Azoren: Vulkanlandschaften auf Terceira

Unglücklicher hätte unser Aufenthalt auf Terceira eigentlich nicht starten können. Und dabei hatte ich mich nach (geplanten) drei Tagen auf der naturbelassenen Insel Flores bereits auf das bunte und abwechslungsreiche Leben auf Terceira gefreut. Doch, das Wetter sollte uns einen Strich durch die Rechnung machen. Starke Regengüsse und orkanartige Windböen legten den Flughafen auf Flores für einen Tag lahm – und verschafften uns einen um zwei Tage verspäteten Weiterflug auf die dritte und letzte Insel unseres Azoren-Inselhoppings. Und so mussten wir in gerade mal 48 Stunden Zeit all jene Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten quetschen, für die wir ursprünglich die doppelte Zeit eingeplant hatten.

Zugegeben, auch Terceira ist nicht wahnsinnig groß, so dass die Entfernungen von Nord nach Süd und West nach Ost überschaubar sind. Doch bereits kurz auf den ersten Fahrminuten vom Flughafen zur Unterkunft zeigt mein Bauchgefühl, dass ich hier gerne etwas mehr Zeit verbracht hätte.

Gerade mal 15 Autominuten entfernt vom Flughafen liegt der Aussichtspunkt Miradouro da Serra do Cume, ein Bergrücken auf der sich eine Plattform über das Inselinnere erhebt. Von hier bietet sich nicht nur ein Ausblick auf die Bucht von Praia da Vitória. Viel eindrucksvoller ist der Blick in die andere Richtung – ins Inselinnere und über den von Einheimischen genannten “Fleckerlteppich”. Von Vulkangestein abgregenzte Weiden reihen sich hier schachbrettartig aneinander und ergeben ein tolles Bild.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in unserer Unterkunft machen wir uns direkt auf den Weg nach Angra do Heroísmo. Der Hauptstadt der Insel Terceira wird nachgesagt, die schönste Stadt der Azoren zu sein. Zwar haben wir während unseres Aufenthalts auf den Azoren keine andere Stadt besichtigt, doch glaube ich dieser Aussage ungeprüft. Bunte Häuser, Paläste und Kirchen, durchzogen von einem großzügig angelegten Park, prägen das Stadtbild. Es ist wenig überraschend, dass die UNESCO den historischen Stadtkern zum Weltkulturerbe ernannt hat – im übrigen das einzige auf den Azoren.

Über die Parklandschaft Jardim Duque da Terceira spazieren wir in der Abendsonne hoch zum Obelisk auf dem Alto da Memoria, einem für die Azoren geschichtsträchtigen Ort. Von hier oben überblickt man nicht nur die zahlreichen Pflanzen wie Palmen, Eukalyptusbäume, Drachenbäume, Magnolien und vieles mehr, sondern genießt zugleich den Ausblick über die Stadt bis hin zum Monte Brasil. Einen Anblick, den man definitiv für einige Zeit genießen sollte, vor allem in den Abendstunden, wenn die Sonne die Stadt in warmes Licht hüllt.

Bei einem Besuch von Angra do Heroísmo lohnt sich zugleich ein Ausflug in die Reserva Natural do Monte Brasil, einem Naturschutzpark auf einer der Stadt vorgelagerten Halbinsel. Neben einigen Wander- und Spazierwegen mit schönen Ausblicken befindet sich hier auch die Festung von S. João Baptista, einer der größten und bedeutendsten Festungen, die in Portugal gebaut wurden.

Wir lassen den Abend im Restaurant Tasca das Tias bei einem modern interpretiertem Fischgericht und einem Glas Wein ausklingen und steuern in der Abenddämmerung noch eine nahegelegene Anhöhe am Rückweg an, um zuzusehen wie Angra do Heroísmo langsam in der Dunkelheit verschwindet.

Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen, um den letzten Tag auf Terceira und zugleich den letzten unserer Azoren-Reise voll und ganz auszunutzen. Unser Ziel liegt im Inselinneren: die Furnas do Enxofre. Dabei handelt es sich um die Schwefelquellen von Terceira, welche auf einem angelegten, leichten Rundweg erwandert werden können. An zahlreichen Quellen und Fumarolen steigen heiße Schwefeldämpfe auf, die je nach Tageszeit unterschiedlich intensiv zu sehen – und teils zu riechen – sind. Wir genießen den rund zwanzigminütigen Spaziergang in der Morgensonne und die Tatsache, dass wir das geschützte Naturdenkmal so zeitig noch für uns alleine erkunden können.

Im Anschluss setzen wir unsere Rundfahrt über die Insel in nordwestlicher Richtung fort, stoppen hie und da, um den Ausblick zu genießen oder die Küste zu erkunden. Am Miradouro da Ponta do Queimado ganz im Westen der Insel beobachten wir eine zeitlang Angler bei dem Versuch, einen Fisch zu fangen, im nördlich gelegenen Biscoitos schauen wir den Einheimischen beim Baden in den eindrucksvollen, großen Naturschwimmbädern zu, bis wir von einem Gewitterschauer überrascht werden und einmal komplett durchnässt in ein nahegelegenes Restaurant flüchten, wo wir ein letztes Mal lapas genießen. Die in Knoblauch und Öl gegrillte Spezialität, die meist in der Pfanne serviert und mit Zitrone beträufelt wird, sind keine Muscheln, wie ich beim ersten Anblick irrtümlich dachte, sondern sogenannte Napfschnecken, die gerade auf den Azoren ein beliebtes Lokalgericht sind – und in jedem Fall eine Empfehlung wert.

Da auch nach dem Mittagessen das Wetter noch nicht wirklich besser wird, entschließen wir uns kurzerhand ins Inselinnere zurückzukehren und die Vulkanhöhle Algar do Carvão (Tipp: Öffnungszeiten beachten, denn außerhalb der Hauptsaison ist nicht täglich geöffnet) zu besichtigen. Auf rund 550 Metern Seehöhe liegt der Vulkankegel, der heute als regionales Natudenkmal anerkannt ist. Rund 100 Meter führt der Vulkanschlot über teils steile, teils rutschige Treppen in die Tiefe, bis hinab an einen kleinen Vulkansee. Eindrucksvoll ist der Blick zurück nach oben, denn der Kegel ist über die Zeit von Pflanzen bewachsen und liefert einen exotisch-grünen Anblick.

Als wir aus der Vulkanhöhle wieder zurück am Tageslicht sind, zeigt sich dass wir Glück haben – der Himmel klart auf und so steht unser Ziel für den Rest des Tages schnell fest. Wir steuern den Mietwagen retour in Richtung unserer Unterkunft, biegen jedoch zwei Querstraßen früher ab, um am Ende der Straße unser Auto direkt am Naturschwimmbecken von Porto Judeu abzustellen. Und damit endet der Tag, wie es besser nicht hätte sein können: im spätnachmittäglichen Sonnenschein, gemeinsam mit ein paar Dorfbewohnern und den letzten Schwimmzügen im Meer…

Gut zu wissen

ANREISE || Terceira ist eine Insel der Zentralgruppe der Azoren und vom portugiesischen Festland über einen Direktflug in rund zwei Stunden zu erreichen. Vor Ort empfiehlt sich die Rundreise mit einem Mietwagen.

ÜBERNACHTUNG || Terceira bietet entlang der Küste viele charmante und durchwegs moderne Übernachtungsmöglichkeiten an. Das Rural Tourism Country House Canário do Mar ist ein echter Tipp für all jene, die ein perfekt ausgestattetes Apartment in stilvollen Design suchen.

ESSEN & TRINKEN || Schon fast konträr zu manch anderen der Azoreninseln gibt es auf Terceira zahlreiche moderne Restaurants mit neu interpretierter Küche. So beispielsweise das Tasca das Tias in der Hauptstadt Angra do Heroísmo oder das Restaurante La Barca in Praia da Vitória.

AKTIVITÄTEN || Die Möglichkeiten auf Terceira sind vielfältig, vom Stadtbummel durch Angra do Heroísmo über die Besichtigung eines erloschenen Vulkans und die Erfrischung in einem der piscinas naturais bis hin zu Wanderungen im Hinterland, welche einfach über trails.visitazores.com, die offizielle Website des Tourismusbüros, abgerufen werden können.

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