Palazzo, Piazza und Ponte: Florenz im Herbst
Die toskanische Hauptstadt Florenz gilt mit seinen zahlreichen Bauwerken aus dem 15. und 16. Jahrhundert als die Wiege der Renaissance. Mit knapp 400.000 Einwohner versprüht Florenz zugleich aber auch das Flair einer modernen italienischen Stadt.
Wer an der Stazione Santa Maria Novella ankommt, findet sich unmittelbar nach Verlassen des Bahnhofsgebäudes mitten im trubeligen Florenz wieder. Im Herbst, wenn die Temperaturen nicht mehr so drückend heiß und die historischen Gassen nicht mehr ganz so voll von Touristen sind, ist eine besonders schöne Zeit für eine Reise in die toskanische Hauptstadt.
Über die Via Panzani, vorbei an der Basilica di Santa Maria Novella, sind es vom Bahnhof keine fünf Gehminuten, um direkt vor dem berühmtesten und zugleich imposantesten Bauerwerk von Florenz zu stehen – der Cattedrale Santa Maria del Fiore. Immerhin handelt es sich bei der Kirche um die viertgrößte der Welt, die mächtige Kuppel ist an vielen Stellen der Stadt immer wieder durch die engen Gassen hindurch zu erblicken. Direkt gegenüber des Haupteingangs liegt zudem das Battistero di San Giovanni, die Taufkirche des Doms. Besonderes Augenmerk sollte man auf das Ostportal des achteckigen Baus legen. Denn die Porta del Paradiso zeigt Szenen aus dem Alten Testament, die Reliefs sind aus Bronze und vergoldet, entsprechend schön strahlen die Türen im Sonnenlicht. Und auch der Campanile di Giotto, der Glockenturm, mit einer Höhe von 85 Meter prägt das Stadtbild. Der Aufstieg mag zwar bedingt durch die enge, steile Treppe und den entgegenkommenden Besuchern eine Anstrengung sein, doch eine, die es wert ist. Denn erst mal oben angekommen, eröffnet sich ein 360°-Panorama über Florenz und bis weit in die typisch toskanische Hügellandschaft. Gerade im Herbst lohnt sich der Aufstieg spätnachmittags, wenn die Herbstsonne die Stadt in ein warmes, goldschimmerndes Licht taucht.
Wieder unten am Piazza del Duomo, spaziert man entweder auf direktem Weg über die Via dei Calzaiuoli weiter, um zum Piazza della Signora mit dem Palazzo Vecchio, dem Rathaus, sowie der berühmten Kopie von Michelangelos David zu gelangen, oder man nimmt einen leichten Umweg über die Via Calimala, um am Fontana del Porcellino dem eigenen Glück noch etwas auf die Sprünge zu helfen. Denn der Volksmund besagt, dass das Berühren der Nase des Porcellino, des Schweins, Glück bringt. Kein Wunder also, dass diese vom täglichen Berühren hunderter Touristen glänzt. Doch erst wer es schafft, dem Schwein eine Münze in den Mund zu legen, so dass diese dann durch das Gitter ins Wasser fällt, hat das Glück auf seiner Seite. Man munkelt übrigens, dass es nur die schwereren Münzen durch das Gitter schaffen, die die Stadtverwaltung infolge sammelt.
So oder so sind es weiters nur noch wenige Meter, um zu einer der wohl berühmtesten Kunstsammlungen der Welt zu gelangen – zum Palazzo degli Uffizi, wo die Medici-Familie zahlreiche Werke bedeutender Künstler ihrer Zeit zusammengetragen hat. Die Schlange am Eingang zu den Uffizien sind vor allem im Sommer und an den Wochenenden oft erschreckend lange, es lohnt sich vorab online ein Ticket zu kaufen und so die wartenden Besucher rasch hinter sich zu lassen. Selbst wer den Uffizien keinen Besuch abstatten möchte, es lohnt sich über die Piazzale degli Uffizi mit seinen zahlreichen Straßenmalern und -musikern zu Bummeln und das Treiben zu beobachten.
Zudem erhält man hier, wenige Meter weiter am Ufer des Arno, einen uneingeschränkten Blick auf die berühmte Ponte Vecchio – wohl ohne Zweifel eines der faszinierendsten Bauwerke der Stadt. Einst Handelsplatz für Schlachter und Gerber, reihen sich hier heute Juweliere, Gold- und Silberschmiede, die Tag für Tag zahlreiche Touristen anlocken und für ein ganz besonderes Flair auf der Brücke sorgen. Aufgrund der besonderen Architektur ist die Ponte Vecchio stets gut besucht, doch in den Abendstunden wird es ruhiger, so dass es sich ungestörter entlang der goldglänzenden Schaufenster bummeln lässt. Ebenfalls ungestört und mit einem tollen Panorama auf die Ponte Vecchio belohnt die nächstgelegene Brücke in westliche Richtung, die Ponte Santa Trinita.
Erstmal auf der anderen Seite des Arno angekommen, warten zwei Optionen. Da wäre zum einen ein etwa 20-minütiger Spaziergang entlang des Ufers hinauf zur Piazzale Michelangelo. Das Aussichtsplateau ist sowohl bei Einheimischen als auch Touristen für den Blick über die Stadt hinweg gleichermaßen bekannt und beliebt. Eine Kopie von Michelangelos David und die Vier Tageszeiten dominieren den Platz, Cafés, Restaurants und Bars laden zum Verweilen ein. Dank der südwestlichen Ausrichtung der Plattform lohnt auch hier ein Besuch in den Abendstunden, um den Sonnenuntergang über der Stadt zu beobachten.
Zum anderen wäre am südlichen Ufer der Ponte Vecchio die Möglichkeit, durch einen bei Touristen noch vielfach unterschätzten Stadtteil zu bummeln – Oltrarno, wörtlich so viel wie “andere Seite des Arno”. Über die Via de’ Guicciardini landet man zunächst am Palazzo Pitti mit dem Giardino di Boboli, einer großzügigen Park- und Gartenanlage. Von hier aus führt der Spaziergang weiter hinein in die weitaus ruhigeren Gassen rund um den Piazza Santo Spirito. Das Viertel wirkt noch weit ursprünglicher und ruhiger als nördlich des Arno. Über die Jahre hinweg siedelten sich traditionelle Handwerksbetriebe an, heute mischt sich darunter eine junge, aufstrebende Design- und Gastronomieszene, so dass sich das Oltrarno immer mehr zu einem echten Geheimtipp entwickelt. Es lohnt, etwas Zeit einzuplanen, um etwa durch Boutiquen und Delikatessenläden wie Hello, Wonderful! oder S.forno zu bummeln, in Bars wie Ditta Artiginale (Tipp für Kaffeeliebhaber!), Tamerò, Volume oder Popcafé für einen Caffè oder einen Aperitivo zu stoppen oder es sich im 5ecinque, Carducco, Il Santo Bevitore, Il Magazzino oder in der Trattoria Angiolino kulinarisch gut gehen zu lassen.
Ein weiterer Tipp für einen Einkaufsbummel fernab der typischen Handelsketten, die sich beispielsweise rund um die Via Calimala finden, sowie touristischen Souvenirläden ist etwa vom Dom aus in östliche Richtung rund um die Via Pietrapiana. Und dann wäre da natürlich der Ledermarkt in den Straßen rund um den Mercato Centrale, ein buntes Treiben welches man sich rein zum Beobachten schon nicht entgehen lassen sollte. Die größte Markthalle in Florenz, der Mercato Centrale, ist ebenfalls einen Besuch wert. Entweder, um sich im Erdgeschoss mit frischen Produkten wie etwa Fleisch, Fisch, Käse oder Salami einzudecken, oder um sich direkt an einem der vielen Gastronomiestände im Obergeschoss den Bauch vollzuschlagen. Eine besondere Empfehlung verdient an dieser Stelle jedoch auch das “Concept-Restaurant” La Ménagére, auf halbem Weg zwischen Piazza del Duomo und Mercato Centrale gelegen. Denn dabei handelt es sich für mich um die derzeit spannendste Adresse in Florenz – egal ob zum Frühstück, Lunch, Aperitif oder Abendessen. Oder einfach, um bei einem Caffè den Laptop auszupacken und sich während des Tippens wie in einem Blumenladen zu fühlen…
Neben all den klassischen Sehenswürdigkeiten, verlockenden Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten wären da noch die zahlreichen Museen und Galerien der Stadt. Oder etwa Ausflugsmöglichkeiten – etwa in rund 20 Busminuten nach Fiesole oder in einer guten Stunde nach Siena. Doch dazu an anderer Stelle mehr…
- Schlechtwetter? Kein Problem: Neben den vielen Museen und Galerien sind etwa der Mercato Centrale mit zahlreichen regionalen Produkten und Gastroständen oder aber das Cinema Odeon mit einem eindrucksvollen Theatersaal aus dem Jahr 1922 einen Besuch wert.
- Ausflug nach Fiesole: Mit der Linie 9 nahe des Piazza San Marco geht es in nur 20 Minuten (Einzelfahrt: € 1,20) über Zypressen-gesäumte Alleen hoch in das kleine Örtchen Fiesole. Dort belohnt ein eindrucksvoller Ausblick über Florenz und die toskanische Hügellandschaft, kleine Bars und Restaurants sorgen für das kulinarische Wohl.
- FirenzeCard: 72 Stunden, 72 Museen inkludiert die City Card, welche zugleich „Priority Access“ in den Museen ermöglicht und somit das Anstehen an den Kassen erspart.
Irgendwann fahre ich da auch mal hin. Nur ob ich dann so schöne Fotos mache, das weiß ich nicht ;)!
Wer, wenn nicht du, liebe Fee!? :)
Ich war im September das erste Mal in Florenz und war ganz verzaubert von den vielen Eindrücken. Leider war ich nur einen Tag dort, das reichte gerade mal für einen groben Überblick. Ich muss definitiv nochmal hin ;-)
Du solltest unbedingt nochmals länger hin! Zugegeben kannte ich Florenz zwar zuvor von wiederholten Tagesausflügen, aber man verpasst unglaublich viel, wenn man nicht mal zumindest ein paar Tage dort gewesen ist.