Roadtrip durch Island | Tag 5: Kleinstadtidylle in Höfn
Ausgangspunkt: Fosshotel Glacier Lagoon
Endpunkt: Fosshotel Vatnajökull
Route: Jökulsárlón Glacier Lagoon – Höfn
Dauer: 6 Stunden
Strecke: 96km
Das mit Island und mir ist ja so: Kaum kehrst du einem Ort den Rücken zu, sitzt im Auto für die nächste Etappe und denkst dir, alles was jetzt kommt kann eigentlich nicht so beeindruckend sein, wie das, wo du gerade gewesen bist, lenkst du den Wagen über eine kleine Kuppe und steckst inmitten einer neuen, mindestens genauso eindrucksvollen Landschaft. Nicht eindrucksvoller als das, wo du gerade gewesen bist, sondern anders eindrucksvoll. Aber mindestens genauso gut.
So ähnlich verlief es zumindest heute. Ich hatte rund 100 Kilometer Fahrt vor mir und konnte den Tag relativ entspannt angehen. Nachdem es mir gestern die Jökulsárlón Glacier Lagoon so angetan hatte, wollte ich im Vorbeifahren in jedem Fall nochmal einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Daraus geworden sind zwar in Summe erst recht wieder zwei Stunden, aber wer weiß schon, wann ich jemals wieder in den Genuss dieses Anblicks komme. Ich nutzte also die Gelegenheit, parkte mein Auto am Südufer und spazierte den Hiking Trail ans Ufer. Und saß und beobachtete und beobachtete und beobachtete die Eisberge dahintreiben, auseinander brechen und mit tosendem Lärm ins Wasser klatschen, sah Kajak-Paddler beim Umkippen zu (nicht gelogen!) und wartete schlussendlich darauf, dass Christine von Lilies Diary ebenfalls zur Gletscherlagune kam. Denn, wie es der Zufall so will ist mit ihr eine weitere Person zeitgleich mit mir in Island und so verabredeten wir uns für ein kurzes Intermezzo. Daraus geworden sind eben zwei Stunden an der Lagune bzw. am Diamond Beach und im Anschluss ein Mittagessen in Höfn. Und siehe da: Kurz bevor wir von der Lagune aufbrechen, erblicke ich dann doch noch eine Robbe im Wasser! Zwar ziemlich weit weg und selbst mit Zoom nur schwer vor die Linse zu bekommen, aber bei genauerem Hinsehen ist auf dem rechten unteren Bild ein schwarzes Etwas zu erkennen! Ziel erreicht.
Weiter also nach Höfn – eben mit genau jenem Gedanken in Gepäck, dass es vermutlich kein großartig spannender Tag wird. Doch umso länger ich im Auto sitze und im Rückspiegel die Gletscherausläufe immer kleiner werden, wird vor mir die Landschaft hügelig und saftig grün. Immer mehr Schafe und Pferde säumen den Straßenrand und die größte Sorge neben der Ablenkung durch das Panorama gilt dem Willen der Schafe. Wer weiß, ob nicht plötzlich eines auf die Idee kommt, vor mir über die Straße zu laufen…
Die Kleinstadt Höfn liegt am Fuße des Vatnajökull und ist außerdem der Hauptort der Gemeinde Hornafjörður. Keine 2.000 Einwohner leben hier und dennoch wirkt die Stadt aufgrund der Tatsache, dass ich seit Verlassen von Reykjavik in keinem größeren Ort mehr gewesen bin, relativ groß. Neben dem Hafen, welcher Höfn einst seine Bedeutung als Fischer- und Handelsort gab, gibt es in Höfn alles an relevanter Infrastruktur, was Einheimische und Touristen gleichermaßen benötigen. Tankstelle, Supermarkt, Vínbúð (Alkohol-Shop), Apotheke sowie ein für eine Stadt dieser Größenordnung ziemlich großes Schwimmbad. Außerdem befinden sich in Höfn zahlreiche Restaurants, die nicht nur äußerst gemütlich und einladend sondern darüber hinaus auch für den Lobster bekannt sind. Immerhin hat sich Höfn über die Jahre hinweg mit dem Lobster einen Namen gemacht und veranstaltet mittlerweile einmal im Jahr ein “Lobster Festival”.
Erstaunlich auch, dass Höfn einiges an Kultureinrichtungen zu bieten hat. So gibt es etwa ein Heimatmuseum, ein Schifffahrtsmuseum und ein Kunstmuseum, das Vatnajökull Visitor Center, das zugleich Touristeninformation ist, ist zudem eine Art Gletschermuseum und bietet einiges an (interaktiven) Informationen zum Vatnajökull. Nach einer traditionellen Meat Soup im Kaffihornið und Kaffee und Kuchen im Nyhöfn Nordic Bistro heißt es jetzt erstmal den Tag gemütlich ausklingen lassen, um morgen dann nochmals Höfn und den Vatnajökull National Park zu erkunden.