im nachfolgenden Artikel.


Das Ahrntal gilt als das nördlichste Seitental Südtirols und erstreckt sich bis hoch zur Südseite der Zillertaler Alpen. Mitten im Naturpark Rieserferner-Ahrn ist das Tal geprägt von 80 Dreitausendern, imposanten Gipfeln und steilen Hängen. Neben dem Ort Sand in Taufers mit der markanten Burg Taufers hat das Tal auch kulinarisch einiges zu bieten. Die Anreise erfolgt mit dem Auto über den Brenner und weiter über das Pustertal bis Bruneck, von wo aus es in nördlicher Richtung ins Ahrntal geht. Aber auch die Anreise mit dem Zug ist einfach und komfortabel über den Brenner möglich – mit Umstieg in Franzensfeste. Von Bruneck geht es dann mit dem Regionalbus weiter.


Ausgangspunkt unseres verlängerten Wochenendes im Südtiroler Ahrntal war das kleine Städtchen Sand in Taufers. Nur wenige Autominuten nördlich von Bruneck liegt der Hauptort des Ahrntals eingebettet in eine Kulisse aus Berg und Burg. Denn die Burg Taufers ist nicht nur das Wahrzeichen von Sand sondern zugleich malerisch von den Gipfeln und Hängen der umliegenden Berge umgeben.

Mit gerade einmal 5.000 Einwohnern ist der Ort alles andere als groß, verfügt aber neben der notwendigen Infrastruktur über Ausflugsziele wie die Burg Taufers, die Schwimm- und Saunalandschaft Cascade, einige empfehlenswerte Restaurants und so manch gut besuchte Veranstaltung.

Naturschauspiel
REINBACH WASSERFÄLLE

Wir nutzen das schöne Wetter des ersten Tages, um direkt von unserer Unterkunft die Reinbach Wasserfälle zu erwandern. Sie liegen im Naturpark Rieserferner-Ahrn und sind ein eindrucksvolles Naturschauspiel, dass sich ohne nennenswerte Schwierigkeit gut zu Fuß entdecken lässt.

Bevor wir den Anstieg auf uns nehmen, stoppen wir jedoch zunächst in der Rivas Wasserfallbar, die mitten im Wald gelegen einfach zu verlockend zum Vorbeigehen ist. Die direkt danebenliegende Holzkugelbahn ist übrigens ein toller Tipp für Familien bzw. für Kinder, um sich während der Einkehr die Zeit zu vertreiben. Von hier aus beginnt nun aber auch die familientaugliche Wanderung. Für die rund 10 Kilometer und 320 Höhenmeter im Aufstieg benötigen wir in gemütlichem Tempo rund drei Stunden Gehzeit (→ zur Tour).

Über drei Kaskaden rauscht das Schmelzwasser des Reinbach in die Tiefe, nach knapp eineinhalb Stunden und mehreren Fotostopps erreichen wir schlussendlich den höchsten Punkt der Tour, die Franz-und-Klara-Kapelle auf 1.160m.

Für etwas Abwechslung entscheiden wir uns für den Abstieg über den Gasthof Toblhof und stehen rund eine Stunde später bei der Goasroscht. Das beliebte Ausflugsziel ist zugleich Hofschank, Hofladen – und Ziegenkäserei. Denn hier dreht sich alles rund um die Milch der Ziege. Mit gerade einmal 8 Ziegen ist der Betrieb 2014 gestartet, heute zählt der Bestand bereits 45 Ziegen. Mehr soll es jedoch bewusst nicht werden, denn Familie Volgger ist es wichtig, die Qualität zu halten. 2x täglich wird gemolken, 2l pro Tag geben die Ziegen Milch – die direkt am Hof zu Weichkäse, Frischkäse, Ricotta, Sauermilchkäse, Trinkjoghurt und mehr verarbeitet wird. Bei einer Führung mit anschließender Verkostung (→ Ahrntaler Berg- und Käseherbst) erfahren Besucher nicht nur Wissenswertes über die Haltung der Ziegen, sondern kommen auch in den Genuss die hofeigenen Milchprodukte zu verköstigen.

  

Frisch vom Feld
TAUFRISCH

Kulinarisch endet unser erster Tag im Ahrntal auch. Denn wir lassen den Abend mit einem viergängigen Menü im Drumlerhof im Ortskern von Sand ausklingen. Und werden dabei mit einer feinen Auswahl an vegetarischen Gerichten überrascht, die uns Fleisch keinesfalls vermissen lassen. Nicht nur, dass der Drumlerhof per se ein toller kulinarischer Tipp ist: Wir sind auch hier, um von Gastgeber Stefan Fauster mehr über das Projekt “TauFrisch” zu erfahren, von dem auch unsere Gastgeber, das Ovinas Haus, Partner ist.

So haben sich für das Projekt zehn Gastronomen der Region zusammengeschlossen, um Gemüse direkt vom Feld auf die Teller der Gäste zu bringen. Über dreihundert Sorten, darunter klassische, aber eben auch alte und seltene Gemüsesorten, werden direkt in den Wiesen vor Sand angebaut, geerntet und von den teilnehmenden Betrieben zu Suppen, Beilagen oder gar ganzen Gerichten verarbeitet. Oder aber, Appartementhäuser wie eben unser Ovinas Haus, stellen das Gemüse für die Gäste zum selbst verkochen bereit. Doch nicht nur die Gastro- und Beherbergungsbetriebe, auch die Bevölkerung ist im Projekt involviert und kann mit-gärtnern, sofern eben mit-geholfen wird.

Stefan Fauster liegt das Projekt besonders am Herzen – das zeigt nicht nur die Qualität und Kreation der Gerichte, die uns an diesem Abend serviert werden, sondern auch ein kurzes Gespräch mit dem Hotelier und Gastronom. Denn für ihn ist klar: “Wir müssen wieder anfangen nach Werten zu konsumieren. Wir haben allem einen Preis gegeben, nicht aber einen Wert.” Wie wertvoll Lebensmittel sind, die direkt vor der Tür angebaut und geerntet werden, zeigt sich jedenfalls nicht zuletzt bei einem Abend im Drumlerhof.

Rieserferner-Ahrn
WANDERUNG IM NATURPARK

Leider – vom Herbst mussten wir uns am nächsten Morgen dann auch schon wieder verabschieden. Denn der erste Blick aus dem Fenster zeigte nicht nur ein wolkenverhangenes Tal, die Autofahrt in Richtung Talschluss brachte dann auch die ersten Schneeflocken, die bis zum Abstellen des Autos beim Naturparkhaus in Kasern immer dichter wurden.

Da es bekanntlich kein schlechtes Wetter gibt (auch wenn sich darüber streiten lässt), machten wir uns einigermaßen gut eingepackt zu Fuß weiter auf den Weg hinein in den Naturpark Rieserferner-Ahrn. Zwar konnten wir aufgrund des Schneefalls und den tiefhängenden Wolken die Berge nur erahnen, doch was wir zu sehen bekamen, sah jedenfalls sehr verlockend aus. So verlockend, dass ich gedanklich die Almenwanderung zum Talschluss auf meine imaginäre Liste für besseres Wetter setzte. Leider war es primär nass und da wir nicht ausreichend warme Kleidung dabei hatten auch dementsprechend kalt, so dass wir darauf verzichteten, noch weiter zu wandern, sondern stattdessen auf direktem Weg in der Jägerhütte / Trinksteinalm einzukehren.

Auf knapp 1.700m gelegen, ist die Hütte im Inneren so richtig urig – und gefühlt mehr ein beliebter Treffpunkt unter Einheimischen als Ausflugsziel für Touristen. Bingo! Entsprechend freundlich und familiär ist auch die Atmosphäre. So durften wir neben der bestellten Gerstensuppe und dem Knödeltris auch von den ersten Kastanien der Saison probieren und wurden beim Rausgehen mit einem hausgemachten Zirbenschnaps verabschiedet.

Oder doch Winter?
KÄSEHERBST

Noch winterlicher wurde es am nächsten und letzten Tag unseres Kurztrips ins Ahrntal. Zwar ließ sich bei der Abfahrt in Sand noch gelegentlich die Sonne blicken, doch je näher wir unserem letzten Ziel der Reise kommen, desto weißer wurde die Landschaft. Und als wir unser Auto am Beginn des Neves Stausees auf etwa 1.800m abstellen, finden wir uns mitten im Winter wieder.

Zwar wollten wir an einem Programmpunkt des “Ahrntaler Berg- und Käseherbst” teilnehmen – was wir natürlich dennoch tun. Von der Vorstellung eines schön goldenen Herbsttages mussten wir uns jedoch schnell verabschieden. Vielmehr hinterlassen wir auf dem zwanzigminütigen Spaziergang entlang des Ufers bis zur Neves Alm unsere Spuren im Schnee. Und können uns nur ausmalen, wie die Landschaft im Herbst aussehen würde.

Als wir jedoch von Almwirtin Agnes Laner nach und nach köstliche Gerichte aus und mit Graukäse serviert bekommen, in geselliger Runde im Warmen sitzen und von Käsesommelier Martin Pircher mehr über den Graukäse in seinen vielen Formen erzählt bekommen, haben wir das Schneetreiben vor der Türe jedoch schon wieder vergessen. Und selbst als Nordtirolerin komme ich in den Genuss, viel mehr über den Graukäse zu erfahren, als mir bislang bekannt war – vor allem, in welchen Variationen dieser hier im Südtiroler Ahrntal hergestellt wird und wie unterschiedlich er schmecken kann.

Gemütliches zuhause
OVINAS HAUS

Unser Zuhause während unseres Aufenthalts im Ahrntal ist das brandneue und überaus gemütliche Ovinas Haus, direkt an der Ortseinfahrt von Sand in Taufers. Von außen eine Neuinterpretation eines alten Stadls, punktet das Appartementhaus im Inneren mit moderner Einrichtung und einer ganz besonderen Atmosphäre, die einen sofort rundum wohl fühlen lässt. Mehr dazu in meiner → Hotel Review.

Schlechtwetter-Tipp: Gäste vom Ovinas können das fußläufig gelegene Schwimmbad & Sauna Cascade kostenlos nutzen. Was wir uns nach einer Wanderung im Schnee auch nicht nehmen ließen.

  

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *