Azoren: Natur, Badespaß & mehr auf São Miguel

Kraterseen, Schwefelquellen, Teeplantagen, Thermalbäder, Wasserfälle, Sandstrände, Fischerdörfer, Naturschwimmbecken und vieles mehr. Zwar ist São Miguel die größte der Azoreninseln, mit gerade mal 63km Länge und 16km Breite dennoch alles andere als groß. Und doch ist die Insel an landschaftlicher Vielfalt kaum zu überbieten. Für eine Reise nach São Miguel sollte somit ruhig ein wenig Zeit eingeplant werden.

Unseren Aufenthalt auf São Miguel starten wir nach Ankunft am Flughafen von Ponta Delgada gemütlich. Nicht nur, dass unser Studio auf der völlig anderen Inselseite liegt und doch in zwanzig Autominuten zu erreichen ist. Vielmehr nehmen wir es mit der Entschleunigung wörtlich, stellen unsere Koffer ab und genießen erstmal frischgemachten Karotten-Schokoladekuchen unserer Gastgeberin sowie ein Glas Portwein am Pool. Dass ein Abstecher an den Strand ebenso wenig fehlen darf, versteht sich von selbst und so strecken wir unsere Füße das erste Mal in den Sand, bevor wir abends die azoreanische Küche kennenlernen.

Tag 1 | Von Teeplantagen und paradiesischen Aussichten

Am nächsten Tag sind wir voller Tatendrang; zu verlockend war die Landschaft bereits auf dem kurzen Weg vom Flughafen ins Hotel. Wir haben uns die Nord-Westküste der Insel vorgenommen, nichtsahnend, wie viele Stopps wir an diesem Tag an Aussichtspunkten einlegen werden.

Unser erstes Ziel liegt nicht weit von unserer Unterkunft entfernt und ist für mich ein ganz besonderes Highlight. Wir besichtigen die Teeplantage Chá Gorreana, die älteste Teeplantage in Europa und mit der nahegelegenen Chá Porto Formoso die einzige Teefabrik Portugals. Bei freiem Eintritt besichtigen wir die Produktionsanlage und können im Anschluss den Tee verkosten. Da am Tag unserer Besichtigung kein Produktionsbetrieb ist, ist der Spaziergang durch die Teeplantage selbst um einiges spannender. Terrassenförmig erstrecken sich die Pflanzen über ein großes Gebiet, stets mit Blick auf die Fabrik und das Meer.

Wir lassen den Tee hinter uns und stoppen wenige Kilometer weiter östlich im Parque Natural da Ribeira dos Caldeirões. Zwar ist der Naturpark nicht sonderlich groß, dennoch lohnt ein kurzer Spaziergang durch die Parklandschaft. Denn neben der üppigen Vegetation, einem Wasserfall und allerlei Hortensien, Lorbeerbäumen und weiteren Pflanzen erfährt man hier ein wenig über die Wassermühlen, mit denen früher Getreide gemahlen wurde. Da die Terrasse des Cafés zu einladend ist, um daran einfach vorbei zu spazieren, gönnen wir uns einen Espresso und, standesgemäß, ein Pastel de Nata.

Auf unserer weiteren Route passieren wir zahlreiche Aussichtspunkte, die meist zugleich großzügige Picknickplätze mit öffentlichen Grillmöglichkeiten bieten. Auch wir nutzen die Gelegenheit zu einer kurzen Mittagspause, bevor wir am Nachmittag zu einer kurzen Wanderung aufbrechen.

Ausgangspunkt ist das kleine Dorf Faial da Terra im Südosten der Insel. Wir parken das Auto und wandern entlang des gut ausgeschilderten Wanderwegs PRC9SMI in Richtung Salto do Prego, einem Wasserfall, der sogar zu einem kurzen Badevergnügen einlädt. Am Rückweg folgen wir den Schildern in Richtung Sanguinho. Das kleine Dorf befindet sich im Wiederaufbau und versprüht aufgrund des Mix an verlassenen und neu renovierten Häusern und landwirtschaftlichen Betrieben einen ganz eigenen Charme. Zugleich wächst hier jene Pflanze, welche dem Ort seinen Namen verleiht.

Tag 2 | Im Zeichen der Schwefelquellen

Für einen Ausflug nach Furnas sollte man am besten einen ganzen Tag einplanen. Denn mit dem Furnas-See, den Schwefelquellen am See und im Ort, den Thermalbädern und einem hübschen Ortskern gibt es hier allerhand zu sehen.

Noch bevor wir Furnas erreichen, steuern wir den Aussichtspunkt Miradouro do Pico do Ferro an. Denn von hier oben eröffnet sich ein großzügiger Blick über den See und den Talkessel, in welchem Furnas eingebettet liegt. Zurück auf der Hauptstraße, fahren wir zunächst an Furnas vorbei, denn wir wollen den See näher erkunden. Zwei Euro pro Person sind an der Einfahrt in das Naturschutzgebiet zu bezahlen, am großen Parkplatz stellen wir das Auto ab und erkunden die Gegend zu Fuß. Der See selbst sieht aus nächster Nähe zwar nicht mehr ganz so besonders aus wie von der Aussichtsplattform zuvor, doch die angrenzenden Schwefelquellen sind einen Besuch wert. Ähnlich wie jene in Island, steigen hier die Schwefeldämpfe aus dem blubbernd-heißen Quellen auf und hinterlassen einen unangenehmen Geruch. Bekannt sind die Schwefelquellen in Furnas jedoch auch für eine besondere Spezialität: cozida. Dabei handelt es sich um Schmortöpfe aus Fleisch oder Fisch und Gemüse, die über Stunden im heißen vulkanischen Boden gekocht werden. Täglich kann man hier zusehen, wie die Restaurantbetreiber mit dem Auto vorfahren, von Mitarbeitern vor Ort die siedend heißen Töpfe aus dem Boden holen lassen, einpacken und zurück ins Restaurant bringen.

Auch im Ort Furnas selbst gibt es Schwefelquellen, die frei besichtigt werden können. Schon von Weitem ist der Dampf zu sehen, der aufsteigt und dem Ort ein mystisches Bild verleiht. An einem kleinen Marktstand direkt daneben verkauft eine alte Dame gegrillte Maiskolben, die für den Ort ebenfalls typisch sind.

Wir haben jedoch bereits gegessen und wollen uns nun einer weiteren Besonderheit von Furnas widmen – den Thermalbädern. Gleich zwei sind in dem kleinen Ort zu finden. Im Terra Nostra Park, einer großzügigen Parklandschaft samt angrenzendem Hotel, befindet sich eines davon. Das Wasserbecken mit natürlich braunem Wasser und einer konstanten Temperatur von 38° ist das bei Touristen beliebtere Thermalbad. Wir wollen jedoch in das kleinere Poça da Dona Beija. In der Hauptsaison kann es hier schon mal sehr voll werden und der Eintritt aufgrund der eingeschränkten Kapazität nicht mehr möglich sein, doch in der Nebensaison ist der Eintritt in der Regel kein Problem. Fünf Thermalbecken, eingebettet in eine tropisch-anmutende Landschaft sind hier zu finden. Ein besonderes Erlebnis, welches wir in vollen Zügen genießen. Schade ist nur, dass es keine Duschen oder ein Kaltwasserbecken zur Abkühlung gibt, so dass wir nach rund eineinhalb Stunden durchgeweicht und erhitzt genug sind.

Auf dem Rückweg ins Hotel sorgen wir jedoch selbst für die notwendige Erfrischung. Wir stoppen am Santa Bárbara Beach, einem feinen Sandstrand, der auch bei Surfern sehr beliebt ist. Zwar gehen meterhohe Wellen, die nicht zu unterschätzen sind, dennoch lassen wir es uns nicht nehmen, endlich in den Atlantik zu springen.

Tag 3 | Badewannen im Regenwald

Am dritten Tag unseres Aufenthalts auf São Miguel haben wir uns das Inselinnere vorgenommen. Wir fahren zu den Caldeiras da Ribeira Grande, einem ehemaligen Kurort, wo heute noch Schwefelquellen, ein kleines Thermalbad und ein Restaurant zu finden sind. Von dort aus wollen wir über den Wanderweg PRC29SMI zum Wasserfall Salto do Cabrito. Die Route führt zunächst über die Straße, infolge weiter entlang dicker Wasserrohre durch den Wald bis zu einem abenteuerlichen Abstieg zum Fuße des Wasserfalls. Wir sind uns einig, dass die Route zwar ganz ok, aber nicht weiter spektakulär ist und machen uns relativ bald auf den Weg zurück zum Auto.

Ein weiteres Highlight wartet auf uns, denn wir wollen den Nachmittag in der Caldeira Velha verbringen. Das Thermalbad am Abhang des Vulkans Vulcão do Fogo ist ein kleines Paradies. Eingebettet in einen Talkessel sind die Naturbecken umgeben von Eukalyptusbäumen, Farnen und allerlei anderen Pflanzen. So muss es im Regenwald aussehen, geht mir beim Betreten der Anlage durch den Kopf. Anders als im Thermalbad in Furnas sind die Becken von unterschiedlicher Temperatur, so dass man sich nach Belieben aufwärmen oder auch mal abkühlen kann. Wir verbringen rund zwei Stunden in der Caldeira Velha, bevor wir durchgeweicht genug sind und unseren Ausflug fortsetzen.

Auch auf das nachfolgende Ziel habe ich mich schon lange vor der Reise gefreut. Denn wir besuchen die Ananasfarm Santo António in Ponta Delgada. Die Ananas ist eine der wichtigsten Früchte auf den Azoren, gleich mehrere Plantagen laden Besucher zur Besichtigung ein. Die kostenlose, rund 20-minütige Besichtigung bei Santo António ist dabei durchaus lehrreich. So erfahren wir, dass die Frucht in einem aufwändigen, manuellen Prozess dreimal umgepflanzt wird, bevor sie nach rund 2-2,5 Jahren essreif ist. Wir bekommen Einblick in die Gewächshäuser, wo die Ananas in unterschiedlichen Reifegraden wächst und können nicht widerstehen, im Anschluss im kleinen Shop eine Ananas und einen Likör mitzunehmen.

Tag 4 | Portugals Naturwunder & ein verlassenes Hotel

Für den vorletzten Tag auf São Miguel haben wir uns die wohl bekannteste Landschaft der Azoren vorgenommen: die Kraterlandschaft der Sete Cidades. Viele Aussichtspunkte bieten immer wieder einen Blick aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Sete Cidades sind eines der sieben Naturwunder Portugals und definitiv ein Fotomotiv für sich.

Ein beliebter Aussichtspunkt ist der Miradouro da Boca do Inferno. Zwar muss man sich die Plattform mit einigen anderen Touristen und Fotografen teilen, begibt man sich jedoch auf die kleine Rundwanderung und weicht somit etwas von der Hauptroute ab, gibt es immer wieder schöne Aussichtspunkte, die weit weniger überlaufen sind. Der bekannteste und beliebteste Aussichtspunkt auf die Sete Cidades ist jedoch der Vista do Rei. Und das aus zweierlei Gründen. Nicht nur, dass hier direkt am Parkplatz eine Aussichtsplattform den Blick nach unten freigibt, liegt hier zugleich die verlassende Hotelruine des Monte Palace.

Das Hotel in Traumlage wurde in den 19080er Jahren erbaut in der Hoffnung, massig Urlauber anzuziehen. Doch der erwartete Erfolg bliebt aus und das Hotel wurde mit der Zeit sich selbst, oder besser gesagt der Natur überlassen. Nach Plünderungen und Vandalen ist heute nur noch eine Ruine übrig. Die jedoch eine beliebte Attraktion bei Einheimischen und Urlaubern zugleich ist. Zwar untersagen Hinweisschilder und Absperrungen das Betreten des Gebäudes, davon abhalten lässt sich jedoch niemand. Und so erkundet man im Inneren Stockwerk für Stockwerk, durchstreift ehemalige Zimmer und Balkone mit Blick über den See. Vom vierten Stock aus entdecken wir dann auch einen Foodtruck auf der Rückseite des Hotels und kommen so zu einem der besten Burger, den ein Foodtruck so hergeben kann.

Auf der Weiterfahrt stoppen wir dann für einen Kaffee direkt im Ortskern von Sete Cidades, entscheiden uns jedoch recht schnell zur Weiterfahrt. Wir wollen an die Küste, genauer gesagt an den westlichsten Punkt der Insel, Ponta Da Ferraria. Hier wartet nicht nur eine eindrucksvolle Felslandschaft, sondern ein ganz besonderes Naturschwimmbecken. Denn das frei zugängliche piscina natural wird von einer Warmwasserquelle gespeist und sorgt so je nach Gezeiten für eine Wassertemperatur bis zu 28°. Zwar kann das Baden bei starkem Wellengang hier durchaus gefährlich werden, doch ist es an sich aufgrund seiner Beschaffenheit relativ gut von der Brandung geschützt. Seile und Treppen sorgen für ausreichend Schutz, um sich unbeschwert dem (warmen) Badevergnügen zu widmen.

Zum Ausklang des Tages fahren wir ins wenige Kilometer entfernte Mosteiros – und verbringen einen der schönsten Sonnenuntergänge während unseres Aufenthalts. Direkt am Mosteiros Beach genießen wir an der Strandbar einen Drink, während wir die Surfer in der untergehenden Sonne beim Wellenreiten beobachten.

Tag 5 | Wanderung ins grüne Paradies

Auch der letzte Tag auf São Miguel hat nochmals ein landschaftliches Highlight für uns zu bieten. Denn wir erwandern den Kratersee Lagoa da Fogo von der Südseite der Insel. Bereits zwei Tage zuvor stoppten wir auf dem Weg zur Ananasfarm an den Aussichtspunkten entlang der Straße und bestaunten das Panorama. Auf der Wanderroute PRC2SMI folgen wir den Schildern zunächst in steilem, später in gemütlicherem Anstieg bis ans Ufer des Sees. Anfangs noch auf einem Forstweg verlaufend, führt die Wanderung rasch mitten durch Eukalyptusbäume, Akazien und Ingwersträuchern an einer landestypischen Levada, einem Wasserlauf, wo die Tour nach rund vier Kilometern in ein weitläufigeres Hochplateau mündet, das landschaftlich einige Fotostopps zu bieten hat. Dem Weg folgend erreichen wir in kurzer Zeit das Südufer des Lagoa da Fogo und wandern entgegen des Uhrzeigersinns den Kraterrand weiter mit stetem Blick auf das türkisgrüne Wasser. Was für ein Anblick!

Wieder zurück am Auto, knurrt uns der Magen und wir steuern das naheliegende Caloura an. Ein hübscher kleiner Ort, der definitiv einen Zwischenstopp wert ist. Hier gibt es nicht nur ein – je nach Wellengang – mit Meereswasser gefülltes Schwimmbecken, sondern vor allem auch die einladende Bar Caloura. Mit einer Terrasse direkt am Wasser genießen wir hier frisch gegrillten Fisch und ein Glas Wein, bevor wir zurück in den Norden der Insel fahren, wo wir unsere Reise auf São Miguel am Santa Bárbara Beach ausklingen lassen…

Gut zu wissen

ANREISE || São Miguel ist die größte der Azoreninseln und vom portugiesischen Festland mittels Direktflugs zu erreichen. Um die Attraktionen der Insel zu erkunden, empfiehlt sich die Rundreise mit einem Mietwagen.

ÜBERNACHTUNG || Die Auswahl an Unterkünften auf São Miguel ist groß und durchwegs ansprechend. Größere Hotelketten sucht man hier vergeblich, doch es gibt viele charmante B&Bs und Apartments. Meine Empfehlung: Quinta dos Peixes Falantes.

ESSEN & TRINKEN || Die Auswahl an Restaurants auf São Miguel ist groß, beinahe jedes Dorf hat mindestens ein Restaurant oder Café. Empfehlung: Restaurante da Associação Agrícola für lokales Rindfleisch in Ribeira Grande, O Poejo zum Mittagessen in Sete Cidades, Alabote für Fischgerichte in Ribeira Grande oder Bar Caloura für Lunch mit Meerblick in Caloura.

AKTIVITÄTEN || São Miguel verfügt über zahlreiche Attraktionen und Möglichkeiten zum Besichtigen und Erwandern. Die offiziell ausgewiesenen Wanderrouten sind einfach über trails.visitazores.com, die offizielle Website des Tourismusbüros, zu finden.

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2 Kommentare

  1. Angermaier says:

    Hallo
    Kann man die Touren auch mit öffentliche Verkehrsmittel oder mit Taxis machen?
    Lg Brigitte

    1. Hallo Brigitte, nun ja, Taxi gewiss, wobei ich die Taxipreise nicht kenne. Bus zu den größeren Ortschaften wohl auch, entlegenere Plätze sind vermutlich schwer zu erreichen. Und sie fahren wohl nicht allzu oft könnte ich mir vorstellen.