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Mallorca: Sommerausklang am Mittelmeer

Die Baleareninsel Mallorca ist ab dem Frühjahr bis spät in den Herbst beliebtes Reiseziel vieler Touristen. Ob Pauschal- oder Individualurlaub – Mallorca bietet für jeden Geschmack das passende Angebot. 


Langsam schlängeln wir uns die Serpentinenstraßen entlang. Ich war ungeduldig, die anderen Mietwagen vor mir wollten nicht so recht vom Fleck kommen. Doch ich wollte rechtzeitig am nördlichsten Punkt der Insel ankommen. Dann, wenn die Abendsonne die Küste in warmes Licht taucht und der Leuchtturm weiß heraussticht. Wir waren unterwegs in der Serra de Tramuntana, im Norden Mallorcas. Was ich bei der Fahrt von Torrent de Pareis ans Cap de Formentor zwar schon vermutete, aber nicht so recht wahrhaben wollte: mit der Abendsonne wurde es an diesem Tag nichts mehr. Dennoch lohnte sich die Fahrt und der Ausblick am frühen Abend.

Es war ein relativ spontaner Entschluss, dem verregneten Sommer in Österreich den Rücken zu kehren und die letzten Sommertage im Süden zu verbringen. Ein guter Entschluss, wie mir bei Sonnenschein und 20° Grad beim Verlassen des Fliegers in Palma de Mallorca bewusst wurde. Ich wollte eine Woche lang nochmals Meeresluft und warme Sonnenstrahlen tanken, bevor ich bereit war, mich zuhause auf den Herbst einzulassen. Nach Ankunft in Palma, der Fahrt zum Hotel und dem Check-In, hielt es mich keine zwanzig Minuten im Hotelzimmer. Ich wollte ans Meer! Denn nichts ist wohltuender, als das erste Mal die Füße in den Sand zu strecken und die Zehen ins kühle Nass zu tauchen.

Wie sich die nächsten Tage herausstellen sollte, war die Insel Mitte September noch weit touristischer als gedacht. Die Hotels waren voll, am Strand lag ein Badetuch neben dem anderen und die Ausflugsziele waren bereits von weitem aufgrund der vielen Mietwagen erkennbar. Doch ich wollte mich davon nicht beeinflussen lassen und meine Erinnerungen und Erlebnisse auf meine eigene Art und Weise auffrischen. Und so ging es auch für uns mit einem Mietwagen los, quer über die Insel, um felsige Buchten mit türkisfarbenem Meer, authentische Tapas-Bars, ausgetrocknete Landschaften im Inselinneren und kleine Fischerdörfer zu erkunden.

Die Ostküste: Cala an Cala

In den ersten Tagen wollte ich vor allem eins: die Sonne genießen und so oft als möglich ins kühle Nass abtauchen. Die Ostküste der Insel eignet sich dafür hervorragend, da zahlreiche kleine Buchten, so genannte Calas, zum Abkühlen einladen. Doch zunächst ging es in das kleine Fischerdorf Cala Figuera. Vormittags ist es im kleinen Ortskern noch ruhig, am frühen Nachmittag jedoch kehren die Fischerboote in den Hafen zurück, dann wird es gerne lebhafter. In der Bucht selbst ankern viele Segelboote, entlang der kleinen Küstenpromenade bieten viele Cafés und Restaurants einen schönen Ausblick auf die Bucht und den Hafen.

Nach einem Café con leche ging es noch etwas weiter in den Süden, an das Cap des Moro. Hier gibt es mit der Caló des Moro und der Cala S’Amunia gleich zwei Buchten zum Baden. Der Weg hinunter zur Caló des Moro gibt bereits einen eindrucksvollen Blick auf die Bucht frei, das Wasser könnte türkisfarbener kaum sein. Die Bucht scheint vor allem bei Einheimischen beliebt, selbst unter der Woche tummeln sich hier viele junge Spanier zum Baden. Die Cala S’Amunia hingegen scheint eher von Touristen gefunden zu werden, die verlassenen Bootshäuser am Ufer der Bucht verleihen der Cala einen nostalgischen Charakter.

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Cala Pi, Mallorca | © individualicious
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Weiter im Norden liegt die Cala Llombards, ebenfalls landschaftlich wunderschön und mit einer Strandbar, die zwar durchaus saftige Preise hat, dafür aber ein nettes Ambiente bietet. Noch etwas weiter nördlich liegt Cala Sa Nau, wo wir den Tag in der Abendsonne ausklingen lassen. Vermutlich hätten wir kaum zurück auf der Hauptstraße an der nächsten Kreuzung schon wieder in Richtung Meer abbiegen können, um die nächste Bucht für uns zu entdecken. Die Auswahl ist beachtlich, es lohnt sich zudem auch Buchten anzusteuern, die nicht immer als besonderes Highlight auf einer Karte gelistet sind. So gelang es uns nach einigen Versuchen schlussendlich, die Cala Brafi zu finden. Dabei handelt es sich um eine naturbelassene, unverbaute Bucht, welche kaum von Einheimischen oder Touristen besucht ist. Als wir den kleinen Pfad zur Cala Brafi fanden, mussten wir die Bucht lediglich mit einem englischen Touristenpaar teilen.

Der Norden: Serra de Tramuntana

Obwohl wir bei unserer Fahrt in den Norden zunächst keinen Halt im kleinen Bergdorf Valldemossa geplant hatten, bin ich schlussendlich froh, es doch getan zu haben. Denn Valldemossa war für mich das schönste Dorf, welches wir besucht hatten. Schon von weitem sind die sandfarbenen Häuser inmitten der Berge der Serra de Tramuntana zu erblicken. Zwar finden auch hierhin viele Touristen ihren Weg, dennoch wirkt Valldemossa sehr ursprünglich. In den schattenspendenden Gassen finden sich viele Cafés und kleine Läden mit spanischer Handwerkskunst und so finde ich hier echt spanische Espadrilles.

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Nur durch Zufall entdecke ich bei unserer Weiterfahrt am Straßenrand einen Wegweiser: Ca’s Patró March. Ich erinnere mich, diesen Namen in einem Reiseführer gelesen zu haben und entschließe mich, dem Schild zu folgen. Über eine enge, steile Straße tuckern wir den Berg hinunter bis wir schlussendlich am Parkplatz anstehen. Die letzten Meter geht es zu Fuß weiter, bis wir an der Bucht stehen. Auf einem Fels gelegen, sticht mir sofort das Restaurant Ca’s Patró March ins Auge. Ich muss der Empfehlung einfach folgen und hier Mittagessen. Obwohl die Tische beinahe alle rappelvoll sind, haben wir Glück und ergattern noch einen Platz mit direktem Blick aufs Meer. Ich bestelle eine Gazpacho und Gambas in Olivenöl gebrutzelt. Eine gute Wahl! Bei einem Espresso lassen wir unseren netten Zwischenstopp ausklingen und machen uns wieder auf dem Weg zum Auto. Übrigens: Gegenüber vom Ca’s Patró March befindet sich ein weiteres Lokal, sollte es mit einem Tisch hier nicht klappen.

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Der Weg führt uns über Serpentinenstraßen entlang der Küste weiter nach Sóller. Wie aus dem Reiseführer entsprungen präsentiert sich uns hier die Iglesia de Sant Bartomeu, an der sich gerade die nostalgische Straßenbahn vorbeischlängelt. Auch wir lassen uns die Straßenbahnfahrt ins rund zwanzig Minuten entfernte Port de Sóller nicht nehmen. Entlang der Fahrt können wir den Ausblick auf die Berge genießen und bei der Einfahrt in den Hafen von Sóller zieht die Strandpromenade an uns vorbei. Port de Sóller wirkt beinahe kitschig, Holzboote schaukeln im Hafen, im Hintergrund ragt das Tramuntanagebirge hevor. Wir genehmigen uns ein Eis, schlendern die Strandpromenade entlang und fahren etwa eine Stunde später zurück nach Sóller.

Da es schon spät ist, beginnen wir den Rückweg in unser Hotel – erneut führt uns dieser einmal quer durch’s Land. Doch wir haben noch nicht genug vom Norden und kommen am nächsten Tag wieder. Es ist die Schlucht am Torrent de Pareis, welche es mir angetan hat. Erneut schlängeln wir uns über enge Serpentinenstraßen den Weg entlang, die Anfahrt ist mühsam und ich beginne zu hoffen, dass sich der Weg lohnt. Die im Sommer trockene Schlucht ist ein beliebtes Ziel von Wanderern (Achtung, bei Regen kann es durchaus gefährlich werden!), wir steuern sie über die Cala Sa Calobra an. Vom kleinen Fischerhafen führt ein Fußweg in die Mündung des Wildflusses, zudem ein begehrter Badestrand bei Einheimischen und Touristen. Und tatsächlich, die Schlucht ist beeindruckend, meterhoch ragen rund um uns die Felsen in die Höhe. Wir wandern ein kleines Stück in die Schlucht hinein und lassen uns die Abkühlung im glasklaren Wasser nicht nehmen, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen.

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Das nächste Ziel ist der nördlichste Punkte Mallorcas: das Cap de Formentor. Schon bei der Fahrt auf die Halbinsel muss ich betrübt feststellen, dass sich die Sonne heute wohl nicht mehr blicken lässt. Denn eigentlich wollte ich bewusst in den Abendstunden kommen, da die Sonne dann die Küste in ein warmes Licht taucht. Langsam schieben wir uns die Straße entlang, nach den vielen Serpentinenstraßen des heutigen Tages bin ich bereits etwas genervt ob der langsamen Autofahrer vor mir. Wir erreichen schlussendlich das Cap und am Leuchtturm offenbart sich ein eindrucksvoller Blick auf die Küste und das offene Meer. Abendsonne? Fehlanzeige. Doch ich habe Glück und auf dem Weg zurück blinzeln doch noch vereinzelt Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Wir halten an den Aussichtspunkten entlang des Weges, vor allem am ersten (von Port de Pollença kommend) ist die Aussicht am eindrucksvollsten.

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Mit einem weiteren Zwischenstopp am Platja de Alcúdia geht es über das Landesinnere zurück an unseren Küstenabschnitt. Wir entschließen uns, in Porto Cristo zu Abend zu essen und entdecken neben dem leider voll besetzten Restaurante Quince die kleine Bar Tr3nta-1, wo wir uns sofort in eine authentische Tapas-Bar nach Andalusien zurückversetzt fühlen und uns ausgezeichnete Tapas und ein Glas Wein genehmigen.

Tagesausflug nach Palma de Mallorca

Neben all den Buchten und Stränden lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, der Inselhauptstadt ebenfalls einen Besuch abzustatten. Schon früh machen wir uns auf dem Weg nach Palma, um noch vor der Mittagshitze durch die Stadt zu schlendern. Wir parken am Parc de la Mer, direkt an der Kathedrale La Seu und beginnen dort unseren Stadtbummel. Über die Einkaufsstraße Carrer de Colom erreichen wir den Plaça Major und verlassen dort die touristischen Hauptstraßen, um durch die engen Gassen mit kleinen Cafés und Läden zu spazieren.

Mallorca | © individualicious
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Zufällig kommen wir in der Carrer Arabí am Cafe Antiquari vorbei und entschließen uns spontan zu einer kurzen Kaffeepause. Über den Plaça Mercat gelangen wir weiter zur Carrer Can Brondo, wo wir zahlreiche kleine Gässchen mit individuellen Läden und Cafés entdecken. Ein Tipp für all jene, die Shoppingmöglichkeiten abseits der üblichen Labels suchen. Wir spazieren weiter ins Viertel Santa Catalina, kommen in der Carrer de la Fàbrica im empfehlenswerten Patron Lunares vorbei und landen schlussendlich auf der Aussichtsterrasse Es Baluard des Museum für Moderne Kunst. Wir lassen zunächst den Ausblick über die Stadt und den Hafen auf uns wirken, um uns schlussendlich im Café Es Baluard eine Erfrischung zu genehmigen.

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Nachdem wir die Yachten im Hafen bewundert haben, ist uns aber definitiv nach einer Abkühlung nach dem Tag in der Stadt. Wir setzen uns ins Auto und fahren ein paar Kilometer weiter zur Cala Pi, welche wie viele andere Cales fjordähnlich vor uns liegt. Wir lassen uns die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf den Bauch scheinen und plantschen einmal mehr im türkisblauen Wasser, bis die Sonne hinter den Felsen untergeht.

Hunger! Da der kleine Ort an der Cala Pi einige Restaurants und Tavernen zu bieten hat, entscheiden wir uns gleich an Ort und Stelle zu Abend zu essen und landen im Restaurante Miguel, wo wir eine riesige, aber unglaublich gute Portion Paella mit Meeresfrüchten essen.

Sommerausklang auf Mallorca

Die beiden verbleibenden Tage wollen wir unseren Mietwagen nicht ein weiteres Mal über die Insel jagen, doch zunächst macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Der vorletzte Tag zeigt sich grau und grau weshalb wir zunächst ins fünfzehn Minuten entfernte Portocolom fahren.

Da die Wolken nicht aufreißen, fahren wir weiter nach Cala d’Or, wo es von einer Sekunde auf die andere wie aus Eimern schüttet und wir trotz Regenschirm von oben bis unten nass werden. Wir nutzen die Zeit für einen Imbiss in einem der vielen Restaurants und Bummeln durch die Geschäfte. Am nächsten Tag haben wir mehr Glück, schon beim Aufstehen zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Allerdings nur bis am frühen Nachmittag, denn erneut zieht ein Gewitter auf. Dieses Mal immerhin für kürzere Zeit, so dass wir kurz vor dem Abendessen nochmals an den Strand können. Und als wüsste der Wettergott, dass es unser letzter Abend auf Mallorca ist, präsentiert er uns neben den letzten Sonnenstrahlen auch noch einen unglaublich kitschigen Regenbogen über der Cala Romantica.

Mein Fazit? Mallorca ist für einen spontanen Urlaub Ende September eine gute Wahl, da auf die Temperaturen und die Sonne definitiv Verlass ist. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass zu dieser Jahreszeit noch ein reger Andrang herrscht und die Insel weitaus touristischer ist, als ich es vermutet hatte. Dennoch lässt es sich hier am Mittelmeer den Sommer ideal ausklingen und nochmals ordentlich Sonne vor Herbstbeginn tanken.

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6 Kommentare

  1. Toll geschrieben, mit einigen Tipps und Orten die auch ich noch nicht kenne. Ach, am liebsten möchte ich noch mal zurück. Bei mir erscheint nächste Woche auch ein Post über Mallorca…
    Liebe Grüsse, Nathalie

    1. Vielen lieben Dank, Nathalie.
      Freut mich, wenn ich noch (bislang unbekannte) Tipps geben kann ;)

  2. Wir besitzen ein Ferienhaus in Mallorca und sind eigentlich am Liebsten ab Oktober bis Mai auf der Insel. Auch wenn unsere Häuschen abseits vom Massentourismus in einer ländlichen Gegend liegt, ist Mallorca während der Ferienzeit sehr touristisch und laut. Im Winter ist es auf Mallorca zwar nicht mehr so heiß, jedoch bewegen sich die Temperaturen meist so zwischen 15-20 Grad. Ein ideales Wetter also für Wanderungen und für Sight-Seeing-Touren.
    Im September ist die Urlaubssaison noch nicht völlig abgeklungen, deshalb wirst du Mallorca als so touristisch erlebt haben. Mittlerweile sind die meisten Touristen zurück im Heimatland und die Insel begibt sich langsam wieder in den Winterschlaf. ;)

    1. Stimmt, zu dieser Zeit ist der rege Andrang sicher schon vorbei.
      Ich bevorzuge generell ja eher absolute Vor- bzw. Nachsaison ;)

  3. finde dein reise-blog herausragend, die bilderstrecken sind vom look & feel klasse fotografiert und die infos dito! möchte man alles gleich auf ein mal nachreisen! schau ich immer wieder gerne rein!

    1. Vielen lieben Dank, Carmen, dieses Feedback freut mich sehr!