Oslo | © individualicious

Oslo: 36 Stunden & schon verliebt

Norwegens Hauptstadt Oslo liegt am Oslofjord und zählt mit rund 640.000 Einwohnern zu einer der ältesten Hauptstädte Europas. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten bieten abwechslungsreiche Möglichkeiten während eines Aufenthalts. 


Irgendwie überschaubar. Irgendwie aber auch nicht. Mit Oslo ist das so eine Sache: einerseits klein genug, um sich in 36 Stunden einen guten Eindruck von der Stadt zu verschaffen und die wichtigsten Ecken zu erkunden. Andererseits jedoch vollgepackt mit Möglichkeiten, die mehrere Tage verschlingen: Sightseeing und Museumsbesuche, Shopping und Nachtleben, Kajak- und Radfahren, Fjordrundfahrten und und und … Für eines reichen 36 Stunden jedoch in jedem Fall: sich in die norwegische Hauptstadt Kopf über Hals zu verlieben. Ehrlich!

Nach Ankunft in Oslo und dem Abstellen des Gepäcks im Hotel hatte ich zunächst nur ein Ziel: Den Norske Opera & Ballett, das berühmte Opernhaus von Oslo. Ich ließ also rasch den Stadtteil Vulkan hinter mir, in dem ich für zwei Tage untergebracht war und spazierte entlang des Flusses Akerselva in Richtung Oslofjord. Knappe zwanzig Minuten später hatte ich dann jenes architektonisch beeindruckende Gebäude, das ich zuvor schon so oft auf Bildern gesehen hatte, vor meinen Augen. Und nein, die Bilder hatten definitiv nicht zu viel versprochen. Denn das Opernhaus ist ein interessantes und zugleich beeindruckendes Gebäude, welches man sich bei einem Besuch in Oslo einfach nicht entgehen lassen darf. Sei es, um eine der regelmäßig stattfindenden Vorstellungen zu besuchen, an einer Hausführung teilzunehmen oder so wie ich und viele andere Touristen über das Dach des Hauses zu flanieren. Doch nicht nur Touristen zieht das eigenwillige Opernhaus an, auch junge Einheimische kommen gerne hierher, um sich zu sonnen oder mit Freunden eine Runde Street Soccer zu spielen. Erlaubt ist scheinbar alles.

Mittelalter trifft auf Gegenwart

Ich lasse das Opernhaus nach einem Rundgang und zahlreichen Fotos später hinter mir und spaziere über die Hafenpromenade weiter in Richtung Akershus Slott. Die mittelalterliche Burg wurde um 1300 zu bauen begonnen, im 17. Jahrhundert wurde sie dann zu einem Renaissance-Schloss umgebaut. Heute werden die prunkvollen Säle zu Repräsentationszwecken der Regierung genutzt, Besucher können neben dem freien Rundgang am Areal zudem die Schlosskirche und unterschiedliche Museen besichtigen. Von der Schlossanlage bietet sich ein toller Blick auf den Oslofjord, einen Teil des Hafens, an dem immer wieder mächtige Kreuzfahrtschiffe einlaufen, sowie die neuen Stadtteile Aker Brygge und Tjuvholmen.

Am Akerhus Slott, mit Blick auf Aker Brygge, trifft das Mittelalter auf die Gegenwart, ja, beinahe Zukunft.

Diese sind auch das letzte Ziel des heutigen Tages. In Aker Brygge herrscht an sonnigen Sommerabenden reges Treiben am Fjord. Neben einem Einkaufszentrum mit exklusiven Läden ist das Bild vor allem durch die zahlreichen Restaurants geprägt, deren Terrassen selbst montags gut gefüllt sind. Mit etwas Glück ergattere ich in der BAR Social Eating (leckere Tapas, Empfehlung: All in Social) noch einen Platz in der Sonne, generell ist eine rechtzeitige Tischreservierung jedoch empfehlenswert. Noch weiter südlich liegt der noch weit jüngere Stadtteil Tjuvholmen, bekannt durch die markanten Gebäude, welche von zwanzig internationalen Architekten entworfen wurden und den Status Quo der norwegischen Architekturtrends aufzeigen soll. Hier befindet sich neben einem kleinen Stadtstrand, der bei jungen Osloer sehr beliebt scheint, auch das Astrup Fearnley Museum. Das private Museum für Gegenwartskunst wurde vom bekannten Architekten Renzo Piano entworfen und beherbergt neben wechselnden Ausstellungen auch einen Shop mit Design-Produkten und Büchern sowie ein Café direkt am Badestrand.

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Vulkan & Grünerløkka

Klingt komisch? Ist es aber nicht. Hinter dem Namen Vulkan verbirgt sich ein ehemaliges Industrieviertel, welches heute zu den neuesten Stadtentwicklungsprojekten Oslos zählt. Das nachhaltig konzipierte Viertel bietet Platz für zwei Hotels, eine Schule, mehrere Bürogebäude sowie Wohnungen, Restaurants und die Markthalle. Neben der interessanten Architektur punktet Vulkan unter anderem mit der Tatsache, dass etwa das Scandic Vulkan, wo ich untergebracht bin, die Solarzellen und Erdwärme des lokalen Energiezentrums nutzt und dadurch als erstes Hotel in Norwegen mit der Energieeffizienzklasse A ausgezeichnet wurde.

Wenn in Vulkan, darf ein kleiner Rundgang in der Mathalle Oslo nicht fehlen. Inspiriert von anderen Markthallen, gibt es hier überwiegend norwegische Produkte, die entweder für zuhause mitgenommen oder direkt vor Ort in Form von kleinen Imbissen und Getränken probiert werden können. Die Markthalle hat wochentags (außer Montag) bis spätabends geöffnet, so dass sie eine tolle Alternative für ein klassisches Restaurant sind.

Nur einen Katzensprung von Vulkan entfernt lässt es sich erneut in Oslos Vergangenheit eintauchen. Denn die beiden Straßen Damstredet und Telthusbakken unterhalb der Gamler Aker Kirke sind einige der wenigen in denen es eine einheitliche Holzhausbebauung aus dem 18. Jahrhundert gibt. Die süßen Häuschen sind größtenteils bewohnt und lassen einen in ein Oslo abtauchen, dass ländlich anmutet. Wer hier entlang spaziert, wird schnell vergessen, dass er sich in Norwegens lebhafter Hauptstadt befindet.

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Kurzbesuch beim Kaffeeweltmeister

Von der Telthusbakken führt mich der Weg weiter über einen kleinen Park in Richtung Grünerløkka. Zielstrebig steuere ich die Grünersgate 1 an. Mein Ziel ist schon von weitem an der markanten Hausfassade zu erkennen: das Café von Tim Wendelboe. Norweger trinken mehr Kaffee als die meisten anderen, kein Wunder also, dass ich hier auf World Barista Champion Tim Wendelboe treffe. Ok, zugegeben, er selbst war nicht anwesend, wurde von seinen Mitarbeitern jedoch bestens vertreten. In Wendelboe’s Shop wird nicht nur Kaffee an der Bar inklusive bester Beratung angeboten (selbst getestet!), hier wird auch Kaffee geröstet, abgepackt und zum Verkauf angeboten.

“Unser Ziel ist es unter den besten Kaffeeröstern und Espresso-Bars der Welt zu sein.”

Ein klassisches Café, in dem man sich gemütlich zum Kaffee trinken trifft, darf man sich zwar nicht erwarten, dennoch ist ein kurzer Besuch für mich ein Muss. So hat man die Gelegenheit bei einem Espresso den Mitarbeitern beim Kaffeerösten über die Schulter zu schauen und zugleich noch eine Packung Kaffee als Souvenir mitzunehmen. Auf Anfrage kann man übrigens auch einen Coffee Tasting-Kurs bei Tim Wendelboe besuchen.

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Munter und frisch gestärkt vom Kaffee mache ich mich auf, um den angesagten, alternativen Stadtteil Grünerløkka zu erkunden. Hier gibt es neben Vintage-, Kunst- und Designläden auch zahlreiche Restaurants und Bars, sonntags sogar zwei Märkte. Die Öffnungszeiten der Läden variieren stark, so dass man sich besser vorab informiert, sollte man einen bestimmten Shop unbedingt besuchen wollen. Grünerløkka hat sich in den vergangenen Jahren zu einem hippen Stadtteil entwickelt, der neben Second Hand-Läden auch junge, norwegische Designer angezogen hat. Heute sind hier vor allem viele junge Osloer unterwegs, die gerne abseits der großen Handelsketten einkaufen und sich in individuellen und originellen Cafés treffen.

Königliches Oslo

Nach einem kleinen Einkaufsbummel durch Grünerløkka zieht es mich weiter in Oslos Zentrum, um die klassischen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Über die Torggata mit vielen Shops und Restaurants lande ich schlussendlich an der Karl Johans Gate und zugleich direkt an Oslos Domkirche. Die Karl Johans Gate ist zugleich die “Hauptstraße” von Oslo, an der sich namhafte Labels an Restaurants und Nachtclubs reihen. Vorbei am Parlament und dem Nationaltheater führt sie direkt bis zum Kongelige Slott, wo ich ohne Vorahnung direkt bei der täglichen Wachablöse um 13:30 Uhr lande. Das Schloss kann ihm Rahmen von Führungen täglich besichtigt werden, im angrenzenden Schlosspark wird man – eindeutig die Sympathie des Königshauses steigernd – sogar zum Betreten des Rasens und “Umarmen der Bäume” eingeladen. Eine Aufforderung (zumindest erstere), welche Einheimische liebend gerne nachkommen und den Nachmittag zum Sonnenbaden auf royalem Boden nutzen.

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Für eine “königliche” Stärkung zieht es mich im Anschluss nochmals zurück zum Akershus Slott, wo ich auf der Terrasse des Restaurant Festningen einen Platz in der Sonne und Blick auf die Kreuzfahrtschiffe ergattere. Hier lässt es sich aushalten und bei sommerlichen Temperaturen den Hunger stillen.

Fest steht:
Ich muss wieder nach Oslo.

Voller Tatendrang was die letzten Stunden meines Aufenthalts betrifft, schwanke ich zunächst zwischen der Entscheidung, ob ich mit dem City-Bike weitere Stadtteile Oslos, wie etwa Frogner, das Designkaufhaus House of Oslo mit über 20 Interieur-Läden oder doch die grüne Seite Oslos kennenlernen möchte. Aufgrund des perfekten Wetters entscheide ich mich schlussendlich für letzteres und lande auf einem Ausflugsschiff, welche neben den markantesten Punkten von Oslos Skyline auch die idyllischen Inseln im Oslofjord ansteuert. Rund zwei Stunden dauert die Fahrt, die zwischen kleinen Inseln und großen Kreuzfahrtschiffen führt und in mir das unmittelbare Gefühl aufsteigen lässt, sofort ein Bootshäuschen im Oslofjord samt dazugehörigem Boot besitzen zu wollen. Die Leistbarkeit dieses Wunsches bleibe an dieser Stelle außer Acht gelassen, als unser Matrose zudem völlig euphorisch auf eine an uns vorbeifahrende Yacht des Royal Norwegian Yacht Clubs hinweist. Einen Kronprinzen oder gar König kann ich darauf zwar nicht erspähen, aber immerhin…

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Fazit. Oslove lautete ein Schriftzug, den ich in einem Park entdeckt hatte. Und diesen sechs Buchstaben kann ich nur voll und ganz zustimmen. 36 Stunden waren Zeit genug, um mich positiv von jener Stadt überraschen zu lassen, an die ich zuvor kaum Erwartungen hatte. Oslo ist königlich und modern zugleich; die Möglichkeiten sind vielseitig und abwechslungsreich, so dass definitiv für jeden etwas dabei ist. 36 Stunden waren Zeit genug, um das Gefühl zu haben Oslo kennen gelernt zu haben. Aber definitiv zu wenig, um all die spannenden Stadtteile, Museen wie etwa das DogA, das Norwegische Design- und Architekturzentrum, sowie all die Ausflugsziele in der näheren Umgebung zu erkunden. Fest steht: Ich muss wieder nach Oslo. Dann ja vielleicht im Winter, um leckeres Essen und Kultur mit Langlaufen und anderen Aktivitäten in Oslos Winterlandschaft zu kombinieren?

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9 Kommentare

  1. Voll toll! Ich bin super gespannt. Ich hab mir unter Oslo bislang nichts vorstellen können.

    LG
    Marianna

    1. Ich glaub, weiter als bis zum Opernhaus hat mein Wissen über Oslo zuvor auch nicht gereicht! ;) Dabei hat die Stadt echt unglaublich viel zu bieten und ich muss unbedingt nochmal für ein paar Tage mehr hin. Grünerløkka ist toll, da solltet ihr hin und auch etwas Zeit im/am Wasser einplanen. Ach, es gibt so viel. Viel Spaß jedenfalls jetzt schon! Freu mich auf deine Bilder.

  2. Tolle Fotos! Es macht richtig Spaß sich hier wieder nach Oslo zu träumen.

  3. Ganz tolle Stadt. Habe eh wieder Oslo-Fernweh inklusive Lust auf Tim Wendelboe-Kaffee, Bier vom Grünerlokka-Brygghus und Inselhopping. <3

  4. Definitiv eines der schönsten Städte, die ich kenne. War letzte Woche da und konnte von tjuvholmen bei (meinem teuersten) Bier und Picknick die auslaufende Segelregatta beobachten. Schöner Artikel.

  5. Hallo zusammen, wir fahren seit 55Jahren nach Norge. Im Herzen bin ich jeden Tag dort. Ob Oslo, Lofoten, Hadeland oder eine Wanderung über den Besseggen. Viele Grüße