Venedig im Winter | © individualicious

Venedig im Winter

Venedig im Winter? Ja, bitte! Denn zu wohl keiner anderen Jahreszeit strahlt die Lagunenstadt trotz der vielen Touristen diese magische Ruhe aus und bietet abwechslungsreiche Möglichkeiten am Land oder am Wasser. 

Dieser Beitrag wurde mit dem 22. Premio ENIT der Italienischen Zentrale für Tourismus als bester Italien-Medienbeitrag in der Kategorie Travel Blog ausgezeichnet.


Venedig im Winter. Zu kalt? Zu grau? Zu langweilig? Ich kannte Venedig bislang nur in Form von Tagesausflügen während des obligatorischen Adria-Urlaubs mit der Familie zum Ferienende. Und so stand schon länger der Wunsch fest, Venedig endlich richtig kennen zu lernen. Außerhalb des Hochsommers – dann, wenn Venedig nicht nur von sommerlichen Temperaturen sondern zugleich von zahlreichen Tagestouristen überschwemmt wird. Wie ließe sich also besser in ein neues Jahr starten, als mit einem verlängerten Wochenende in der Lagunenstadt, um diesem Wunsch nachzukommen?

Bei der Ankunft am Bahnhof Venezia S. Lucia zeigte sich schnell: Der Jahreswechsel ist bei vielen eine beliebte Zeit, um nach Venedig zu reisen. Die anfängliche Sorge, ob den überhaupt viel los sein würde und entsprechend die Shops und Restaurants geöffnet sind, war sofort wie weggeblasen. Der Andrang auf die Linienschiffe, um über den Canal Grande zu schippern und so rasch ans Ziel und somit ins Hotel zu gelangen, war dementsprechend groß. Wir wollten uns den Komfort dennoch nicht nehmen lassen. Zwar schlagt der Einzelfahrschein mit € 7,50 (inkl. 1 Gepäckstück) ordentlich zu Buche. Orientierungslos samt Gepäck durch die engen, gut gefüllten Gassen zu laufen, war anfangs aber auch zu stressig. Mit etwas mehr Orientierung und genügend Zeit lohnt sich der Fußweg aber schnell – € 7,50 sind der Standardpreis für eine Fahrt mit den Linienschiffen, ganz egal ob die Fahrt dabei eine oder mehrere Stationen dauert.

Ohnehin lässt sich in Venedig alles einfach und bequem zu Fuß zu erreichen. Die Distanzen sind kurz, die wichtigsten Orientierungspunkte wie etwa die Rialtobrücke, der Piazza San Marco oder der Bahnhof an vielen Häuserecken entsprechend ausgeschildert. Und nirgendwo sonst lässt es sich besser ohne Plan durch die Gassen spazieren. Ohne Ziel von den größeren Gassen abweichen und entlang der verwinkelten Kanäle treiben lassen gehört zum Pflichtprogramm in Venedig. Nur so stößt man zufällig auf die schönsten Kanäle, kleine Brücken und winzige Gässchen. Beinahe tagesfüllend werden diese Stadtspaziergänge, welche automatisch an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbeiführen und die beste Möglichkeit sind, Venedig wirklich kennen zu lernen und zu entdecken.

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Àpropos Sehenswürdigkeiten – so klein die Lagunenstadt auch ist, so viele Sehenswürdigkeiten hat sie jedoch. Allen voran wären da natürlich der Piazza San Marco, der berühmte Markusplatz mit der prachtvollen Basilica di San Marco. Alleine hier ließen sich Stunden verbringen, den Kindern beim vergnügten Hinterherjagen der Tauben zusehen oder im Caffè Florian, dem ältesten Café Italiens, einen überteuerten Espresso schlürfen. Den Markusdom sollte man zumindest einmal von innen gesehen haben, mit seinen eindrucksvollen Bodenmosaiken aus Marmor und den vergoldeten Deckenmosaiken. Von der Aussichtsterrasse inklusive Museum bietet sich der Blick auf den Markusplatz von oben, aussichtsreicher und zugleich teurer offenbart sich der Blick vom knapp 99m hohen Campanile di San Marco direkt gegenüber.

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Auf der gegenüberliegenden Seite des Canal Grande, ein Stück weiter westlich, liegen die Barockkirche Santa Maria della Salute sowie das Kunstmuseum Punta della Dogana. Es lohnt sich, vom Piazza San Marco auf die Fährfahrt zu verzichten, nicht zuletzt da für die eine Station die vollen € 7,50 zu bezahlen sind. Der Fußweg lohnt aber auch deshalb, da dieser über die Ponte dell’Accademia führt, welche den markanten Blick über den Canal Grande hin zu Santa Maria della Salute freigibt. Zugleich lässt sich vom obersten Punkt der Brücke das rege Treiben am Wasser am besten beobachten. Hat man erstmal das andere Ufer erreicht, spaziert man durch die hübschen Gassen des Stadtteils Dorsoduro mit zahlreichen kleinen Kunstgalerien und Restaurants oder entlang der Promenade Zattere.

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Für den Rückweg empfehle ich die längere Route am südlichen Ufer des Canal Grande, bis zurück in den Stadtteil San Polo. Hier, am Campo San Polo, findet sich im Winter unter anderem ein Eislaufplatz mit einigen wenigen Marktständen. Doch auch abgesehen davon ist San Polo ein sehenswertes Viertel, mit vielen Boutiquen junger Designer, allen voran etwa jene des venezianischen Labels altrove. Nicht zu vergessen Aqua & Mais, ein venezianischer Streetfood-Stand, wo man unbedingt den frittierten Fisch auf Polenta zum Mitnehmen probieren sollte.

Zurück nach San Marco nehmen wir – wie kann es anders sein – den Weg über die Rialtobrücke. Übrigens – wer schon in der Nähe ist: nur wenige Meter westliche der Brücke befindet sich das empfehlenswerte Restaurant Vinaria. Wer wissen möchte, wie italienische Küche modern interpretiert schmeckt, ist hier goldrichtig. Appetit holen lässt sich auch am nahe gelegenen Mercato di Rialto, wo fangfrischer Fisch sowie Obst und Gemüse an den Markständen erworben werden können.

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So romantisch eine Gondelfahrt durch Venedigs Kanäle für viele auch klingen mag, erscheint mir dieses Vergnügen dann doch zu kitschig. Und zu teuer zugleich. So ganz konnte ich dem Reiz einer Fahrt durch die Kanäle jedoch nicht widerstehen und so entschieden wir uns, uns mit einem Wassertaxi auf die Glasinsel Murano kutschieren zu lassen. € 60,- mussten wir für die rund 25-minütige Fahrt bezahlen. Damit zwar deutlich mehr als die € 15,- für das Linienschiff, doch zumindest einmal darf man sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Und zugleich in den Genuss einer privaten Schifffahrt durch enge Kanäle und quer durch die Lagune nach Murano zu kommen. Tipp: Die Kosten für die Taxifahrt sind ein Fixpreis. Es lohnt sich also, die maximale Personenzahl (6 PAX) zu erreichen und so die Kosten pro Person deutlich zu senken. Murano selbst erschloss sich uns mit den zahlreichen Glas-Boutiquen übrigens nicht so wirklich. So war die private Wassertaxi-Fahrt bei weitem das größere Highlight.

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Bleiben für den nächsten Besuch noch allerhand Fixpunkte, wie etwa ein Ausflug zur Insel Burano, ein Besuch des Teatro la Fenice sowie vielen weiteren Museen und Galerien oder eine kurze Fährfahrt nach San Girgio Maggiore. Und auch das Shopping darf beim nächsten Mal (wieder) nicht zu kurz kommen. Wer hätte gedacht, dass es neben den zahlreichen Souvenirläden allerhand nationale und internationale Labels mit tollen Stores gibt? Eben. Gründe, bald wieder nach Venedig zu reisen, gibt es also beinahe wie Sand am Meer…

Good To Know | individualicious
  • Venedig hat wohl immer Saison. Also nicht zögern, wenn es um die Frage geht, ob sich Venedig im Winter lohnt und Sehenswürdigkeiten und Restaurants geöffnet haben.
  • Das Wetter im Winter? Von Sonne über Nebel bis hin zu Schneefall kann so ziemlich alles dabei sein. Weder vom einen noch vom anderen sollte man sich abschrecken lassen. Es gibt genügend Museen, Galerien und Kirchen für Schlechtwetter. Und mal ehrlich: bei Nebel zeigt sich Venedig’s mystische Schönheit ohnehin am besten.
  • Schifffahrten sind – vor allem auf kurzen Strecken – kein Schnäppchen. Eine Station läuft man deshalb besser zu Fuß (und nicht zwingend um vieles länger), mehrere Stationen lohnen sich eher.
  • Teuer? Mag sein. Wer aber nicht unbedingt im Caffè Florian am Markusplatz einen Cappuccino trinkt (was aber durchaus ein Ereignis für sich ist), findet genügend Restaurants und Cafés mit fairen Preisen. In Summe ist Venedig aber überdurchschnittlich, ja. Nicht vergessen darf man aber, dass aufgrund der besonderen Umstände sämtliche Logistik auch am Wasser zu erfolgen hat.
  • Beste Reisezeit? Je nach Belieben. Über Silvester und zum Karneval ist natürlich entsprechend viel los und die Hotelpreise deutlich teurer. Vergleichen lohnt sich. Es macht schon rund € 100,- pro Aufenthalt Unterschied, ob man am 1. oder 2. Jänner anreist.
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17 Kommentare

  1. Mela, was für wunderschöne Bilder…ich krieg spontan Lust hinzufahren. Das letzte Mal war ich vor 10 Jahren dort und mit 2 Kleinkindern in der Kraxe auf dem Rücken…war ne Herausforderung. Aber Venedig hat schon was magisches… liebe Grüße Emma
    PS: die Bilder sind wirklich superrrrrrrr… woah

    1. Ich kann’s dir wirklich nur empfehlen, Emma! Die Tage in Venedig waren traumhaft, die Stimmung im Winter ist so schön. Kann mir gar nicht vorstellen, jemals wieder im Sommer zu fahren. Ab in den Zug mit dir, geht ab München doch so fein!

  2. Leider hat es bei mir bisher auch nur für wenige Stunden gereicht. Wer in Venedig am Flughafen ankommt kann auch mit dem Wasser-shuttle nach Venedig fahren, um das Wassertaxi gefühl geniessen zu können.

    1. Mela | individualicious says:

      Das ginge vom Bahnhof auch. Das Hotel meinte nur vorab es würde € 100.- kosten, was mir dann eindeutig zu viel war.

  3. Das sind großartige Eindrücke. Jetzt bin ich ja doch vesucht, Venedig mal auf meien Liste zu setzen. Aber wenn dann im Winter ;)!

    1. Mela | individualicious says:

      Ich bin mir sicher, es würde dir gefallen. Aber eben: im Winter! ;)

  4. Tolle Bilder! Ich war vergangenen Frühling in Venedig und hab mich auf Anhieb in die Stadt verliebt :-) Leider war es halt zu dieser Zeit sehr voll mit Touristen, das nächste Mal werde ich definitiv im Winter hinfahren!
    Liebe Grüße, Christine

    1. Eben, in den wärmeren Monaten ist es mit den vielen Touristen so eine Sache. Es war zwar jetzt Anfang Jänner auch was los, aber natürlich weit nicht so schlimm wie im Sommer. Ich kann’s dir in jedem Fall nur empfehlen.

  5. Juchu, ich habe gerade Venedig gebucht! :) Nach letztem Jahr, wo ich alleine da war, fahre ich nun mit dem Mann zu unserem Jubiläum gemeinsam hin. Hach, ich freu mich schon und bin gespannt, wie der Unterschied zum Sommer ist, dankeschön jedenfalls für die Winter-Infos. Wunderschöne Fotos hast Du da gemacht.
    Ihr habt übrigens verdammt viel Geld gelassen für die Fortbewegung, denn eigentlich sind die Vaporettos doch gar nicht so teuer? Ich meine jedenfalls, dass die Einzelfahrten letzten Mai nur 3,50 gekostet haben. Ich selbst hatte einen 3-Tages-Pass für 40 Euro, mit dem kann man drei Tage lang alle Vaporettos fahren, sogar bis Murano. Also insofern: Es muss nicht immer so teuer sein.
    Liebe Grüße
    /inka

    1. Hm, das ist ja merkwürdig. Wir standen 3x am Schalter wegen eines Tickets & 3x war der Preis € 7,50 pro Person. Vom Bahnhof zwei Stationen weg, vom Markusplatz sind wir dann zu Fuß weiter und von Murano retour war es auch so viel. Muss ich mich das nächste Mal vorab schlau machen. Sei’s drum: Ich wünsch dir eine tolle Zeit und freu mich auf die Bilder! Wann geht’s los?

  6. Ich habe inzwischen auch schon öfter mal gehört, dass es im Winter in Venedig so schön sein muss. Nicht so überlaufen und einfach eine tolle “Stimmung” in der Stadt. Deine Fotos sind wirklich wunderschön und machen Lust darauf, das einfach auch mal auszuprobieren :)

    Liebe Grüße,

    Sonja von http://www.jointhesunnyside.de

    1. Mela │ individualicious says:

      Danke, liebe Sonja! :)

  7. Ein wirklich sehr gelungener Beitrag über das wunderschöne Venedig im Winter und vollkommen zurecht ganz frisch heute mit dem Premio 2016 von der ENIT ausgezeichne, liebe Mela! :-)

    1. Oh, vielen lieben Dank! :) Ich freue mich sehr über die Auszeichnung!

  8. Michael Seelmann says:

    Hallo Mela,
    toller Bericht und schöne Bilder.

    ich war bereits 3 mal im Winter ( und diverse andere Mal ) in Venedig und es ist immer schön. Zuerst die erste Januarwoche, ganz Venedig noch Weihnachtlich geschmückt und als Highlight der Dankgottesdienst am 6. Januar im Dom San Marco. Oder abends eine Fahrt durch den Canal Grande und den geschmückten Palazzi.
    Danach zur Karnelvalszeit und auch wieder sehr stimmungsvoll und so ganz anders, als man sich das vorstellt.
    Und zuletzt die Woche vor Weihnachten, tatsächlich die ruhigste Zeit des Jahres, viele restaurant haben zu der Zeit tatsächlich geschlossen.

    Anstelle eines Einzeltickets kann ich nur die Venezia Unica Touristentickets empfehlen, 20 Euro z.B. für das tagesticket und damit kann man die Vaporetti auch als “Brückenersatz” verwenden. oder für eine eigene “Stadtrundfahrt” oder für einen Besuch des Lido, der Begräbnisinsel San Michele, oder oder oder ..

    Und beim nächsten Mal musst Du die Pizza in der Birraria La Corte am Piazza San Polo probieren ( war ein Tipp eines Kollegen aus Treviso )

    1. Danke, Martin, freu mich über dein Feedback. Ein Lokaltipp von Einheimischen ist immer einen Versuch wert und das mit dem Touristenticket war mir nicht bekannt. Lohnt sich sicher, wenn man mehr unterwegs ist, aber eben – eigentlich ist ja auch alles fußläufig sehr gut zu erreichen.

  9. Sehr schön geschrieben. Ich schwelge dahin… :-) und wunderschöne Bilder, die geradezu einladen! Ich habe sowieso bereits übers Jahresende gebucht (Hoffe die Situation um Covid19 macht mir keinen Strich durch die Rechnung) Ich war bereits letztes Jahr im Sommer knapp 1 Woche in Venedig. Es war traumhaft, aber heiß! :-)