Bad Gastein | © individualicious

Frischer Wind in Bad Gastein

Bad Gastein liegt auf rund 1.000m Seehöhe im Gasteinertal im Salzburger Land. Einst beliebt zur Sommerfrische, herrscht nun frischer Wind in Bad Gastein. Nicht zuletzt dank Initiativen dank regionaler, kreativer Köpfe.


Lange Zeit habe ich mit Bad Gastein nicht wirklich was verbunden. Ja, vermutlich nicht mal ein Bild im Kopf gehabt. Das alles änderte sich, als ich via Instagram und andere Kanäle mit Nadin Bekanntschaft machte. Sie fasste kurz zuvor den Entschluss, das Stadtleben hinter sich zu lassen und nach Bad Gastein zu ziehen. Fortan postete sie Impressionen ihrer neuen Heimat, die mich neugierig werden ließen. Zum einen, weil sie das Ortsbild und die Landschaften wunderbar einfingen, zum anderen, weil sie in mir die Vermutung weckten, dass sich hier eine kreative Szene auftat, welche eine genaueren Blick wert waren.

Es sollten Monate vergehen, bis ich meinen Plan nach Bad Gastein zu fahren endlich in die Tat umsetzte, doch schlussendlich saß ich Ende Juni im Auto, um übers Wochenende einen Ortswechsel einzulegen. Meine Ankunft im Regina Hotel war bezeichnend für jene Personen, welche ich die nächsten 48 Stunden treffen sollte. Olaf und Jason verwickelten mich gleich in ein nettes Gespräch, versorgten mich erstmal mit Wasser und ließen mich dann in Ruhe mein Zimmer beziehen. Bereits vom Balkon aus hat man einen herrlichen Blick über den Ortskern, den ich kurz darauf zu Fuß erkunden beginne.

Bad Gastein | © individualicious

Monte Carlo der Alpen – lange Zeit wurde das auf 1.000m Seehöhe liegende Bad Gastein so genannt. Von manch einem wohl immer noch. Zugegeben, der Vergleich kommt nicht von ungefähr, prachtvolle Bauten aus der Belle Epoque stehen in den Hang gebaut wie die Luxusvillen an der französischen Côte d’Azur. Doch der Vergleich wird Bad Gastein nicht gerecht. Zumindest nicht von jener Seite, welche ich an diesem Wochenende kennen lernen soll. Der Ortskern von Bad Gastein ist geprägt von Hotels und Stadtvillen. Auf der einen Seite gut besuchte, auf der anderen Seite leerstehende. So mag es einem verwundern, wie vernachlässigt ein Ort wirken kann, doch genau die Mischung aus diesen leerstehenden und belebten Häusern ist es, welche den Charme ausmachen. Da wäre etwa das Kongresszentrum mit den prägnanten Glaskuppeln, das Hotel Straubinger oder das Badeschloss – sie alle haben definitiv schon bessere Zeiten gesehen. Doch immerhin, man weiß mit dem Leerstand umzugehen, zumindest an manchen Stellen. So vergoldeten junge Künstler anlässlich des sommer.frische.kunst-Festivals vor einigen Jahren die Bauzäune vor den verlassenen Häusern – einerseits als Abgrenzung zu den Passanten, andererseits um auf die Eleganz der ehemaligen Prachtbauten hinzuweisen.

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Nur wenige Schritte weiter ist bereits von Weitem das Tosen des Wasserfalls zu hören. Er ist zweifelsohne das Wahrzeichen des Ortes und stürzt über satte 340m in die Tiefe. Die Luft, welche hier eingeatmet wird, gilt als besonders gesundheitsfördernd. Es lohnt sich also nicht nur ein schnelles Postkartenmotiv zu knipsen, sondern einige Minuten zu verweilen. Direkt am Wasserfall verweilen lässt es sich etwa auch beim erst kürzlich eröffneten Kraftwerk-Café, welches im Inneren seinem Namen alle Ehre macht und auf der Terrasse Abkühlung verspricht. Über die Kaiser-Wilhelm-Promenade geht es weiter, um den Ort zu erkunden, hie und da das Panorama über Bad Gastein und das Gasteinertal zu bewundern und im Café Schuh einen Strudel zu genießen. Von hier aus kann es weitergehen – raus in die Natur; nach Sportgastein. Doch nicht, ohne am Weg dorthin im ebenfalls neu eröffneten Blonde Beans einen Kaffee mitzunehmen.

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Wer Sportgastein hört, denkt wohl sofort an anspruchsvolle Wander- und Mountainbiketouren. Doch der Eindruck täuscht. Wer die Mautstraße erst mal hinter sich gelassen und das Auto abgestellt hat, steht hier auf rund 1.500m in einem Hochtal mit leichten, ebenen Wanderwegen und urigen Hütten. Das Panorama ist eindrucksvoll; selbst für mich, die von Almen und Bergen umgeben ist. Was wohl damit zu tun hat, dass ich saftig grüne Almen mit urigen Hütten einfach liebe. Hier lässt es sich herrlich entspannt die Natur genießen und zu einer herzhaften Brettljause einkehren. Ebenfalls ein äußerst lohnenswerter Abstecher ist die rund 600 Jahre alte Bellevue Alm am Fuße des Stubnerkogels und fußläufig von Bad Gastein aus zu erreichen. Die Aussicht kann sich definitiv sehen lassen und an heißen Sommertagen verspricht das Naturschwimmbad Abkühlung. Und mal ehrlich – wer hat in dieser Höhenlage schon einen Pool in diesem Panorama?

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Fazit. In Bad Gastein herrscht frischer Wind. Was vor allem jenen kreativen und jungen Köpfen im Ort zu verdanken ist, die das Potenzial des “verstaubten” Sommerfrische-Orts sehen und mit tollen Initiativen auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Von Bad Gastein wird man in Zukunft wohl noch so einiges hören…

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4 Kommentare

  1. So cool. Tatsächlich steht Bad Gastein seit einiger Zeit auch auf meiner Liste. Ich weiß gar nicht, wo ich das erste Mal drüber gestolpert bin. Aber das hat sowas wie aus einem “Wes Anderson”-Film da :)! Großartig!

  2. Wunderschöne Fotos und ich kann Deine Begeisterung sehr gut verstehen. Geht mir genauso.
    Ich möchte auch bald wieder hin, weil die Stimmung und vor allem auch der Erholungswert sehr besonders sind.
    Danke für Deine Eindrücke!
    Liebe Grüße, Charis