Salento: Unterwegs am Stiefelabsatz Italiens
Die Halbinsel Salento liegt im äußersten Südosten Italiens und wird gemeinhin als Stiefelabsatz bezeichnet. Neben der toskanisch anmutenden Stadt Lecce und kleineren Städten wie Otranto sind es vor allem die Strände im Salento, welche für den Tourismus eine große Rolle spielen.
“Du musst nach Lecce! Ins Salento!” – Ich musste schmunzeln, als ich die Worte meines ehemaligen Mitbewohners unter einem Bild auf Instagram las. Als waschechter Süditaliener, der aus der Nähe von Lecce stammte, musste er ja die Meinung vertreten, dass der Stiefelabsatz der Mittelpunkt Italiens war. Doch ich musste Stefano in einer Sache ja recht geben: Wer in Apulien ist, sollte unbedingt auch Städte wie Lecce, Otranto oder Gallipoli besuchen und an den zahlreichen traumhaften Stränden für einen Abstecher im kühlen Nass einen Zwischenstopp einlegen.
Lecce: Florenz des Südens
Unser erstes Ziel des Tages war die knapp 100.000 Einwohner zählende Stadt Lecce. Auch wenn bei der Einfahrt in die Stadt der Verkehr mehr wurde und es in typisch italienischer Unordnung an den Kreuzungen zuging, wurde mir einmal mehr bewusst, was mir die Tage zuvor bereits aufgefallen war: Der Verkehr in Apulien war zwar alles andere als an der geltenden Straßenverkehrsordnung orientiert, dennoch ging alles so gesittet von statten, dass man irgendwie das chaotische Treiben und das ständige Gehupe zu vermissen begann, welches man ansonsten von Italien gewöhnt war.
Da wir Bari bei dieser Reise nicht besichtigten und ansonsten eher die kleineren Orte besichtigten, fiel uns schnell auf, dass Lecce definitiv einen anderen Stil hatte. Kein Wunder, wird Lecce doch auch Florenz des Südens oder Florenz des Rokoko genannt. Denn im Zentrum finden sich zahlreiche Bauwerke aus Tuffstein, welcher im Umland von Lecce abgebaut wird, und die Bauweise des Lecceser Barocks begünstigte. Und tatsächlich, beim Bummeln durch die Gassen könnte man tatsächlich meinen in einer toskanischen Stadt unterwegs zu sein, so ähnelnd sind sich Flair und Architektur an manchen Ecken. Doch auch hier vermisse ich den italienischen Trubel in den Gassen, den ich von meinem Jahr in der Toskana so schnell lieben gelernt hatte.
Wir spazieren durch die Stadt, bewundern Kirchen und das Amphiteater, lassen uns in der Enogastronomia Povera mit süditalienischen Köstlichkeiten verwöhnen und bummeln durch die Einkaufsstraße zurück zu unserem Auto. Nicht aber, ohne zuvor auf Empfehlung unseres Gastgebers Enzo im Caffé Alvino für ein typisch Lecceser Pasticciotto anzustehen. Lecker!
Torre Dell’Orso
Hatte es bei unserer Ankunft in Lecce noch aus Eimern geschüttet, riss im Verlauf des Tages die Wolkendecke auf und so fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein aus der Stadt raus. Badezeit! Bei meiner Suche nach sehenswerten Orten in Apulien bekam ich relativ schnell die prägnanten Klippen Le due Sorelle zu sehen und wusste, dort muss ich hin. Gesagt, getan. Denn von Lecce sind es gerade mal eine zwanzig mit dreißig-minütige Autofahrt zur Bucht Torre Dell’Orso. Ein beliebter Strand bei Einheimischen und Touristen zu gleich, nicht zuletzt da das Wasser in dieser Bucht besonders sauber und wiederholt mit der Banderia blu ausgezeichnet wurde.
Wir hatten Glück – denn Ende September sind die meisten Touristen bereits weg, was zur Folge hat, dass man unter der Woche den Strand mit gerade mal einer hand-voll Einheimischen und vereinzelt anderen Touristen zu teilen hat. Der Strand ist gerade mal 800m lang. Am nördlichen Ende finden sich einige Hotels und Privathäuser, das südliche Ende ist naturbelassen und vor allem für Fotoaufnahmen einen kurzen Spaziergang die Klippen nach oben beliebt. Denn von die einige Meter hohe, schroff abfallende Küste gibt den besten Blick auf Le due Sorelle frei. Aufgrund des seichten und klaren Wassers ergibt sich hier vor allem tagsüber eine tolle Reflektion der Sonnenstrahlen, so dass das Wasser türkisblau strahlt und beinahe einem Karibikstrand gleicht.
Grotta della Poesia
Nur wenige Autominuten der Bucht Torre dell’Orso entfernt liegt die Grotta della Poesia. Die Ausgrabungsstätte erlangt vor allem im Sommer große touristische Relevanz. Dann, wenn sich junge Einheimische und Urlauber vom überfüllten Parkplatz die wenigen Meter aufmachen, um sich in der Grotta della Poesia abzukühlen. Den Namen verdankt der natürliche Meerespool einer Legende, die besagt, dass eine hübsche Prinzessin stets dort badete und Dichter zu Versen inspirierte. Doch egal ob an dieser Legende etwas dran ist oder nicht: einen Ausflug ist die Grotta allemal wert. Sei es, um selbst den meterhohen Sprung ins kühle Nass zu wagen oder nur den vielen Einheimischen dabei zuzusehen.
Das Fischerdorf Otranto
Keine 6.000 Einwohner zählt die Hafenstadt Otranto, welche nochmals rund 50 Kilometer weiter südlich von Lecce gelegen ist. Doch die Fahrt lohnt sich. Denn Otranto ist ein hübsches Städtchen, welches – wie so viele in Apulien – überwiegend aus weiß getünchten Häusern besteht. Hauptanziehungspunkt für Urlauber ist hingegen die Kathedrale Santa Annunziata. Berühmt ist sie vor allem aufgrund des Bodenmosaiks, welches aus rund zehn Millionen Mosaiksteinen bestehen dürfte.
Doch auch abseits der historischen Bauten lohnt sich ein Spaziergang durch die Gassen von Otranto. Zwar ist die Altstadt mit zahlreichen aneinandergereihten Souvenirläden durchwegs touristisch, dadurch aber nicht minder schön. Immer wieder offenbart sich durch die Häuser hindurch der Blick aufs Meer und der kleine Stadtstrand erfreut sich offensichtlich großer Beliebtheit. Wir nutzen die Gelegenheit, um in Otranto direkt am Meer zu essen. Im Ristorante Acmet Pascià entscheide ich goldrichtig und hab wenige Minuten später die mitunter leckerste Fischsuppe vor mir stehen, die ich je gegessen habe.
Wenn ich eines während der beiden Tage im Salento gelernt habe, dann das die Region es wert wäre, einen Urlaub ausschließlich dort zu verbringen. Die Entfernungen sind zum Teil nicht zu unterschätzen. Und zu sehen gibt es genug. Dabei spreche ich da noch gar nicht von den zahlreichen Buchten und Ständen, die im Vorfeld der Reise schon große Begeisterung bei mir ausgelöst haben.
Liebe Mela, wunderbarer Artikel! Musste ich gleich auf meiner Seite teilen: https://www.facebook.com/lemonsandvolcanoes?ref=hl
un bacio
<3
Das sieht doch nach einem entspannten und erholsamen Urlaub aus. Schöne Bildchen hast du gemacht!So unglaublich schön alles!
Liebe Grüße
Natascha vom http://www.reiseblogmagazin.de