Roadtrip durch Island | Tag 7: Über die Ostfjorde nach Seyðisfjörður
Ausgangspunkt: Fosshotel Vatnajökull
Endpunkt: Við Lónið Guesthouse
Route: Djúpivogur – Havarí Farm – Breiðdalsvík – Suðurfjarðavegur – Egilsstaðir – Seyðisfjörður
Dauer: 7 Stunden
Strecke: 289km
Mit knapp 300 Kilometern steht am heutigen Tag die bisher längste Etappe meines Roadtrips durch Island am Programm. Da ich etwas mehr von den Ostfjorden sehen will, entscheide ich mich aber bewusst gegen den direkteren, kürzeren Weg (217km) nach Seyðisfjörður und dafür, zumindest zwei der Fjorde der Küste entlang abzufahren. Belohnt werde ich mit abwechslungsreichen Straßen und netten Zwischenstopps.
Bereits wenige Kilometer nach Höfn zeigt sich, dass es von nun an mit den Touristenströmen vorbei sein würde. Menschenleere Straßen, auf denen ich teilweise über mehrere Kilometer hinweg kein anderes Auto antreffe, sind Beweis dafür, dass viele Island-Reisende sich hauptsächlich auf Reykjavík, den Golden Circle und den Süden bis zu den Gletscherlagunen konzentrieren. Die Ringstraße von Höfn bis Djúpivogur ist landschaftlich mitunter der spannendste Abschnitt der heutigen Fahrt, die Straße schlängelt sich die Küste mal bergauf, mal bergab entlang und gibt immer wieder den Blick auf das Meer frei.
Bei Djúpivogur lege ich die erste Pause ein, organisiere mir im Langabúð einen Cappuccino to go und erstehe im Souvenirshop Bakkabúð (lohnenswert: isländisches Handwerk) eine neue Kaffeetasse. Ansonsten hat der kleine Ort nicht allzu viel zu bieten, allerdings startet hier täglich um 13 Uhr eine geführte Bootstour nach Papey Island zum Puffin- und Robbensichten. Etwa eine halbe Stunde später folgt der Mittagsstopp des heutigen Tages. Hrannar von I Heart Reykjavík hatte mir bei der Walking Tour einige Tage zuvor von der Havarí Farm erzählt und da ich genau zur Mittagszeit in der Gegend bin, bietet sich die Gelegenheit geradezu an. Gerade mal sieben Wochen hat das Café geöffnet, auf der Speisekarte stehen Bulsur, eine hausgemachte vegetarische Wurst, Suppe und Waffeln. Ich treffe Berglind im Café an, der weibliche Part des Pärchens, welches das Café und ein Guesthouse betreibt, die vegetarische Wurst und Chips herstellt und obendrein noch in einer Band spielt.
Den nächsten Stopp auf meiner Fahrt habe ich eigentlich in Breiðdalsvík eingeplant, doch ehe ich mich versehe, bin ich durch den Ort durch ohne etwas lohnenswertes für einen Stopp ins Auge gefasst zu haben. Und die Steinsammlung von Petra Sveinsdóttir, einer Isländerin welche leidenschaftlich gerne Steine sammelt und nun der Öffentlichkeit zugänglich macht, kann ich nicht allzu viel abgewinnen. Ich entschließe mich, noch weiter auf der Küstenstraße zu bleiben und nicht die Ringstraße nach Egilsstaðir zu nehmen. Eine gute Wahl, zum einen da die Suðurfjarðavegur im Gegensatz zur Ringstraße in diesem Abschnitt asphaltiert ist und ich mir so eine mühevolle Gravel Road spare, zum anderen aber auch, da sie landschaftlich einiges hergibt und durch eine Hochebene führt, wo links und rechts alle paar Meter ein Wasserfall den Berg runter rauscht.
Auf den letzten Kilometern nach Seyðisfjörður führt die Fahrt auch nach Egilsstaðir, der größten Stadt im Osten Islands. Was sich mitunter daran zeigt, dass es hier erneut alles an Infrastruktur gibt, was so notwendig ist – Tankstellen, Supermarkt und Diskonter, Subway, Apotheke und mitunter ein kleiner, aber feiner Designshop namens Hús Handanna art+ design, welcher zugleich die Touristeninfo des Ortes ist. Vielmehr hat Egilsstaðir dann aber auch nicht zu bieten und so mache ich mich auf die letzten 27 Kilometer nach Seyðisfjörður. Die Fahrt dorthin ist landschaftlich nochmal spannend, denn mir war zuvor nicht bewusst, dass die Seyðisfjarðarvegur (93) über einen Pass führt, der bei gutem Wetter den Blick zurück auf Egilsstaðir und weit darüber hinaus freigibt. Mit dem guten Wetter sollte es aber nicht so ganz klappen, vielmehr lenke ich den Wagen durch eine dichte Nebelsuppe und kann die nächste Kurve gerade mal erahnen. Kleiner Exkurs am Rande: In “The Secret Life of Walter Mitty” fährt Ben Stiller genau diese Straße mit dem Skateboard runter. Keine 5 Autominuten vor der Ortseinfahrt dann nochmals der letzte kurze Zwischenstopp des Tages – denn direkt neben der Straße liegt mit dem Gufufoss ein weiterer Wasserfall, welcher durchaus einen Abstecher lohnt.
Schlussendlich in Seyðisfjörður angekommen, geht’s noch vorm Check-In im Við Lónið Guesthouse ins Nordic Restaurant des Hotel Aldan. Denn auf mich warten Katharina und David, zwei Oberösterreicher welche auf ausreiser.com von ihren Reisen berichten und ebenfalls gerade einen Roadtrip durch Island machen. Wir tauschen uns bei einem Cappuccino über unsere Tour der letzten Tage aus und wie sich herausstellt, hatte ich im Süden wesentlich mehr Glück mit dem Wetter als die beiden, die die Ringstraße im Uhrzeigersinn fahren und aus dem regnerischen Norden kommen. Hoffentlich kein Omen für die nächste Woche…
Seyðisfjörður ist ein hübscher, kleiner Ort mit gerade mal 700 Einwohnern. Jedoch bekannt für das kulturelle Angebot, mit viel lokalem Kunsthandwerk, Designshops, Ateliers und gutem Essen. Und tatsächlich: Beim abendlichen Spaziergang durch den Ort stolpere ich von einem Designshop/Atelier zum nächsten und entdecke viele “kreative Ecken”. Bekannt ist Seyðisfjörður zudem für die vielen bunten Holzhäuser, welche am Fuße der dahinter aufragenden Berge eingebettet liegen. Und dann wäre da noch der Fährhafen, welcher Island mit Europa verbindet. Einmal wöchentlich legt hier die Fähre an und ermöglicht so die Überfahrt nach Island mit dem eigenen PKW oder Wohnwagen. Wie es scheint, ein guter Ausgangspunkt, um in den nächsten beiden Tagen noch mehr von den Ostfjorden zu entdecken.
Den Link zur Havarí-Farm habe ich mir gleich mal abgespeichert – klingt sehr gut! Hast du denn die vegetarische Wurst probiert? Schmeckt sie gut?
In Breiðdalsvík hatten wir einen sehr schönen Stop. Petras Steinesammlung haben wir auch ausgelassen und entdeckten dafür ein kleines Museum zu verschiedenen Lavaformen, Mineralien, Geschichte des Ortes und ein paar Kunstwerken lokaler Künstler. Die Isländerin war sehr lieb, gab uns eine kleine Privatführung und beantwortete gerne unsere Fragen. Das Museum war – obwohl nur so klein – sehr interessant. Ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Lava-Ausführungen haben kann. Direkt neben dem Museum gibt es noch einen alten Kaufmannsladen, der ebenfalls sehr sehenswert ist und auch einen Café-Bereich hat.
Ich mochte die Ostfjorde sehr. Nach all den Touristen-Hotspots kann man dort wunderbar die Einsamkeit Islands erleben und wäre gerne noch 1-2 Tage länger geblieben.
Nein, die Wurst hab ich ausgelassen, mir war dann doch mehr nach Suppe und Waffeln mit Kaffee. War aber sehr gut. Stimmt, die Ostfjorde hatte ich auch unterschätzt, was Schönheit und Möglichkeiten betrifft. Aber immerhin bisschen was hab ich ja gesehen.