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Roadtrip durch Montenegro

An der südöstlichen Adriaküste gelegen, ist Montenegro ein bis dato wenig touristisches Reiseziel am Balkan. Das “Land der schwarzen Berge” besteht zum Großteil aus Berg- und Hügellandschaften, die Ortschaften an der 300km langen Küste punkten mit mediterranem Flair. Ob Aktiv- oder Badeurlaub: in Montenegro ist beides möglich.


Es mag wohl schon so manchen James Bond-Fan und Liebhaber von Filmschauplätzen in die Irre geführt haben: die Tatsache, dass Szenen von Casino Royale in Montenegro spielen, der Dreh für ebendiese jedoch ganz woanders stattgefunden hat. Zwar war dieser “Filmfehler” vor Reisebeginn bereits bestens bekannt, trug jedoch auch nicht gerade dazu bei, dass ich mehr über das Land wusste. Denn offen gesagt: Montenegro war bei mir alles andere als auf der Liste jener Destinationen, die ich demnächst zu bereisen beabsichtigte. Bis es der Zufall in Form meiner Reisebegleitung so wollte, dass ich Anfang Oktober im Flieger nach Podgorica saß und immer noch kaum eine Vorstellung davon hatte, was mich in Montenegro erwarten würde. Zu wenig und zu kurz davor hatte ich mich mit dem Land auseinandergesetzt. Gute Voraussetzungen, um positiv überrascht zu werden. Denn wo kaum Erwartungen sind, können sie auch schlecht enttäuscht werden. Als im Landeanflug auf die montenegrinische Hauptstadt nach und nach der Blick auf Montenegro frei wurde, wuchs in mir die Vorfreude und Spannung. Denn das was ich vom Flugzeugfenster aus erkennen konnte, sah durchaus reizvoll aus. Höchste Zeit also, mich auf den Roadtrip durch Montenegro voll und ganz einzulassen.

Tag 1 | Podgorica – Durmitor Nationalpark

Als nach Ankunft am Flughafen die Koffer in den Mietwagen verstaut sind, heißt es erstmal, die rund zweieinhalbstündige Fahrt von Podgorica nach Žabljak anzutreten. Denn das Ziel des Tages war der Durmitor Nationalpark im Norden des Landes. Wenngleich die Kilometer am Tacho bedingt durch die permanente Geschwindigkeitsbegrenzung nur langsam stiegen, war die Fahrt durch die bunte Herbstlandschaft äußerst reizvoll. Obwohl Montenegros Landesinnere durch Berge geprägt ist, ist das Land zugleich von Bäumen und Wäldern übersät.

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Etwa auf halber Strecke zwischen dem Flughafen und dem Nationalpark lohnt sich ein kurzer Umweg. Hoch oben, am Ende einer kurvigen Serpentinenstraße, liegt auf fast 900m Höhe das Manastir Ostrog, eines der bedeutendsten Klöster der serbisch-orthodoxen Kirche. Schon von weitem ist es von der Straße aus zu erblicken, markant ist der weiße Bau in den Felsen gebaut.

Ostrog ist quasi ein Pflichtbesuch bei einer Reise durch Montenegro. Wer erstmals die mühevolle Anfahrt hinter sich gelassen und das Auto am Parkplatz abgestellt hat, bekommt nicht nur (kostenlosen) Einblick in eine beliebte Wallfahrtsstätte sondern zugleich auch in die religiöse Lebensweise der Einheimischen. Im 17. Jahrhundert gegründet, zieht Ostrog heute massenweise Gläubige an, mitunter deshalb da hier der Körper des heilige Vasilije der serbisch-orthodoxen Kirche aufbewahrt wird.

Beeindruckend ist nicht nur der Bau des so genannten Felsenklosters, sondern auch der Ausblick über den Nordwesten des Landes hinweg. Wer das Kloster hinter sich lässt und auf etwa ein Drittel des Weges in einer Linkskurve den kleinen Parkplatz erspäht, wird zudem nochmals mit einem guten Aussichtspunkt auf das Kloster belohnt.

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Nach etwa einer weiteren Stunde Autofahrt ist das Tagesziel erreicht: Žabljak. Die Kleinstadt liegt mitten im Durmitor Nationalpark und ist dank der Lage auf 1.450m zugleich die höchstgelegene Stadt am Balkan. Spektakulär ist Žabljak jedoch nicht. Wohnhäuser reihen sich zwischen Hotels, Restaurants und weiteren Einrichtungen wie einen Supermarkt, sowie eine Post- und Bankfiliale. Doch Žabljak ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen im Nationalpark.

Für viel reicht es an diesem Tag aufgrund der Dämmerung nicht mehr. Doch ein Ziel liegt nur wenige Autominuten vom Hotel entfernt – die Tara Bridge. Sie ist ein beliebtes Fotomotiv und zugleich Ausgangspunkt für Raftingtouren auf der Tara, dem längsten Fluss Montenegros. Entlang der Tara hat sich an dieser Stelle eine Schlucht gebildet, der längste und tiefste Canyon in Europa und zugleich der zweitgrößte nach dem Grand Canyon. Abenteuerlustige wagen hier eine rasante Fahrt mit der Zipline über die Schlucht, Anbieter haben ihre Büros direkt an der Brücke.

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Tag 2 | Durmitor Nationalpark

Für den ersten vollen Tag in Montenegro steht die Erkundung des Durmitor Nationalpark an. Obwohl es zuerst herausfordernd erscheint, aufgrund des Schneefalls der vergangenen Tage eine geeignete Wanderung zu finden, ist dank der bemühten Rezeptionistin dann doch noch ein Ziel gefunden. Vom Crno jezero, dem Schwarzen See, soll es auf markiertem Weg zur Eishöhle von Ledena Pecina gehen.

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Was zunächst als gemütlicher Spaziergang über eine asphaltierte Straße vom Parkplatz bis direkt an den See beginnt, soll sich im Lauf der Wanderung jedoch noch als Ratespiel, ob man noch am richtigen Weg ist, herausstellen. Zwar ist der Weg permanent markiert, doch schnell kommt die Vermutung auf, dass es sich um eine allgemein gültige Wegmarkierung handelt, die nicht zwangsweise auf den richtigen Weg hindeutet. Durch den schneebedeckten Wald geht es anfangs nur leicht ansteigend, später etwas steiler stetig nach oben. Nach etwa einer Stunde lohnt der erste Blick zurück, da sich der Baumgrenze nähernd, erstmals ein Ausblick auf den Nationalpark offenbart.

Eine weitere Stunde und – dank des Schnees – erstmals nasse Füße später, hat sich das Panorama völlig geändert. Der Weg führt in einen kleinen Kessel am Fuße des Durmitormassivs, mit dem Bobotov Kuk, dem höchsten Berg Montenegros, vor Augen. Spätestens jetzt wird klar, was sich schon während der letzten beiden Stunden gezeigt hat – die Markierung der Wanderrouten ist zu dürftig, um zu wissen, in welche Richtung der weitere Weg nun verläuft. Es mangelt an Hinweistafeln mit den Gipfeln/Routen, so dass es mehr Zufall als Gewissheit ist, ab hier den richtigen Weg weiter zu gehen. Schlussendlich ist es meiner aufkommenden Höhenangst dank kleiner ausgesetzter Passagen und der Ungewissheit ob der weiteren Route und Dauer zu verdanken, dass wir nach einer weiteren halben Stunde umkehren und die Eishöhle auf meinen Besuch verzichten muss. Immerhin – das gute Wetter und die herbstlichen Farben entschädigen.

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Tag 3 | Durmitor Nationalpark – Bucht von Kotor

Am nächsten Tag setzen wir den Roadtrip durch Montenegro fort. Vom Nationalpark im Nordwesten soll es an die Küste gehen. Als Tagesziel setzen wir uns den kleinen Ort Perast, in der berühmten boka kotorska, der Bucht von Kotor. Als erste Tagesetappe steuern wir jedoch das rund 160km entfernte Herceg Novi an. Erneut geht es durch die waldreiche, bergige Landschaft von Montenegro. Bis sich nach einer Kehre plötzlich der Wald vor uns lichtet und die Bucht von Kotor offengelegt wird. Es lohnt sich, für einen Moment am Straßenrand zu halten und das Panorama aufzusaugen, welches sich von oben herab auf die Bucht ergibt. Die beiden bekannten Inseln liegen winzig klein und doch markant vor dem Küstenstreifen und lassen erahnen, wie hoch die Felswände hinter den Küstenorten in die Höhe ragen.

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In Herceg Novi angekommen, bietet sich ein völlig anderer Eindruck von Montenegro. War das Hinterland von Einfachheit und naturbelassener Landschaft geprägt, dominiert an der Küste mediterranes Flair. Der Đurković-Platz gilt als das Zentrum der Kleinstadt, hier laufen die Gassen der Altstadt zusammen, Cafés und Geschäfte dominieren das Bild. Hier ist auch das Wahrzeichen der Stadt zu finden, der Uhrturm aus dem 17. Jahrhundert. Herceg Novis Stadtbild ist zudem geprägt durch die Kanli-kula-Festung im Norden, sowie der Spanischen Festung im Süden. Bei beiden wird ein Eintrittsgeld von € 2,- erhoben, lohnenswerter ist die deutlich größere Kanli-kula-Festung. Einen Namen gemacht hat sich zudem die Galerija Jop-Bepo Benković, die bei freiem Eintritt Werke junger Künstler aus Serbien und Montenegro zeigt.

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Über die Küstenstraße geht es entlang der Bucht zurück und noch ein Stück weiter bis nach Perast. Der kleine Ort zählt gerade mal wenige hundert Einwohner, gilt jedoch als sonnenreichster und wärmster Ort der Bucht von Kotor. Perast war einst ein bedeutender Seefahrerort und stand lange Zeit in Konkurrenz zur deutlich größeren Stadt Kotor. Neben dem natürlichen Verfall ab dem 19. Jahrhundert tat ein Erdbeben sein übriges und zerstörte weite Teile des Dorfes. Dank einer Initiative der UNESCO und des Staats wurde Perast nach und nach jedoch wieder aufgebaut. Zwar ist der Wiederaufbau deutlich vorangeschritten und sind entlang der Uferpromenade neu renovierte Villen zu finden, doch noch heute zeugen Ruinen vom einstigen Verfall.

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Eine Übernachtung in Perast ist schon alleine deshalb lohnenswert, da der Ort vor allem in den frühen Morgen- und den späten Abendstunden seinen besonderen Charme hat. Dann, wenn die vielen Tages- und Bustouristen den Ort wieder verlassen haben und Ruhe entlang der Promenade einkehrt. Kein Wunder, dass Perast ein beliebtes Ziel vieler Bus- und Kreuzfahrtouristen ist, gehören zu Perast doch die beiden Klosterinseln Sveti Đorđe und Gospa od Škrpjela. Auf der einen Insel liegt der Friedhof des Dorfs, die andere ist mit der markanten Kapelle ein gut besuchter Wallfahrtsort. Boote setzen in regelmäßigen Abständen zur Insel Maria vom Felsen über, in den Abendstunden auch auf Zuruf. Und so haben wir Glück, für € 5,- pro Person in den letzten Sonnenstunden des Tages gerade mal zu viert in einem Boot zu sitzen und die letzten Besucher des Tages auf der künstlich geschaffenen Insel zu sein. Selbst ein kurzer Blick in die eigentlich bereits geschlossene Kapelle wird uns gewährt, bevor es mitsamt einer kurzen Umrundung der zweiten Insel wieder zurück nach Perast geht.

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Dort ist ein Besuch im Restaurant des Hotel Conte quasi ein Muss. Direkt am Wasser liegt die Terrasse des Restaurants, auf der Karte stehen vorwiegend regionale und Fischgerichte. Der “Skewer of Perast” mit verschiedenen Fischarten sowie die gemischten Muscheln in hausgemachter Sauce verdienen neben dem Ambiente die vollste Empfehlung. Àpropos Empfehlung: wer in einem kleinen, aber feinen Boutique Hotel mit direktem Meerblick nächtigen will, ist in der Vila Perast bestens aufgehoben.

 
Tag 4 | Bucht von Kotor

Am nächsten Tag steht der Besuch von Kotor an. Rund 2.000 Jahre ist die Stadt alt, knapp 2.000 Meter ragen zudem die Berge hinter Kotor in die Höhe. Die Lage am südöstlichen Ende der Bucht und am Fuße der Bergkette machen die Stadt zur bekanntesten Region des Landes. Zugleich eine der meistbesuchten – kein Wunder, steuern doch wohl täglich meterlange Kreuzfahrtschiffe mit hunderten Touristen die Stadt an.

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Die Altstadt von Kotor beherbergt einige kulturhistorische Bauwerke, mitunter zahlreiche Kirchen. 1979 wurde Kotor in das UNESCO Weltkultur- und Naturerbe aufgenommen. Neben den zahlreichen Kirchen und Plätzen der Altstadt, ist vor allem ein Besuch der rund 4,5km langen Stadtmauer lohnenswert. Denn diese führt über 1.350 Treppen bis hoch zur Festung von Kotor, von wo aus sich ein eindrucksvoller Ausblick über die Dächer der Stadt und die Bucht von Kotor eröffnet. € 3,- sind am Ausgangspunkt des Anstiegs zu bezahlen, es lohnt sich doppelt in den frühen Morgenstunden zu kommen. Denn zum einen wird die Festung dann noch nicht von den Kreuzfahrttouristen gestürmt, zum anderen liegt der Aufstieg noch im Schatten. Dieser ist bedingt durch die vielen Treppen bei warmen Temperaturen zwar durchaus fordernd, aber keineswegs so anstrengend oder gefährlich wie manche Hinweisschilder suggerieren wollen.

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Nach dem erfolgreichen Abstieg, einem Stadtbummel durch so ziemlich alle Gassen Kotors und einer Portion Muscheln in einem der zahlreichen Restaurants inmitten der Altstadt, darf die entsprechende Abkühlung nicht fehlen. Nur wenige Minuten vom Hafen entfernt befindet sich der Stadtstrand von Kotor, der von Touristen und Einheimischen gleichermaßen besucht wird. Ein Sprung ins kühle Nass bevor die Sonne hinter dem Berg verschwindet und wir die Rückfahrt nach Perast antreten, um den Tag im beschaulichen Fischerort ausklingen zu lassen.

Tag 5 | Bucht von Kotor – Budva

Der fünfte Tag der Reise führt die Küstenstraße entlang der Bucht zunächst weiter nach Tivat. Genauer gesagt zum Porto Montenegro. Hier offenbart sich eine völlige andere Welt, welche man zunächst in Montenegro nicht erwarten würde. Eine Welt des Luxus. Denn im Porto Montenegro reiht sich eine Yacht an die nächste. Und auch das Hafenareal an sich präsentiert sich völlig anders als die teils baufälligen Häuser und beschaulichen Küstendörfer. Es sind moderne Bauten mit Luxuswohnungen und dem teuersten Hotel Montenegros, welche hier die Schönen und Reichen anziehen. Es ist einem millionenschweren Investor aus Kanada zu verdanken, der einst den Hafen von Tivat erworben hat und zu einem “Monaco der südlichen Adria” machen wollte.

Eine Welt, die nicht so recht zu meinem Bild von Montenegro passen will und so führt die Fahrt weiter zum heutigen, nur wenige Kilometer weiter gelegenem, Tagesziel: Budva. Zuvor stoppen wir an der ein oder anderen Bucht sowie Parkmöglichkeit entlang der Straße und überzeugen uns einmal mehr vom kristallklaren Wasser entlang der montenegrinischen Küste. Budva selbst ist eine überschaubare Kleinstadt – einst auf einer Insel gelegen, mittlerweile durch eine Sandbank mit dem Festland verbunden. Die Altstadt ist geprägt von Restaurants, Bars und Cafés und so ist es kein Wunder, dass Budva ein buntes Nachtleben nachgesagt wird. Kirchen, die Zitadelle und die Stadtmauer sind die bedeutendsten Bauwerke der Stadt, ansonsten ist Budva ein beliebter Badeort – vor allem bei Serben. Ein Hotel reiht sich entlang des Stadtstrandes an das nächste, die modernen Bauten prägen das Stadtbild und überdecken bedauerlicherweise den Reiz der Altstadt. Doch Budva ist ein guter Ausgangspunkt für Ziele in der näheren Umgebung. Oder einem Badetag samt Ausklang in einem der vielen Restaurants in der Stadt.

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Tag 6 | Budva – Petrovac na moru

Für Tag sechs der Reise steht nur wenig am Programm: ein Besuch der Hotelinsel Sv. Stefan und die Weiterfahrt in den nahe gelegenen Ort Petrovac na moru. Ich versprach mir keine allzu großen Highlights an diesem Tag. Wurde meine Vermutung zunächst bestätigt, musste ich meine Meinung nur kurz darauf doch völlig ändern.

Die einstige Fischerinsel Sv. Stefan liegt nur eine kurze Autofahrt von Budva entfernt. Der kleine Häuserkomplex aus dem 15. Jahrhundert ist ein charakteristisches Fotomotiv für Montenegro und schon von der Hauptstraße erhält man dank Aussichtsplattform einen guten Blick auf die Insel. Einst völlig vom Wasser umgeben, ist Sv. Stefan mittlerweile längst mit dem Festland verbunden. 2007 von einer internationalen Hotelkette erworben, ist Sv. Stefan nun eine luxuriöse Hotelinsel und so ist der Zutritt nur Gästen des Resorts gestattet. Ein völliger Flopp, sind für den Parkplatz doch gleich mal € 2,- ab der ersten Minute zu bezahlen.

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Und doch lohnte sich der kurze Zwischenstopp, denn beim Rückweg zum Auto genügte ein kurzer Blick den Berg hoch, um zu wissen: dort oben liegt unser nächstes Ziel. Eine kleine Kapelle auf einem Vorsprung, völlig isoliert von den umliegenden Siedlungen am Berg versprach ein tolles Panorama. Einziges Problem: Die Kapelle war auf keiner Karte zu finden, die Zufahrt nicht sofort ersichtlich. Doch der Versuch war es wert, nach kurzer Zeit war der richtige Weg nach oben gefunden und erstmal angekommen, war es schwer sich von diesem An- und Ausblick wieder loszureißen. Zwar war hier oben der Durchzugsverkehr der Hauptstraße zu hören, dennoch gab es während dieser Woche in Montenegro wohl keinen idyllischeren Ort als an dieser Kapelle. Und auch der Ausblick auf Sv. Stefan war hier nochmals eine Spur besser als von der Hauptstraße.

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Die nächste positive Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Denn das kleine Dorf Petrovac na moru stellte sich neben Perast als wohl schönster Küstenort entlang der Reise heraus. Klein, ruhig und idyllisch. Mit einer schönen Uferpromenade samt einiger Cafés und Restaurants sowie einem sauberen Strand ist das touristische Angebot zwar mehr als überschaubar, doch es braucht auch nicht mehr, um hier einen Nachmittag zu verbringen. Denn vor der Küste von Petrovac liegen zwei kleine Inseln im Meer, wovon auf Sveta Neđelja eine kleine Kirche auf einem Felsen thront. Im kleinen Hafen von Petrovac bieten Einheimische eine Überfahrt zu Insel an, denn diese ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Zwar erscheinen die € 20,- für die wenigen Meter aufs Meer hinaus etwas viel, doch die Bootstour entpuppt sich als einstündige Privatfahrt zur Insel sowie entlang der Küste zu Buchten und Höhlen im Fels und ist definitiv jeden Cent wert.

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Wieder zurück am Festland, lässt es sich am feinen Kiesstrand die sommerlichen Temperaturen bis zum Sonnenuntergang perfekt genießen. Das Wasser ist hier – wie auch überall sonst in Montenegro – glasklar und jetzt im Oktober noch angenehm warm. Wir entschließen uns, auch zum Abendessen in Petrovac zu bleiben und essen einmal mehr frischen Fisch bei direktem Blick aufs Meer. Von der am Ende der Promenade gelegenen Festung Kastio bietet sich im Anschluss noch der perfekte Blick auf die beiden kleinen Inseln im Licht des Sonnenuntergangs, bevor es zurück zur Unterkunft in Budva geht.

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Tag 7 | Petrovac na moru – Ulcinj

Dem letzten Tag in Montenegro sind längere Überlegungen vorausgegangen – zurück ins Hinterland und die letzte Nacht im Nationalpark rund um den Skadarsko Jezero verbringen oder doch nochmal der Küste entlang weiter in Richtung albanischer Grenze mit einer weiteren letzten Nacht am Meer. Schlussendlich ist die Verlockung zu groß und die Entscheidung für die Küstenstadt Ulcinj gefallen. Wir bleiben bei Petrovac somit auf der Küstenstraße und arbeiten uns langsam weiter in Richtung Süden. Noch kurz vor der Reise hatte ich den Tipp erhalten, einen Ausflug nach Stari Bar einzuplanen. Die Fotos sahen vielversprechend aus und so steuerten wir die Ruinenstadt mit einem vorherigen Abstecher in Bar, dem heutigen Zentrum der Region an. Enttäuschenderweise, denn Bar ist weder sehens- noch empfehlenswert und kann gut und gerne ausgelassen werden. Einzig die pompöse Kirche Hram an der Hauptstraße war einen kurzen Besuch wert – wenngleich sie auch in keinem Reiseführer zu finden war.

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Ein Pflichtbesuch ist jedoch Stari Bar, das alte Bar. Rund vier Kilometer von Bar entfernt, im Landesinneren, liegt die heutige Ruinenstadt, welche einst von einem Erdbeben fast gänzlich zerstört und nicht wieder neu aufgebaut wurde. Vielmehr übersiedelte Bar an die Küste, wo heute das Zentrum der Stadt zu finden ist. Nur wenige Gebäude wurden bislang restauriert und wieder aufgebaut, gegen eine geringe Eintrittsgebühr sind die Ruinen zu besichtigen. Zwei Kirchen, ein Palast und ein großer Aquädukt sind erhalten, doch auch die Ruinen geben einen guten Eindruck dessen, welch stattliche Größe das alte Bar einst hatte. Am Weg zurück zum Parkplatz stoppen wir in einem der Cafés entlang der Straße, zu einladend sind die kleinen Häuschen für Besucher hergerichtet. Wir kommen in den Genuss von orientalisch beeinflussten Süßspeisen und einen türkischen Kaffee. Volle Empfehlung für diesen kurzen Zwischenstopp.

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Die Route führt weiter bis nach Ulcinj, die südlichste Stadt Montenegros, deren Stadtbild geprägt ist durch mehrere Moscheen. Die Altstadt selbst ist klein und besteht vorwiegend aus Privathäusern sowie einigen wenigen Hotels und Restaurants. Durch die verwinkelte Bauweise auf einem Hügel gelegen hat die Stadt aber einen besonderen Charme. Sie ist durchaus einen Besuch wert, wenngleich es aufgrund der überschaubaren Größe nicht allzu viel zu sehen gibt.

Das relativ neue Pirate Old Town ist das perfekte Hotel für die letzte Nacht am Meer – zum einen dank des Zimmers mit Meerblick, zum anderen dank der Nähe zu einer kleinen, ruhig gelegenen Bucht, die sich perfekt für einen letzten Sprung ins Meer eignet. Auch der Sandstrand von Ulcinj, direkt in der Stadt gelegen, wäre nur wenige Gehminuten entfernt. Und so klingt mit einem Glas Wein bei Sonnenuntergang auf der Terrasse des Hotels nicht nur der Tag, sondern zugleich auch eine Woche Roadtrip durch Montenegro aus.

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Tag 8 | Ulcinj – Podgorica

An Tag 8 des Roadtrips durch Montenegro steht nur noch ein Ziel am Tagesprogramm: der Flughafen von Podgorica. Dafür heißt es zunächst über die Küstenstraße zurück bis Petrovac, von wo aus die Straße ins Landesinnere führt. Wir wählen ob der Zeit den direkten Weg durch den Tunnel und sparen uns den landschaftlich reizvolleren Umweg über die Bergstraßen. Doch auch diese Route ist landschaftlich durchaus sehenswert, führt sie nach dem Tunnel doch durch den Skutarisee Nationalpark und somit mit Gewässer links und rechts von der Straße weg. Immer wieder sitzen Einheimische am Straßenrand und preisen in großen Behältern frisch gefangenen Fisch an. Nach rund eineinhalb Stunden ist das Ziel erreicht, der Mietwagen wieder abgegeben und der Roadtrip durch Montenegro beendet.

Fazit. Auch wenn James Bond es verpasst hat für den Dreh von Casino Royale einen Fuß auf den Balkan zu setzen, ist eine Reise nach Montenegro mehr als empfehlenswert. Das Land scheint von den sonstigen Touristenströmen entlang der adriatischen Küste noch verschont geblieben zu sein. Gerade in der Nachsaison ist es selbst an den meistbesuchten Orten des Landes sehr ruhig, die Temperaturen sind noch sommerlich warm – eine perfekte Kombination für eine einwöchige Reise durch Montenegro. Dank des bergigen Hinterlandes und den durchaus malerischen Orten entlang der Küste kommen hier sowohl Aktiv- als auch Strandurlauber voll auf ihre Kosten. Und das zu meist noch sehr günstigen Preisen.

 Gut zu wissen:

  • Obwohl Montenegro (noch) nicht in der EU ist, ist die offizielle Währung der Euro. Dabei wird beim Bezahlen auf die 1, 2 und 5 Cent-Münzen verzichtet, Beträge werden einfach auf- oder abgerundet.
  • Wer Englisch spricht, ist klar im Vorteil und kann sich in Restaurants, Hotels und Geschäften gut verständigen. Nur selten wird (wenige Worte) Deutsch gesprochen.
  • Die Straßen sind soweit in gutem Zustand und stellen kein großes Hindernis dar. Weitaus wichtiger zu erwähnen sind die strikten Geschwindigkeitsgrenzen, die oftmals 40-50 km/h nicht übersteigen. Das Einhalten der Geschwindigkeit ist empfehlenswert, immer wieder wird von der Polizei kontrolliert, die Strafen sollen empfindlich hoch sein.
  • Bei Hotelübernachtungen kann im Vergleich zu Mitteleuropa richtig gespart werden. An der Küste sind saubere, ordentlich ausgestattete Zimmer inklusive Frühstück teilweise schon ab € 40,- pro Nacht für zwei Personen erhältlich. Die Preise für ein Abendessen sind annähernd gleich, befinden sich nur leicht unter gewohntem Preisniveau.
  • Sicherheitsbedenken sind fehl am Platz oder anders formuliert: Montenegro ist nicht sicherer oder unsicherer als andere südwesteuropäischen Länder.
  • Mitte Oktober nähert sich die Sommersaison in Montenegro langsam dem Ende. Und so sind manche Restaurants oder Hotels bereits geschlossen. Dennoch ist ausreichend touristische Infrastruktur vorhanden, die Orte und Sehenswürdigkeiten sind angenehm wenig besucht. Die Temperaturen klettern zu dieser Jahreszeit durchaus noch auf bis zu 27° Grad hoch, das Wasser hat noch Badetemperatur.

Im Vorfeld meiner Reise nach Montenegro habe ich einige sehr inspirierende und hilfreiche Beiträge gefunden und kann die folgenden Blogs nur wärmstens empfehlen:

  • Elisa hat Montenegro ebenfalls bei einem Roadtrip erkundet.
  • Michael inspiriert mit eindrucksvollen Bildern.
  • Jennifer fand Montenegro ebenfalls großartig und berichtet begeistert von ihrer Woche.
  • Freya und Chris haben gleich eine volle Ladung an tollen Montenegro-Tipps.

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12 Kommentare

  1. Hey Mela,
    Ich wollte schon lange nach Montenegro und wusste es ist schön, aber deine Bilder… Wow! Wirklich wunderschön. Sehr tolle Impressionen! Würde gerne wissen wie du die Bilder bearbeitest, also insbesondere Tipps wie du die Farben so toll hin bekommst. :)

    VG
    Olli von wasgesternwar.com

    1. Hi Olli, danke für das tolle Feedback, freut mich sehr – und ja, Montenegro ist definitiv eine Reise wert. Besser früher als später, derzeit erscheint es mir noch nicht so überlaufen wie es vermutlich noch werden könnte. Was meine Bilder betrifft: Allzu viel bearbeite ich nicht nach. Ich korrigiere Helligkeit, Kontrast, etc. ein klein wenig in Lightroom nach. Und seit diesem und dem letzten Beitrag lege ich aktuell noch ein Preset drüber, alle anderen Bilder am Blog kamen bislang aber ohne aus ;-) lg Mela

  2. In abendlicher Stunde zu Gemüte geführt.
    Plane nächstes Jahr Balkan, Montenegro juckt mir unter den Füßen.
    Gute Tipps und schöne Fotos.
    herrrothwandertwieder

    1. Wenn schon Balkan, dann unbedingt auch Montenegro einplanen, ja!

  3. Also anhand deiner Aufnahmen ist es deutlich erkennbar, dass Montenegro sehr schöne Orte hat :). Eine Reise ist es auf jeden Fall wert. LG aus der Meran Umgebung

  4. Wow, das sieht nach einer tollen Reise aus! Montenegro hatte ich zugegebenermaßen nicht auf meinem Radar. Scheint aber wirklich eine Reise wert zu sein.

    1. Ging mir gleich, hatte mich zuvor nicht mit dem Land befasst – völlig zu unrecht!

  5. Ein toller Reisebericht. Vor allem das Fazit fand ich gut und Deine hilfreichen Kategorien am Anfang. Ich wollte eigentlich dieses Jahr einen kleinen Roadtrip durch Frankreich machen. Aber je mehr ich lese und stöbere zieht es mich immer mehr in den Osten und auf den Balkan. Tolle Fotos und danke für die detaillierte Route und Tipps :-). LG

  6. Der Aufstieg der alten Stadtmauern von KOTOR kostet mittlerweile 8,00 €.
    Was ich allerdings geopfert habe, trotzdem war es (für mich) noch faszinierender die Stadtmauern im Dunkel beleuchtet über dem Festungsort zu sehen, was wie die Flammen eines Feuers anmuten.

  7. Ein wirklich schöner Bericht mit tollen Fotos! Besonders schön finde ich, dass du nicht nur die überlaufenen Touristischen Zentren wir Budva und Kotor betrachtest sondern auch den interessanten südlichen Teil mit Bar und Ulcinj!

    1. Ich denke, dass man einen umfassenden Eindruck von Montenegro tatsächlich nur dann bekommt, wenn man auch das “restliche” Land bereist. Und vor allem waren diese Ecken sehenswert.