Graz: City of Design
Mit über 275.000 Einwohnern ist Graz die zweitgrößte Stadt Österreichs. 2003 war Graz Kulturhauptstadt Europas, die Altstadt und das Schloss Eggenberg gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der entscheidende Vorteil an kleinen Städten ist definitiv ihre Größe. Denn so reicht im Gegensatz zu Großstädten wie New York, Rom oder London schon ein Wochenende, um die Stadt kennen zu lernen und dennoch nicht das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. So verhält es sich auch mit Graz. Immerhin zweitgrößte Stadt Österreichs, aber dennoch überschaubar, so dass ich ein entspanntes Wochenende dort verbringe.
Die Anreise aus Innsbruck ist zwar alles andere als kurz, aber dennoch lohnenswert. Erstmal am Grazer Bahnhof angekommen, sind es nur wenige Gehminuten in die Innenstadt. Wer praktisch veranlagt und den Koffer nicht allzu weit schleppen möchte, quartiert sich am besten im Hotel Daniel direkt am Bahnhof ein. Mich zieht es etwas weiter, ins Hotel Wiesler. Dort angekommen und eingecheckt, muss ich erstmal ausgiebig das Zimmer mit dieser unglaublich verlockenden Badewanne inspizieren. Mein Hunger treibt mich dann aber doch raus vor die Türe und so spaziere ich über die Mur in Richtung Hauptplatz.
Ich entdecke die Bäckerei Auer und kann nicht widerstehen, mit einem Cappuccino in der einen und einem Schokolade-Kirsch-Kuchen in der anderen Hand, erstmal Platz zu nehmen und den Stadtbummel auf später zu vertagen. Es ist für meine Verhältnisse wenig überraschend, dass es mir die Bäckerei angetan hat, zu skandinavisch ist der Einrichtungsstil. Die frischen Brote und die hausgemachten Kuchen sehen ebenfalls mehr als einladend aus. Frisch gestärkt, entscheide ich mich für einen Bummel durch die Altstadt von Graz. Die Herrengasse mit Shops der allseits bekannten Marken lasse ich erstmal links liegen. Ich bleibe an der edlen Holzfassade der Hofbäckerei hängen. Ein Hingucker. Generell sind die Hofgasse und die umliegenden Gassen wahre Schmuckstücke, erfreulicherweise finden sich neben einigen Handelsketten auch viele individuelle Shops in der Altstadt.
Auf Shopping habe ich bei strahlendem Sonnenschein und ersten Anzeichen von Frühling jedoch keine allzu große Lust, weshalb es mich zunächst auf den Schlossberg zieht. 123m ragt das UNESCO-Weltkulturerbe direkt am Ufer der Mur in die Höhe. Der imposantere Weg führt jedoch nicht über die Altstadt, sondern über den Schlossbergplatz und den Kriegssteig 260 Stufen nach oben. Am Schlossberg angekommen, offenbart sich ein uneingeschränkter Blick auf das Wahrzeichen von Graz – den Grazer Uhrturm. Es lohnt sich, zur Dämmerung auf den Schlossberg zu kommen. Dann, wann die Sonne die Stadt in ein warmes Abendlicht taucht und sich eine angenehme Ruhe über Graz legt. Auf dem Weg zurück ins Hotel lege ich einen kleinen Umweg ein und spaziere über die Murinsel. Sie wurde anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2003 in Auftrag gegeben, verbindet die beiden Flussufer miteinander und beherbergt ein Cafe mit einer tollen Terrasse in den Sommermonaten.
Auf der anderen Seite angekommen, befindet man sich direkt im Kreativviertel von Graz. Rund um den Lendplatz und die Mariahilferstraße haben sich in den letzten Jahren kleine Design-Shops und Kreativbüros angesiedelt. Nicht ohne Grund ist Graz die erste UNESCO City of Design Österreichs. Der wohl beeindruckendste Bau im Lendviertel ist zweifelsohne das Kunsthaus Graz, welches österreichische und internationale Kunst seit 1960 zeigt. Leider findet jedoch im Kunsthaus nicht permanent eine Ausstellung statt, so dass ich während meines Aufenthalts nicht die Gelegenheit hatte, das beeindruckende Gebäude von innen anzusehen – die täglich stattfindenden Führungen durchs Haus habe ich nämlich verpasst. Ein Besuch im Museumsshop lohnt sich aber zu jeder Zeit, da es unter anderem ein tolles Sortiment an Kunst-, Design-, Mode-, Fotografie- und Grafikbüchern gibt. Auch das Schlechtwetterprogramm kann sich in Graz sehen lassen. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, das Schloss Eggenberg anzusehen oder dem Joanneumsviertel einen Besuch abzustatten.
Kulinarisch hat Graz ebenso einiges zu bieten, mit dem man mich sofort um den Finger gewickelt hat. Sei es der Speisesaal im Hotel Wiesler, wo neben dem beliebten Burger beispielsweise Beef Tartar zum Selbermachen auf der Karte stehen, oder der Steirer, wo es nicht nur steirische Hausmannskost auf hohem Niveau sondern auch noch Steirische Tapas zum Gustieren gibt. Und dann wäre da noch irgendwie das Gefühl, bei weitem nicht alle kulinarischen Highlights entdeckt und vielleicht doch etwas verpasst zu haben. Trotz der überschaubaren Größe von Graz. Ein Grund wieder zu kommen? Allemal.