Siena | © individualicious

Ein Herbstwochenende in Siena

Siena gilt vielseits als schönste Stadt Italiens und liegt im Herzen der Toskana. Weltberühmt ist der zentrale Platz Piazza Il Campo, wo zweimal jährlich das berühmte Pferderennen „Il Palio“ ausgetragen wird. 


Eine Reise in die Toskana ohne Stopp in Siena? Ausgeschlossen. Und so muss ich vor meinem einwöchigen Aufenthalt in Florenz natürlich noch zwei Tage in Siena einschieben. Dass es mir die toskanische Kleinstadt seit meinem einjährigen Studienaufenthalt ganz besonders angetan hat, ist kein Geheimnis. Und so nutze ich natürlich jede Möglichkeit für eine Rückkehr – selbst wenn es nur wenige Stunden sind.

Anfang Oktober war es also wieder soweit. Bereits auf den letzten Kilometern der raccordo autostradale 3 zwischen Florenz und Siena werde ich ungeduldig und spätestens ab der Abfahrt Siena-Nord sauge ich die vorbeiziehende Landschaft in mir auf. Hier ein neues Restaurant, dort ein Laden den es nicht mehr gibt. Und doch wirkt alles vertraut und bekannt wie eh und je. Der Bus hält am Piazza Gramsci, ich schnappe meinen Koffer und spaziere die wenigen Meter zu meinem Bed&Breakfast. Gepäck abstellen, Schlüssel entgegennehmen, die Aussicht begutachten. Und doch keine Zeit verlieren. Denn der erste Weg führt wie jedes einzelne Mal so rasch als möglich zur Piazza Il Campo. Angekommen.

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Es ist bereits spät nachmittags, die Abendsonne taucht die Gassen bereits in den Schatten. Nicht so aber den Balkon meines Lieblingscafés. Ich betrete das Key Largo, bestelle wie üblich einen Caffè Macchiato und ein Brioche, schnappe Tasse und Teller und klettere über die winzige Stufe hinaus auf den Balkon. Stunden habe ich hier bereits verbracht und auch heute gibt es keinen besseren Ort, um in Ruhe anzukommen und das Treiben am Platz zu beobachten.

Als der Schatten immer länger und die Temperatur zunehmend frischer wird, verlasse ich schlussendlich das Key Largo. Ich möchte das Abendlicht für den besten Aussichtspunkt in der Stadt nutzen, die Panoramaterrasse des Facciatone. Über das Museum ist der Zutritt bis eine halbe Stunde vor Ende der Öffnungszeiten möglich, ausreichend um den Blick über die Stadt und weit in die charakteristische, toskanische Hügellandschaft zu genießen. Die meisten Touristen sitzen bereits in einem der Restaurants, so dass ich die Panoramaterrasse nur mit wenigen anderen Leuten teilen muss und ungestört fotografieren kann.

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Ich lasse den Abend bei einem Panini und Aperol Sprizz im San Paolo Pub ausklingen. Zum einen gibt es hier empfehlenswerte Panini, wer nur eine Kleinigkeit essen möchte, zum anderen lädt auch hier ein kleiner, aber feiner Balkon ein, das spätabendliche Treiben auf der Piazza Il Campo von oben zu beobachten.

Am nächsten Tag bin ich schon früh auf den Beinen. Dann, wenn die Gassen noch nicht voll mit Touristen sind, übt Siena einen ganz besonderen Reiz auf mich aus. Ich spaziere über La Lizza zur Fortezza Medicea, die so früh vor allem bei den Italienerin für eine kleine Einheit Morgensport beliebt ist. Doch Fortezza ist nicht nur aufgrund der park-ähnlichen Anlage einen Spaziergang wert, immer wieder bietet sich von hier aus ein toller Blick auf die Stadt.

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Die nächsten Stunden lasse ich mich durch die Gassen von Siena treiben. Ich spaziere an mir bekannten Läden und Cafés vorbei, beobachte die Einheimischen bei ihrem samstäglichen passeggiata, genieße im Orti dei Tolomei die Ruhe und den Ausblick in die toskanischen Hügel im Süden Sienas und lasse mich über den Piazza del Mercato und Via Pantaneto wieder zurück zur Piazza Il Campo treiben. Es folgt, wie kann es auch anders sein, erneut ein Zwischenstopp zu Caffè und Dolce im Key Largo.

Als wäre das noch nicht genug Süßes, folgt nur kurz darauf der nächste Pflichtstopp in Siena: die Gelateria Kopakabana in der Via dei Rossi, wo es das beste Eis mit teils ausgefallenen Geschmacksrichtungen gibt. Ehrenwort.

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Am späten Nachmittag entscheide ich mich aufgrund des aufkommenden Regens spontan für einen Kinobesuch. Zwar kann das Cinema Odeon nicht mit dem imposanten Saal des Cinema Odeon in Florenz mithalten, doch einen italienischen Film zu sehen ist für mich dennoch immer wieder ein besonderes Vergnügen. Als ich nach der Vorstellung hungrig aus dem Saal komme und es wieder aufgehört hat zu regnen, entscheide ich mich wie am Abend zuvor für eine schnelle, aber nicht minder leckere Variante des Abendessen – ein Pizzastück bei La Trofea direkt an der Piazza Il Campo. Wohl die beste Piazza to go, die es überhaupt gibt. Und dank der prominenten Lage direkt am Campo, ist die Unterhaltung während des Essens am Platz gleich sichergestellt.

Am nächsten Tag heißt es bereits wieder Abschied von Siena nehmen – Florenz ruft. Doch es bleiben noch einige wenige Stunden bis zur Weiterfahrt und so entscheide ich mich zunächst für ein zweites Frühstück im Key Largo. Bei Caffè und Brioche versuche ich mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass die knapp 48 Stunden in der definitiv schönsten Stadt Italiens (sorry, ich bin nicht objektiv) schon wieder zu Ende sind. Und fasse dabei spontan den Entschluss, das nachzuholen, was ich in den letzten neun Jahren seit meinem ersten Besuch in Siena bislang nie gemacht habe – die 400 Stufen des Torre del Mangia zu erklimmen.

Fünf Minuten später finde ich mich im engen Turm wieder, trotte den anderen Besuchern Stufe für Stufe nach und hoffe, dass sich die Anstrengung lohnt und das Panorama mindestens genauso gut wie von der Aussichtsterrasse am Dom ist. Oben angekommen heißt es zunächst durchatmen … und den Ausblick genießen. Denn dieser kann sich sehen lassen! Zugegeben bin ich überrascht, wie sehr sich der Blick von hier oben zum Dom unterscheidet. Und kann an dieser Stelle nur jedem empfehlen, den Aufstieg und die Kosten von € 10,- auf sich zu nehmen. Ich schätze, die Bilder sprechen für sich.

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400 Stufen später wieder am Boden des Torre angekommen, heißt es nun auch tatsächlich Abschied zu nehmen. Ich hole mein Gepäck in meinem B&B ab, trinke einen letzten Caffè bei Nannini ums Eck und steige am Piazza Gramsci in den Schnellbus nach Florenz. Arrivederci Siena!

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7 Kommentare

  1. Oh Siena! Ich war im September das erste Mal dort und hab mich sofort verliebt. Hat mir auch viel besser gefallen als Florenz. Und der Aufstieg auf den Torre del Mangia lohnt sich wirklich :-) Die Panoramaterrasse und den Dom hab ich leider nicht besucht, ging sich an einem Tag einfach nicht alles aus. Das steht dann das nächste Mal am Programm! Denn ich muss definitiv wieder hin :-)

    1. Das überrascht mich nicht, aber – wie schon mehrfach erwähnt – bin ich auch zu sehr voreingenommen :) Ich drück uns beiden die Daumen, dass wir es bald wieder nach Siena schaffen!

  2. Florenz ist die Hochburg des Geldabzockens – Bologna ist eine meiner Lieblingsstädte, wo ich schon dreimal war.
    Einmal Florenz = dreimal Bologna.
    Siena steht nach 12 Italienaufenthalten immer noch auf meiner Wunschliste.
    Gute Fotos wirken (wenn auch ein bisschen zu viele).
    Plane nächstes Jahr neben meinem Reise-Blog noch einen Foto-Blog für 3.000 Fotos
    MfG
    herrrothwandertwieder

  3. Hi Mela,

    wirklich wunderschöne Fotos! Das Licht lässt die an sich schon tollen Gebäude noch mystischer und märchenhafter wirken. Man sieht an deinen Bildern, dass du Siena wirklich liebst! Ich war zwar einmal in Siena, da war es leider brütend heiß und ich nicht in Hochform. Falls ich mal wieder in die Nähe komme, gebe ich der Stadt aber auf alle Fälle dank deiner Bilder eine zweite Chance!

    LG, Julia

  4. Schon mehrmals war ich in Siena, stand jeweils unten am Dom und habe hochgeschaut – auch so ein super schönes Fotosujet und immer wieder beeindruckend! Nun weiss ich aber, dass es sich definitiv lohnt, auf die Aussichtsterasse hochzusteigen – und wann. Auch auf dem Torre del Mangia war ich noch nie und würde das sofort auch machen. – Merkwürdig eigentlich, sonst suche an jedem Ort / in jeder Stadt möglichst schnell einen Aussichtspunkt… Liebe Grüsse, Miuh

  5. Sehr schöne Aufnahmen. Sieht nach einer Stadt mit viel Geschichte aus. Weiter so….