Zypern | © individualicious

Zypern: Kaffee, Kleftiko & Küsten

Zypern liegt eingebettet zwischen den drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika. Ob Aktiv- oder Genussurlaub, 5-Stern-Hotellerie oder Agriturismo: die drittgrößte Mittelmeerinsel punktet mit ihrer Vielfalt. 


Wie weit sind wir vom Lamm entfernt?” – Als wir mittags in Hr. Makis Taverne in Apsiou sitzen, ist dies der erste Gedanke der uns in den Sinn kommt, als einer aus unserer Gruppe eigentlich danach fragen wollte, wie weit wir hier von unserem Hotel in Limassol entfernt sind. Angesichts der üppigen Teller, die vor uns auf dem Tisch stehen, hatten wir alle jedoch mit einer ganz anderen Frage gerechnet. Wir sitzen bei Meze, typisch zypriotischen Vorspeisen, und fragen uns seit etwa zehn verschiedenen Vorspeisenvarianten, wann unser Kellner endlich das Kleftiko, das im Holzofen zubereitete Lamm, auf den Tisch stellt. Der Bauch ist schon gut gefüllt, doch diese Spezialität wollen wir uns dennoch nicht entgehen lassen. Wie weit wir wohl noch vom Lamm entfernt sind?

Keine 24 Stunden zuvor sitze ich noch im Flieger nach Zypern. Knapp drei Stunden dauert der Flug ab Wien. Dank des guten Anschlusses steige ich morgens in Innsbruck in den Flieger und am frühen Nachmittag bei sommerlichen Temperaturen in Larnaca wieder aus. Dass sich Zypern ideal für einen Kurztrip über ein verlängertes Wochenende eignet, um nach dem Winter Sonne zu tanken und die Zehen in den Sand zu stecken, daran hatte ich bislang nicht gedacht. Doch es lohnt sich. Noch am Ankunftstag lege ich mich an den menschenleeren Hotelstrand und lasse mir die Meeresluft um die Nase wehen. Die beiden darauffolgenden Tage erkunden wir Land und Leute und gönnen uns am späten Nachmittag eine Pause in der Sonne, bevor es abends in die Altstadt von Limassol geht. Und selbst am Abreisetag ist genügend Zeit, um in das erfrischend kühle Meer abzutauchen und die letzten Sonnenstrahlen aufzusaugen. Dazwischen liegen zahlreiche Eindrücke über die zypriotische Geschichte, die traditionelle Küche und sehenswerte Ausflugsziele.

Seit 1960 ist Zypern eine unabhängige Republik, politisch teilt sich die Mittelmeerinsel in die Republik Zypern im Süden und die Türkische Republik Nordzypern. Da die Türkische Republik Nordzypern nur von der Türkei anerkannt wird, ist auch nur der Südteil der Insel offiziell anerkanntes Mitglied der EU. Wirtschaftliches Zentrum der Insel ist die Hauptstadt Nikosias, touristisch relevant sind jedoch vor allem die Hafenstädte Larnaca, Limassol, Paphos sowie der Badeort Agia Napa. An rund 300 Tagen im Jahr scheint auf Zypern die Sonne, weshalb die Insel beliebtes Urlaubsziel und bereits im Frühjahr einen Aufenthalt wert ist.

Wir fahren nach Ankunft am Flughafen Larnaca ins rund 35 Autominuten entfernte Limassol. Schon beim Betreten des Amathus Beach Hotel erwartet uns ein beeindruckender Ausblick auf den hoteleigenen Strand und das Meer. Einchecken, Koffer abstellen und direkt wieder runter, um bei einem Brandy Sour – einem typisch zypriotischen Aperitiv und dem „Nationalgetränk“ der Insel – auf der Sonnenterrasse erstmal den Beginn der Reise gebührend einzuläuten. Ein kurzer Abstecher an den Strand darf nach Ankunft natürlich ebenso wenig fehlen … Zehen in den Sand eingraben und sich die Füße im Meer umspülen lassen.

Am nächsten Tag geht’s los ins Landesinnere. Wir fahren nach Agios Georgios Silikou, um Einblick in die Kunst des Brotbackens zu erhalten. Bei Frau Skevi lernen wir die traditionelle Herstellung allerlei unterschiedlichen Brotvarianten im Holzofen. Ob mit Zwiebel, Oliven, Halloumi, frischen Kräutern sowie sonstigen Zutaten: Alle Varianten schmecken unglaublich lecker, vor allem der Halloumi schmeckt unglaublich gut im noch lauwarmen Brot. Als frisch „gebackene“ Brotbäcker geht es weiter in eine alte, denkmalgeschützte Schule nach Monagri. Neben der Tatsache, dass ich nach mehr als zehn Jahren hier wieder die Schulbank drücke, um die wichtigsten griechischen Worte zu lernen (und kläglich scheitere), trinke ich zum ersten Mal in meinem Leben zypriotischen Kaffe. Dieser wird im so genannten „Briki“, einem kleinen Kupferkännchen, gebraut. Wer die süße Variante mit viel Zucker („glykos“) oder wenig Zucker („metrios“) bevorzugt, sollte dies unbedingt rechtzeitig anmerken, denn der Zucker wird hinzugefügt, solange das Wasser noch kalt ist. „Sketos“ gilt als die zuckerfreie Variante. Gut zu wissen:  Zypriotischer Kaffee ist unglaublich stark und schmeckt wie etwa fünf italinische Espressi zugleich.

Zypern | © individualicious
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Weiter geht es nach Apsiou, wo wir “Meze” und die zypriotische Spezialität “Kleftiko” probieren. Bei ersterem handelt es sich um die zypriotische Tapas-Variante. Auf unzähligen Vorspeisen-Tellern kosten wir Aufstriche, eingelegtes Gemüse, Salat, Halloumi, gefüllte Weinblätter, Fleischspieße & -variationen, Pita-Brot und vieles mehr. Als schlussendlich “Kleftiko”, ein im Holzofen zubereitetes Lammfleisch mit Kartoffeln, vor uns auf dem Tisch steht, schaffen wir es nur noch mit Müh und Not die regionale Spezialität zu probieren. Denn nach dem Brotbacken, dem zypriotischen Kaffee sowie “Meze” fühlt sich mein Bauch ziemlich vollgeschlagen an. Aber wer kann bei diesen leckeren Köstlichkeiten schon widerstehen? Als wir uns von Hr. Makis verabschieden, wird mir langsam bewusst, weshalb das griechische “Kopiaste” nicht nur ein simples „Willkommen“ ausdrückt, sondern zugleich „Komm doch herein, iss mit uns“ bedeutet.

Nicht nur kulinarisch hat Zypern vieles zu bieten. Auch kulturell lädt die Insel zu abwechslungsreichen Ausflügen und Aktivitäten ein. So begeben wir uns in Kourion auf die Spuren der Vergangenheit und schauen uns ein griechisch-römisches Theater sowie das Haus der Eustolios an und genießen dabei ein wunderbares Panorama über die Küste. An der südöstlichen Küste von Zypern lädt das Nationalparkgebiet Kap Gkreko zur Erkundung der Naturlandschaft und des felsigen Kaps ein. Auf einem Naturwanderweg wandert man gemütlich zu einer Aussichtsplattform mit ständigem Blick auf das türkisfarbeen Meer. Einer der vielen Wege im Nationalpark ist übrigens Teil des europäischen Fernwanderweges E4, der von Gibraltar bis nach Zypern führt.

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Eintauchen in den zypriotischen Alltag lässt es sich am besten in Städten wie etwa Larnaca und Limassol oder im Bergdorf Omodos. Vor allem in Omodos laden malerische Gassen zum Flanieren und Verweilen ein, zudem sollte man sich Zeit für eine Besichtigung der Klosterkirche Timiou Stavrou nehmen. Für einen Besuch von Limassol hat es dieses Mal bei Tag zwar nicht gereicht, ein abendlicher Besuch ist jedoch in jedem Fall empfehlenswert. Limassol’s Lokalszene ist vielfältig und kann sich sehen lassen. Eine modern und gut besuchte Bar bzw. auch Taverne reiht sich an die nächste, beinahe fällt es schwer sich schlussendlich für eine zu entscheiden. Bei uns fällt die Wahl schlussendlich auf die traditionelle, jedoch moderne Taverne Το Χανι, den Cocktail danach nehmen wir in der (in)theory bar zu uns. Wir mischen uns unter die Einheimischen, denn wider Erwarten ist Limassol’s Zentrum nicht nur Anziehungspunkt für Urlauber, vor allem Einheimische treffen sich am Wochenende in den Bars und Restaurants, um in geselliger Runde zypriotische Gerichte zu essen.

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Nach zwei Tagen vollgepackt mit kulturellen und landschaftlichen Highlights sowie jeder Menge regionalem (und unglaublich leckerem!) Essen, bleibt uns am letzten Tag noch etwas Zeit zum Entspannen. Nach einem ausgiebigem Frühstück (Tipp im Amathus Beach Hotel: unbedingt die Joghurt-Bar testen) schnappen wir uns einen Liegestuhl am Strand und versuchen noch etwas Farbe abzubekommen. Dass wir uns es nicht nehmen lassen können, uns danach im Meer abzukühlen, ist da nur naheliegend. Erfrischende, aber wohltuende 19-20° dürfte das Meer haben, warm genug, um noch ein paar Minuten länger drin zu bleiben. Übrigens: Dank der unmittelbaren Lage am Meer, sollte man sich den unglaublich schönen Sonnenaufgang im Amathus Beach Hotel nicht entgehen lassen. Auch wenn es schwer fiel, den Wecker auf 5:45 Uhr zu stellen, um kurze Zeit später bewaffnet mit Kamera und iPhone am Strand zu stehen: gelohnt hat sich die frühmorgendliche Qual bei diesem Anblick wohl allemal, nicht?

Wer Zypern bislang nicht als Destination für den nächsten Urlaub am Radar hatte, sollte dies schleunigst ändern. Vor allem in der Vorsaison ist ein Aufenthalt besonders empfehlenswert. In den Hotels, den Städten und bei den Sehenswürdigkeiten ist es noch sehr ruhig. So kann es schon mal vorkommen, dass man ganz alleine am Strand liegt und das Meer für sich hat. Und auch ein verlängertes Wochenende lohnt sich in jedem Fall. Dank der guten Fluganbindung bleibt so ausreichend Zeit, um Land und Leute bei Ausflügen kennen zu lernen und Entspannung am Strand zu finden. Das unglaublich gute Essen brauche ich an dieser Stelle wohl nicht nochmals zu erwähnen?

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6 Kommentare

  1. Schöne Geschichte und ganz tolle Fotos!
    Ich war mal im Mai / Juni in Zypern, aber ich find deine Variante mit Kurztrip im Frühling sehr interessant! Die Mischung aus blühenden Bäumen und Frühling wie bei uns, aber doch mit Meer und Strand!
    Sehr schön!
    ciao Markus

    1. Die Frühlings-Kurztrip-Variante ist top & kann ich echt nur empfehlen!

  2. Ich hätte gar nicht gedacht, dass das Meer schon so warm ist um diese Zeit. Und das aufstehen für einen Sonnenaufgang lohnt sich in den meisten Fällen. Ich mag dieses Gefühl, also ob ich vor dem Rest der Welt wach wäre :)

    1. Das Meer war echt angenehm, ich war auch überrascht.

  3. Low-Cost-Weltenbummler says:

    Wir fliegen in den letzten 2 August Wochen nach Protaras. Sind schon gespannt was uns da erwartet.
    Wenn man sich die Bilder von dir ansieht, dann sicher nur positives.

    1. Du wirst begeistert sein, bin ich mir sicher :)