Roadtrip durch Island | Tag 2: Hella bis Vik i Myrdal
Ausgangspunkt: Hotel Selid
Endpunkt: Icelandair Hotel Vik
Route: Seljalandsfoss – Seljavallalaug – Skogafoss – Sólheimajökull – Dyrhólaey – Black Sand Beach – Vik i Myrdal
Dauer: 9 Stunden
Strecke: 136km
Als ob ich geahnt hätte, dass heute ein intensiver Tag vor mir liegt, wache ich bei strahlendem Sonnenschein zeitig auf und sitze bereit kurz nach 9 Uhr wieder im Auto. Intensiv sollte der Tag allerdings nicht aufgrund der vielen Kilometer werden, die vor mir lagen. Ganz im Gegenteil, rund 130 Kilometer waren mehr als machbar für meine heutige Etappe nach Vik. Allerdings liegen auf der Strecke so viele Sehenswürdigkeiten, dass ich nicht nur kaum zum Verschnaufen komme, sondern rund zehn Stunden später nicht weiß, wie man so viele verschiedene Landschaften überhaupt verarbeiten soll.
Ich steuere also bereits gegen halb zehn meinen ersten Stopp an – den Seljalandsfoss. Schon von Weitem kann man ihn auf der Ringstraße erkennen. Und auch wenn in mir zunächst der Gedanke aufkam, dass er so spektakulär nicht aussieht – das war definitiv zu früh gedacht. Trotz der frühen Uhrzeit ist bereits einiges los, doch der Andrang ist überschaubar. Vom Parkplatz geht es wenige Meter bis direkt an den Wasserfall ran, der vor allem deshalb so besonders ist, da man ihn von hinten umgehen kann. Einmal 360° rund um das hinabtosende Wasser ist ziemlich beeindruckend und zwar zum ersten aber nicht zum letzten Mal am heutigen Tag bin ich froh, dass meine Kamera wasserfest ist. Denn, so sehr die Hinweisschilder auch darüber hinwegtäuschen mögen – nass wird man hier auf alle Fälle. Etwa 500m weiter liegt ein weiterer Wasserfall, welchen man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Zugegeben, ich hätte ihn beinahe verpasst, weil ich nicht mehr am Radar hatte, dass es hier gleich zwei besondere Wasserfälle gibt, aber – alles nochmal gut gegangen. Der Gljúfrabúi Wasserfall ist nicht minder spektakulär als der bekanntere Seljalandsfoss. Vielleicht auch sogar ein kleines bisschen eindrucksvoller, handelt es sich hierbei doch um einen Wasserfall in einer Schlucht, welche man zuerst begehen muss, bevor man ihn in voller Pracht bewundern kann. Auch hier lässt es sich kaum vermeiden nass zu werden, doch ein Stopp ist beinahe ein Muss.
Die Route führt mich wenige Kilometer weiter bis ans Ende der Straße Nr. 242. Es ist etwas tricky, die Abzweigung nicht zu verpassen, da das Straßenschild vom Gras überwachsen ist. Selbst wenn man bereits auf die Kreuzung lauert. Mein Ziel ist der Seljavallalaug Pool, schon lange vor meiner Reise eines der absoluten Highlights. Zu vielversprechend sahen die Bilder aus, die ich davon bereits gesehen hatte. Ein Pool inmitten der Berge Islands, gefüllt mit wohlig warmem Wasser. Ich hatte ja zunächst etwas Sorge, dass ich den Pool womöglich nicht finden würde, denn eine Ausschilderung gibt es nicht und die Beschreibungen im Internet sind etwas vage. Doch wer erstmal das Auto am Ende der 242 abgestellt hat, folgt einfach dem gut ersichtlichen Pfad und landet nach etwa 10 Gehminuten direkt am Pool. Immerhin: Touristenbusse verirren sich hierhin nicht, dennoch ist der Seljavallalaug schon lange kein echter Geheimtipp mehr. Das Schwimmen darin ist aber ein Erlebnis für sich.
Vom Seljavallalaug führt die Ringstraße nur wenige Minuten weiter zum nächsten, ebenfalls sehr bekannten und beliebten Stopp: den Skogfoss Wasserfall. Und dafür gibt es meiner Meinung nach nur ein Wort, welches ihm gerecht wird: imposant. Rund 60 Meter rauscht das Wasser, teilweise auf einer Breite von bis zu 25 Meter, in die Tiefe. Ein Ausmaß, welches einem erst dann bewusst wird, wenn die winzig klein erscheinenden Menschen davor stehen, um ein Erinnerungsfoto zu knipsen.
Es ist schon längst nach Mittag, als ich vom Skogafoss aufbreche. Ich lasse die eher touristisch wirkenden Cafés trotz meines Hungers hinter mir, denn bei der Zufahrt habe ich bei der letzten Abzweigung zum Parkplatz einen kleinen Fish and Chips-Stand gesehen, welcher süß, ruhig und sehr einladend aussah. Und ja, Mia’s Country Grill, benannt nach der Dame des Hauses, ein sympathisches junges Paar, ist der perfekte Zwischenstopp. Einmal Fish and Chips samt Pepsi und schon kann es frisch gestärkt weitergehen.
Eigentlich sollte Dyrhólaey mein nächster geplanter Zwischenstopp sein. Doch wie es der Zufall so will, bog ich spontan nach wenigen Kilometern in eine Straße links ab, da sie landschaftlich vielversprechend aussah. Ich folgte ihr einige Minuten ohne zu wissen, wo ich landen würde. Und siehe da, unverhofft sollte ich am Fuße des Sólheimajökull Gletschers landen, wo einige der geführten Glacier Walks starten. Zwar reichte dafür zum einen nicht meine Zeit, zum anderen war es bereits zu spät, doch über einen einfachen Weg lässt es sich einige Meter weiter an den Gletscher rankommen und die letzten Ausläufe sehen, welche in einem kleinen Gletschersee ragen.
Ich merke langsam den langen Tag in den Beinen, möchte es mir aber nicht nehmen lassen, auch den geplanten Stopp in Dyrhólaey einzulegen. Dyrhólaey, über die 218 zu erreichen, ist eine Halbinsel nahe Vik, welche rund 115 Meter in die Höhe ragt und einen 360 Grad-Blick über das Meer, die umliegenden schwarzen Strände bis weit ins Hinterland und zu den Gletschern offenbart. Kurz vor dem offensichtlichen Ende der Straße führt eine unbefestigte Straße rechts ab und aufs Plateau hinauf, wo mitunter der aus dem Jahr 1927 stammende Leuchtturm zu finden ist. Die Klippen hier oben am Plateau sind eindrucksvoll und erlauben an vielen Stellen einen direkten Blick nach unten. Dyrhólaey sagt man auch nach, eine gute Location zum Sichten von Papageientauchern zu sein, doch leider musste ich erfolglos wieder fahren.
Nach einem kurzen Stopp im Icelandair Hotel Vik, zum Einchecken, Rasten und Abendessen fahre ich die Reynisfjara Strand, besser bekannt als Black Sand Beach, zu nehmen. Ich komme zeitgerecht, als die meisten Touristen schon wieder weg sind und sich die Abendsonne über den Strand erstreckt. Bekannt ist der Strand mitunter für die aus Basalt bestehende Steinformation, welche einer Kirchenorgel gleicht und derer die Hallgrimskirkja in Reykjavik nachempfunden ist, wie mir wenige Tage zuvor Hrannar auf der Walking Tour durch die Stadt erklärt. Unmittelbar vor diesem Strandabschnitt ragt auch die 66 Meter hohe Felsformation Reynisdrangar aus dem Meer, welcher man nachsagt, Trolle zu sein, welche beim Warten auf einen gestrandeten Dreimaster zu Stein erstarrten.
Wenn dem also so ist, hätte ich nun offiziell meine ersten Trolle gefunden…
Wow. Traumhaft. Tatsächlich fast zu viele wundervolle Eindrücke von einem Tag, um sie verarbeiten zu können. Es ist ein großer Traum von mir, diese Plätze eines Tages selbst zu sehen. Deine Posts von Island werden mir sicher dabei weiter helfen. Großes Lob für die tollen Bilder und Berichte. Ich freu mich riesig auf alles, was du noch aus Island zu berichten hast.
Liebst, Sussy
Vielen lieben Dank für dein schönes Feedback, liebe Sussy! Ich hoffe, du hast selbst bald die Gelegenheit nach Island zu reisen. Es ist wirklich eindrucksvoll und noch viel toller, als die Bilder überhaupt zeigen können.
Wie ich dich beneide! Deine Bilder sehen himmlisch aus. Ich bin an den genau selben Orten gesehen, letzte Woche (du kannst die ersten Bilder schon bei mir auch sehen), aber die ganze Zeit unter einem richtig bösen Regen. Alle Bilder sind grau, traurig, verwaschen. Die Farben deiner Bilder! Himmlisch…
Ohje, ja, eigentlich hatte ich bislang mit dem Wetter richtig Glück. Das Ende der Golden Circle Tour war zwar richtig heftig verregnet, dafür seit gestern strahlender Sonnenschein. Mal sehen, was die nächsten Tage noch bringen :)