Aare, Schweden | © individualicious

Von Zimtschnecken und Schneeerlebnissen: Wintertrip nach Aare

Es ist kalt. Sehr kalt. Eigentlich schon zu kalt, um überhaupt vor die Tür zu treten. Doch wenn es einen mehr spontan als langfristig geplant für einige Tage (beruflich) nach Aare verschlägt, nimmt man selbst die -30° in Kauf. Denn auch wenn Skandinavien im Winter mich schon seit einiger Zeit reizt, ich am liebsten noch weiter nördlich nach Lappland wollen würde, so richtig angepackt habe ich dieses Vorhaben dann bislang doch noch nicht.

Es ist bereits spät am Abend, als wir nach einer langen Anreise über Oslo und Trondheim die Grenze nach Schweden passieren und mich der Bus kurze Zeit später in der Nähe meines Appartments ausspuckt. Schnell bereue ich, die Handschuhe irgendwo tief im Koffer vergraben zu haben. Bei doppelstelligen Minusgraden und einem eisigen Wind frieren meine Hände gefühlt in wenigen Sekunden ein. Da sind selbst die 100m bis zu meiner Unterkunft ein zu langer Weg.

Und auch wenn sich die Temperaturen in den nächsten Tagen kaum nach oben bewegen und sich die minus zwanzig Grad schnell wie minus dreißig Grad anfühlen, kommt langsam die Entdeckungslust zurück. Immer wieder bleibt ein Zeitfenster von ein bis zwei Stunden, in denen ich durch Aare bummeln und den kleinen Ort am Indalsälven, einem Fluss der hier zu einem See verbreitert ist, ein klein wenig kennenlernen kann. Keine 3.000 Einwohner zählt der Ort in der Provinz Jämtlands län, hauptsächlich bekannt durch den Wintersport. Denn Aare liegt am Fuße des 1.420m hohen Åreskutan, eines der ältesten und bedeutendsten Skigebiete Schwedens.

Und genau dieses gilt es am einzig sonnigen Tag während meines Aufenthalts zu erkunden. Zwar fehlen die Bretter unter den Füßen, doch für eine kurze Gipfeltour reicht es allemal. Für gerade mal 150 SEK (rund 15 Euro), bringt uns die Kabinbanan in wenigen Minuten bis auf 1.274m. Und auch wenn man als Tiroler schon so einige Berge und Gipfel von oben gesehen hat, präsentiert sich hier doch ein völlig neues Bild, welches uns sprichwörtlich mit offenem Mund dastehen lässt. Weiß so weit das Auge reicht. Weiß, weiß und nochmals weiß. Denn die Schneefälle, der Wind und die Temperaturen sorgen dafür, dass sämtliche Liftanlagen, Hütten und sonstige Einrichtungen bis oben hin mit Schnee überzogen sind. Und so ein einzigartiges Bild abliefern. Zwar ist der Åreskutan verglichen mit unseren Alpen nicht wirklich hoch, doch bietet sich ein toller Rundumblick über die schwedische Landschaft und Berge. Wir können nicht anders, als minutenlang die Aussicht und das gemütliche Treiben der Skifahrer zu beobachten. Um schlussendlich an der Bergstation zu Kaffee und Zimtschnecke einzukehren.

Aare, Schweden | © individualicious
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Denn ja, Zimtschnecken sollten bei einem Besuch in Schweden definitiv ganz oben auf der “Probierliste” stehen. Getrost kann man hier in jedem Café oder Supermarkt zulangen, mein Selbsttest hat gezeigt, dass Zimtschnecken in Schweden einfach überall schmecken. Am besten sogar in einem billigen Kiosk am Flughafen. Doch es gibt natürlich bessere Optionen in Aare – etwa in der Åre Bageri oder in der Åre Kafferosteri mitten in Ortszentrum. Ein kleines, gemütliches Café, das ausgesprochen guten Kaffee und natürlich auch Zimtschnecken serviert. Als Souvenir für zuhause landete im Anschluss direkt eine Packung Kaffee aus eigener Rösterei im Koffer.

Aare, Schweden | © individualicious
Aare, Schweden | © individualicious

Ebenfalls tolle Souvenirs für die Familie oder einen selbst findet man nur ein Haus weiter bei Åre Hemslöjd. Von Papeterie über Küchenutensilien bis hin zu Bekleidung und sonstigen Kleinigkeiten reicht das Produktportfolio der schwedischen Designer und Handwerker, die hier zu erwerben sind.

Doch natürlich, wer nach Aare kommt, tut dies wohl hauptsächlich aufgrund der zahlreichen (Winter-)Sportmöglichkeiten. Von Skifahren über Langlaufen bis hin zu Abenteuer- und Trendsportarten hat das kleine Örtchen doch einiges zu bieten. Und so nutze auch ich kurz vor meiner Abreise die Gelegenheit, um mit dem Puls Camp Åre auf eine Snowmobile-Tour zu gehen. Warm eingepackt in Overall, Stiefel, Handschuhe und gut geschützt mit Helm, bekommen wir zunächst direkt am Seeufer eine kleine Einschulung in die Skidoos, bevor wir nur kurze Zeit später zu einer Tour aufbrechen. Noch zögerlich und mit gerade mal 40-50 Stundenkilometer zu Beginn, kommen wir mit rund 80-90 Stundenkilometer nach zwei Stunden im Dunklen zurück. Dazwischen liegt eine Fahrt quer durch die Wälder bis hoch auf den Berg auf der gegenüberliegenden Seite von Aare. Ein nächtlicher Blick über das hell erleuchtete Dorf inklusive. Als wäre die Snowmobile-Tour in der Dämmerung nicht schon ein Erlebnis für sich, haben wir Glück – denn mitten im Gelände stoppen wir an einer Rentierherde, die gemütlich und unbekümmert unseren Weg kreuzt. Ein würdiger Abschied aus Aare…

Aare, Schweden | © individualicious
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3 Kommentare

  1. Hallo,

    wir (ich und meine Freundin) planen eine Reise nach Schweden, deswegen war ich auf der Suche nach ein paar Informationen, ich bin sehr froh, dass ich deinen Blog gefunden habe :) Vielen Dank für diesen informativen Beitrag und sehr schöne Bilder, es hat mir sehr gefallen!

    LG

    A.

  2. AdPoint GmbH says:

    Wow, die Bilder sehen aus, wie in einem Winterwunderland. So wunderschön, da vergisst man glatt die Kälte. Der Beitrag ist spannend geschrieben, freue mich auf weitere.

  3. Die in Schnee gepackten Gebäude sehen schon fast unecht aus. So eine Fahrt bei Nacht muss ziemlich beeindruckend sein, die Bilder sehen zumindest schon mal grandios und die Zimtschnecke natürlich köstlich aus!