Die ruhige Seite: Sommer am Arlberg

Wer den Arlberg im Winter kennt, wird von einem Urlaub in den warmen Sommermonaten überrascht sein. Reizvoller, natürlicher und vor allem ruhiger zeigt sich der Arlberg im Sommer.

Skitrubel und Halligalli – im Winter dominiert am Arlberg ganz klar der Wintersport. Eine schier endlose Anzahl an Pistenkilometern, Hütten für den obligatorischen Einkehrschwung und in den Orten St. Anton, Lech und Warth eine Vielzahl an Hotels, Restaurants und Bars, welche Urlauber aus der ganzen Welt beherbergen und für das Vergnügen abseits der Piste sorgen.

Um die Berge, Natur und Landschaften des Arlbergs kennenzulernen, ist jedoch eine Reise in den wärmeren Monaten des Jahres empfehlenswert. Dann, wenn die letzten Skiurlauber abgereist sind, der Schnee von den Bergen verschwunden und Ruhe in den Orten eingekehrt ist.

Ob dabei St. Anton, Lech-Zürs oder Warth als Ausgangspunkt dient, ist letztlich kaum entscheidend. Da als auch dort gibt es eine Vielzahl an Wander-, Berg- und Biketouren in wunderschöner Landschaft. Persönlich würde ich wohl aber zu einem Aufenthalt rund um Lech und Warth tendieren, denn für mich liegen hier ein paar der schönsten Highlights des Arlbergs. Welche das sind, verrate ich im folgenden.

Gleich zwei der “schönsten Plätze Österreichs” finden sich am Arlberg. Denn bei der jährlichen ORF-Sendung wurden sowohl der Körbersee als auch der Formarinsee auf Platz 1 bei den Zuschauern gewählt. Mitten in einem Schutzgebiet liegt der Körbersee idyllisch in die Berge eingebettet in der Gemeinde von Schröcken und ist ein einfaches Wanderziel. Auf einer Höhe von 1.675m gelegen, ist der See nur zu Fuß zu erreichen und wohl gerade dadurch ein regelrechter Kraftplatz. Sattgrüne Almwiesen, grasende Kühe und die 2.412m hohe Juppenspitze im Hintergrund lassen die Kulisse fast schon kitschig erscheinen. Um den Körbersee zu erreichen, gibt es mehrere verschiedene Rundwanderungen, die allesamt nicht sonderlich schwer, lediglich unterschiedlich lange sind. Einfach und schnell ist der Körbersee vom Hochtannbergpass vorbei am Kalbelesee aus in 4,8km hin und retour zu erreichen. Gerade mal 180hm sind dabei zu überwinden, die dank des tollen Panoramas kaum auffallen. Ein weiterer Ausgangspunkt liegt an der Bergstation des Steffisalp-Express. Zur Einkehr lädt das Berghotel Körbersee mit einer malerisch gelegenen Sonnenterrasse; wer von der Landschaft nicht genug bekommt, checkt gleich für eine Übernachtung ein.

  

Nicht minder schön und ein empfehlenswertes Ausflugsziel ist der Formarinsee. Am Talschluss des Zugertals liegt der smaragdgrün schimmernde See auf 1.793m zu Fuße der markanten Roten Wand. Das Besondere am Formarinsee? Er ist natürlichen Ursprungs und bildet sich jedes Jahr aufs Neue aus dem Schmelzwasser der umliegenden Berge. Und so schwankt nicht nur der Wasserstand je nach Jahreszeit, sondern damit einhergehend auch das Bild, welches der Formarinsee und die im Wasser gespiegelten Berge abgeben. Um zum Formarinsee zu gelangen, nimmt man entweder den Wanderbus ab Lech-Zürs und genießt die am Fenster vorbeiziehende Landschaft, wandert zu Fuß den Lechweg in umgekehrte Richtung oder setzt sich aufs Mountainbike und legt die 15km ab Lech im Sattel zurück. Am Formarinsee angekommen, empfiehlt es sich jedenfalls, dem Forstweg zu folgen und zur Freiburger Hütte zu wandern, wo eine Einkehr lohnt. Zurück geht es über den gleichen Weg oder für Geübte auch über den Steig am Ostufer.

  

Wer ausreichend Zeit mitgebracht hat, wandert zu Fuß retour talauswärts. Entweder bis zur ersten Bushaltestelle, um sich dann wieder gemütlich bis nach Lech fahren zu lassen oder direkt weiter bis nach Lech-Zürs. Empfehlenswert ist die Route aufgrund der wunderschönen Landschaft und dem gemütlichen Wanderweg am Lech entlang. Immerhin ist dieser Wanderweg zugleich die erste Etappe des Lechweg, der mehrtägigen Wanderung entlang des Lech. Denn: am Formarinsee entspringt (unterirdisch) der Lech, der infolge das Lechtal bis zum Lechfall in Füssen führt. Ein schöner Wandertipp, wer Lust auf eine mehrtägige Wanderung am Arlberg hat und gleich mehrere der ersten Etappen kombinieren möchte. Schön gelegen ist auf halbem Weg zwischen dem Formarinsee und Lech übrigens das Gasthaus Älpele mit einladender Sonnenterrasse, uriger Stube und traditionellen Gerichten. Von hier aus geht es gestärkt zu Fuß weiter; alternativ befindet sich direkt am Gasthaus die Bushaltestelle zur Weiterfahrt mit dem Wanderbus.

  

Àpropos Einkehr – schön gelegen und richtig urig ist das Gasthaus Bodenalpe zwischen Lech und Warth. Das 400 Jahre alte Haus ist direkt an der Bundesstraße gelegen oder in einer einstündigen Wanderung von Lech aus zu erreichen und punktet mit den schönen Stuben und einer feinen Speisenauswahl.

Ein weiteres landschaftliches Highlight im Sommer ist das Auenfeld, welches sowohl von Oberlech als auch vom Hochtannbergpass in Schröcken gut zu erreichen ist. Wir starten unsere Wanderung, die ohne nennenswerte Höhenmeter auskommt, in Oberlech und erreichen bereits nach wenigen Minuten Gehzeit den Skyspace Lech am Tannegg, ein 2018 installiertes Kunstwerk, welches durch die besondere Architektur das Augenmerk auf den Himmel und das Licht lenkt. Den Wegweisern folgend geht es nun weiter in Richtung Auenfeld, einer wunderschönen Hochebene zwischen den Regionen Lech-Zürs und Warth-Schröcken.

In gemütlichem Auf und Ab geht es vorbei an der Gaisbühelalpe und Untere Auenfeldalpe bis zur Auenfelder Hütte, wo wir uns mit einer deftigen Knödelsuppe wärmen. Zwar könnte man von hier aus die Wanderung bis nach Schröcken oder retour nach Lech über die Bodenalpe fortführen, da wir jedoch das Auto in Oberlech geparkt haben, geht es am gleichen Weg wieder retour – nicht ohne weitere Fotostopps, um die Schönheit des Hochtals einzufangen.

  

Mein letzter Tipp führt auf die Tiroler Seite des Arlbergs, genauer genommen nach St. Anton. Hier unternehmen wir eine Mountainbiketour ins ursprüngliche Verwalltal, welches bei einem Urlaub am Arlberg nicht ausgelassen werden sollte. Wir starten unseren Ausflug direkt im Zentrum von St. Anton, passieren die Rosanna Schlucht und den Verwallsee und steuern die auf 1.688m Höhe gelegene Konstanzer Hütte an. Leider ist das Wetter nicht auf unserer Seite, die Berge sind an diesem Tag kaum zu sehen und dank des Fahrtwindes macht das Biken alles andere als großen Spaß, so dass wir uns entscheiden, den Rückweg anzutreten anstelle weiter ins Verwalltal zu biken. Allerdings bleibt der feste Vorsatz, nochmals wiederzukommen und bei Sonnenschein eine größere Tour zu machen – zu verlockend ist die Landschaft. Gemütlich rollen wir talauswärts, stoppen am Verwallsee, um es uns kurz in einer Hängeschaukel gemütlich zu machen und lassen den Tag dann in St. Anton ausklingen.

Tipp
My Lech Card

Anders als in St. Anton, wo jeder Gast ab der ersten Übernachtung die Gästekarte kostenlos erhält und damit von kostenlosen Bergbahnfahrten, Eintritt ins Schwimmbad und weiteren Ermäßigungen profitiert, ist die My Lech Card für Übernachtungen in Lech oder Warth zwar kostenpflichtig, aber dennoch empfehlenswert. Sämtliche Fahrten mit den Sommerbergbahnen sind bei einem Preis ab € 28,- ebenso inklusive wie die Nutzung der Wander- und Dorfbusse, ein abwechslungsreiches Familien- und Kinderprogramm, geführte Themenwanderungen, der Eintritt ins Waldschwimmbad oder Highlights wie ein Bergfrühstück auf der Kaltenberghütte.


Übernachten

Zugegeben: Lech-Zürs ist selbst im Sommer nicht unbedingt preiswert, wenn es um Hotelübernachtungen geht. Doch wer die Augen etwas offen hält und die Hauptreisezeiten meidet, kann immer etwas Leistbares finden.

Meine absolute Lieblingsunterkunft am Arlberg, ist das Holzgauer Haus in Lechleiten bei Warth. Zwar etwas “ab vom Schuss” ist das Haus dennoch so besonders, dass es einfach ganz vorne bei meinen Empfehlungen mit dabei ist. Wer sich etwas gönnen möchte, checkt im edlen Hotel Aurelio in Lech ein und genießt Service auf 5*-Niveau. Besonders charmant ist auch das Hotel Stäfeli in Zug.

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